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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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Forschungsaufgabe beschäftigte, und dieses Wissen zerstreute zumindest Alystras Verdacht auf eine mögliche Rivalin. An die Stelle der Eifersucht trat Neugier. Sie hatte sich manchmal Vorwürfe gemacht, Alvin im Turm von Loranne davongelaufen zu sein, obwohl sie wusste, dass sie unter denselben Umständen wieder genauso handeln würde. Man konnte Alvins Gedanken nicht verstehen, sagte sie sich, solange man nicht wusste, womit er sich abmühte.
    Sie ging zielbewusst in den Hauptsaal, beeindruckt von der Stille, die sie dort empfing. Die Auskunftsmaschinen standen nebeneinander an der Wand; sie ging auf eine von ihnen zu und blieb davor stehen.
    Als die Lampe blinkte, sagte sie: »Ich suche Alvin; er hält sich irgendwo in diesem Gebäude auf. Wo kann ich ihn finden?«
    Selbst nach Ablauf eines ganzen Lebens gewöhnte man sich nie ganz an das völlige Fehlen einer zeitlichen Verzögerung, wenn eine Auskunftsmaschine eine Frage beantwortete. Es gab Leute, die wussten oder zu wissen vorgaben, wie das kam, und gelehrt von »Zugriffszeit« und »Speicherraum« sprachen, aber das machte das Ergebnis nicht weniger erstaunlich. Jede Frage rein praktischer Art wurde sofort beantwortet. Nur bei komplizierten Berechnungen ergab sich eine Verzögerung.
    »Er ist bei den Monitoren«, kam die Antwort. Das nützte nicht sehr viel, weil sich Alystra darunter nichts vorstellen konnte. Keine Maschine gab jemals mehr Auskünfte, als von ihr verlangt wurden. Die richtige Formulierung von Fragen war daher eine Kunst, zu deren Erlernung oft viele Jahre nötig waren.
    »Wie erreiche ich ihn?«, fragte Alystra.
    »Das kann ich Ihnen nur sagen, wenn Sie die Genehmigung des Rates besitzen.«
    Das hatte sie nicht vorausgesehen. Es gab wenig Orte in Diaspar, die nicht jeder aufsuchen konnte, den es danach verlangte. Alystra war ziemlich sicher, dass Alvin nicht die Genehmigung des Rates eingeholt hatte; das konnte also nur bedeuten, dass ihn eine höhere Autorität unterstützte.
    Der Rat regierte Diaspar, aber seine Entscheidungen konnten von einer übergeordneten Macht aufgehoben werden – durch den nahezu unermesslichen Intellekt des Zentralen Elektronengehirns. Es fiel schwer, das Zentrale Elektronengehirn nicht als lebendes Wesen anzusehen, obgleich es praktisch die Summe aller Maschinen in Diaspar war. Auch wenn es im biologischen Sinn nicht lebte, besaß es mindestens ebenso viel Bewusstsein und Erkenntnisvermögen wie ein menschliches Wesen. Was Alvin tat, musste ihm bekannt sein – also musste es zustimmen, sonst hätte es ihn daran gehindert oder an den Rat verwiesen, wie die Auskunftsmaschine es bei Alystra getan hatte.
    Es hatte keinen Sinn hierzubleiben. Alystra wusste, dass jeder Versuch, Alvin zu finden – selbst wenn sie genau wusste, wo er sich in diesem Gebäude befand –, zum Scheitern verurteilt war. Türen würden sich nicht öffnen; Gleitwege würden sich rückwärts bewegen, wenn sie darauf stand; Liftfelder würden den Dienst versagen. Wenn sie weiter auf ihrem Vorhaben bestünde, würde sie ein höflicher, aber bestimmter Roboter auf die Straße bringen, oder man würde sie immer wieder rund um die Ratshalle transportieren, bis sie genug hätte und aus eigenem Antrieb ginge.
    Sie war schlechter Laune, als sie auf die Straße hinaustrat. Außerdem war sie nachdenklich, denn sie spürte zum ersten Mal, dass hier etwas vor sich ging, das ihre Wünsche und Interessen als unwichtig erscheinen ließ. Das hieß nicht, dass sie ihr deswegen weniger wichtig geworden wären. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun sollte, aber eines wusste sie genau: Alvin war nicht der einzige Mensch in Diaspar, der hartnäckig und beharrlich sein konnte.

Acht
    Acht
    Das Bild auf dem Leuchtschirm erlosch langsam, als Alvin seine Hände vom Bedienungspult nahm. Eine Weile saß er völlig regungslos da und starrte in das dunkle Rechteck, das ihn so viele Wochen hindurch beschäftigt hatte. Er hatte seine Welt umrundet; über diesen Bildschirm war jeder Quadratmeter der Außenmauern Diaspars gewandert. Er kannte die Stadt besser als jeder andere lebende Mensch, Khedron vielleicht ausgenommen; und er wusste jetzt, dass es keinen Weg durch die Mauern gab.
    Das Gefühl, das ihn bewegte, war nicht Mutlosigkeit; er hatte nicht erwartet, dass es leicht sein würde, dass er schon beim ersten Versuch Erfolg haben würde. Wichtig war, dass er eine Möglichkeit ausgeschieden hatte. Nun musste er sich mit einer anderen beschäftigen.
    Er stand auf und

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