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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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die seine Gefangenschaft teilten.
    Er suchte und fand den Turm von Loranne, bewegte sich schnell durch die Gänge und Tunnel, die er schon in Wirklichkeit durchforscht hatte. Als sich das Abbild des Steingitters vor seinen Augen ausbreitete, konnte er beinahe den kalten Wind spüren. Er kam auf das Gitter zu, blickte hinaus – und sah nichts. Einen Augenblick war der Schock so überwältigend, dass er beinahe seine eigene Erinnerung in Zweifel zog; war der Anblick der Wüste nicht mehr als ein Traum gewesen?
    Dann begriff er. Die Wüste war nicht ein Teil Diaspars, so dass auch ihr Abbild nicht in der Scheinwelt, die er durchstreifte, vorhanden sein konnte. Jenseits dieses Gitters mochte alles Mögliche liegen – auf dem Bildschirm würde es nie erscheinen.
    Aber der Bildschirm zeigte ihm dafür etwas anderes, was noch kein lebender Mensch gesehen hatte. Alvin schob seinen Blickpunkt durch das Gitter hinaus in das Nichts jenseits der Stadt. Er drehte den Regler, der die Blickrichtung veränderte, so dass er genau auf den Weg zurücksah, den er eben hinter sich gebracht hatte. Und dort hinter ihm lag Diaspar – von außen gesehen.
    Für die Elektronengehirne, die Gedächtnisstromkreise und all die zahllosen Mechanismen, die das Bild erzeugten, das Alvin beobachtete, war es nur ein einfaches Problem der Perspektive. Sie kannten die Form der Stadt; deshalb konnten sie auch ihr Bild von außen zeigen. Aber Alvin war trotzdem überwältigt. Er war, wenn nicht in Wirklichkeit, so doch im Geist der Stadt entflohen. Er schien im Raum zu schweben, wenige Meter von der steil abfallenden Außenwand des Turms von Loranne entfernt. Einen Augenblick starrte er auf die glatte graue Fläche vor seinen Augen; dann berührte er den Regler und richtete den Blick nach unten, auf den Grund.
    Jetzt, da er die Möglichkeiten dieses wunderbaren Instrumentes kannte, war ihm sein weiteres Vorgehen klar. Er brauchte nicht mehr Monate und Jahre damit zuzubringen, Diaspar vom Innern aus zu erforschen, Raum um Raum, Gang um Gang. Von einem neuen Aussichtspunkt konnte er an der Außenseite der Stadt entlangschweben und sofort jede Öffnung erkennen, die in die Wüste und die Welt dahinter hinausführen mochte.
    Er drehte sich zu Khedron um und wollte ihm danken. Aber der Spaßmacher war verschwunden.
    Alvin war der einzige Mensch Diaspars, der unerschrocken auf diese Bilder blicken konnte, die jetzt über den Bildschirm wanderten. Khedron wollte ihm zwar behilflich sein, aber auch er teilte jenes seltsame Entsetzen vor dem Raum, das die Menschheit in ihrer kleinen Welt festhielt.
    Die Einsamkeit, von der sich Alvin für kurze Zeit befreit geglaubt hatte, kam wieder über ihn. Aber jetzt war keine Zeit für Melancholie; es gab zu viel zu tun. Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu, stellte das Bild auf die Stadtmauer ein und begann seine Suche.
    Diaspar sah in den folgenden Wochen nur sehr wenig von Alvin, wenn auch seine Abwesenheit nur wenigen Menschen auffiel. Jeserac fühlte sich etwas erleichtert, als er erfuhr, dass sein früherer Schüler seine ganze Zeit in der Ratshalle verbrachte, statt an der Stadtgrenze herumzustreifen, weil er glaubte, dass Alvin dort keine Unannehmlichkeiten zustoßen konnten. Eriston und Etania riefen ein- oder zweimal in sein Zimmer, stellten fest, dass er ausgegangen war und zerbrachen sich nicht weiter den Kopf darüber. Alystra dagegen war etwas beharrlicher.
    Ihrer eigenen Gemütsruhe wegen war es bedauerlich, dass sie ausgerechnet Alvin liebte. Alystra hatte nie Schwie rigkeiten damit gehabt, einen Partner zu finden, aber verglichen mit Alvin schienen alle anderen Männer, die sie kannte, völlig unbedeutend, alle aus demselben ausdrucks losen Stoff gemacht. Sie wollte ihn nicht kampflos aufgeben; seine Gleichgültigkeit wirkte als unwiderstehliche Herausforderung.
    Aber vielleicht waren ihre Motive auch nicht nur selbstsüchtig, sondern eher mütterlicher als sexueller Natur. Alvin mochte eigensinnig und selbstsicher scheinen, aber Alystra fühlte seine innere Einsamkeit.
    Als sie festgestellt hatte, dass Alvin verschwunden war, fragte sie sofort Jeserac, was mit ihm geschehen sei. Jeserac erzählte es ihr nach kurzem Zögern. Wenn Alvin keine Gesellschaft wünschte, sollte er es selbst sagen. Jeserac konnte Alystra gut leiden; er hoffte, ihr Einfluss würde Alvin auf den rechten Weg führen.
    Die Tatsache, dass sich Alvin in der Ratshalle aufhielt, konnte nur bedeuten, dass er sich mit einer

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