Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson
auf der Heimfahrt im Bodengleiter schien er sich mit der Situation abgefunden zu haben. Roboter und Insekt begleiteten das Fahrzeug, das still durch Wälder und über Felder glitt – jeder blieb auf der Seite seines Herrn und gab vor, den anderen nicht zu bemerken.
Seranis erwartete sie bereits, als der Gleiter in Airlee ankam. Es war unmöglich, diese Leute zu überraschen, dachte Alvin. Die Verflechtung ihrer Gedanken hielt sie über alles auf dem Laufenden, was in Lys geschah. Er fragte sich, wie sie auf seine Abenteuer in Shalmirane reagiert hatten, über die sicher jedermann in Lys Bescheid wusste.
Seranis schien besorgter und unsicherer, als er sie je gesehen hatte, und Alvin erinnerte sich an die Entscheidung, die vor ihm lag. In der Aufregung der letzten Tage hatte er sie fast vergessen; er regte sich nie über Dinge auf, die in der Zukunft lagen. Aber jetzt hatte ihn die Zukunft eingeholt; er musste sich entscheiden, in welcher der beiden Welten er leben wollte.
Die Stimme Seranis’ klang bekümmert, als sie zu sprechen begann, und Alvin hatte plötzlich den Eindruck, dass mit den Plänen, die Lys für ihn vorgesehen hatte, etwas schiefgegangen war. Was hatte sich während seiner Abwesenheit ereignet? Waren Beauftragte nach Diaspar gegangen, um Khedrons Verstand zu beeinflussen – und hatten sie versagt?
»Alvin«, begann Seranis, »es gibt viele Dinge, von denen ich Ihnen noch nichts erzählt habe, die Sie jetzt aber erfah ren müssen, wenn Sie unser Vorgehen verstehen wollen.
Sie kennen einen der Gründe für die Isolierung unserer beiden Völker. Die Furcht vor den Invasoren, dieser dunkle Schatten in den Tiefen jedes menschlichen Geistes, veranlasste die Ihren, sich gegen die Welt abzukapseln und ihre eigenen Träume zu leben. Hier in Lys ist diese Furcht nie so stark gewesen, obwohl wir die volle Wucht des letzten Angriffs abbekamen. Wir hatten bessere Gründe für unsere Handlungen, und was wir taten, taten wir mit offenen Augen.
Vor langer Zeit, Alvin, strebten die Menschen nach Unsterblichkeit und errangen sie schließlich. Sie vergaßen, dass eine Welt, die den Tod verbannt, auch die Geburt verbannen muss. Die Macht, sein Leben unendlich zu verlängern, mag dem Einzelnen Zufriedenheit verleihen, dem Volk als Ganzem bringt sie Stillstand. Vor langer Zeit op ferten wir unsere Unsterblichkeit, aber Diaspar folgt immer noch dem falschen Traum. Das ist der Grund, warum sich unsere Wege getrennt haben und warum sie sich nie mehr vereinen dürfen.«
Obwohl die Worte in etwa vorauszusehen gewesen waren, wurde die Heftigkeit des Schlages dadurch nicht gedämpft. Aber Alvin weigerte sich, das Misslingen seiner Pläne zuzugeben, und nur ein Teil seines Verstandes hörte Seranis jetzt zu. Er begriff und merkte sich alle Worte Seranis’, aber der bewusste Teil seines Verstandes folgte der Straße nach Diaspar zurück, versuchte sich die Hindernisse vorzustellen, die sich ihm in den Weg legen konnten.
Seranis war sichtlich unglücklich. Ihre Stimme klang fast bittend, und Alvin wusste, dass sie nicht nur zu ihm, sondern auch zu ihrem Sohn sprach. Sie spürte das gegenseitige Verstehen und die Zuneigung zwischen den beiden. Hilvar sah seine Mutter fest an, und es schien Alvin, als enthielte der Blick nicht nur Sorge, sondern auch eine Spur von Missbilligung.
»Wir wollen Sie nicht zwingen, etwas gegen Ihren Willen zu tun, aber Sie werden sicher verstehen, was es bedeuten würde, wenn sich unsere beiden Völker wieder begegneten. Zwischen Ihrer Kultur und der unseren besteht eine Kluft, die tiefer ist, als es jede andere jemals war. Denken Sie an das eine, Alvin. Sie und Hilvar sind jetzt beinahe gleich alt – aber er und ich werden schon Jahrhunderte tot sein, während Sie noch ein Jüngling sind. Und das ist nur Ihr erstes in einer unendlichen Reihe von zukünftigen Leben.«
Im Raum war es jetzt sehr still, so still, dass Alvin die seltsam klagenden Laute unbekannter Tiere auf den Feldern am Dorfrand hören konnte. Er sagte, fast flüsternd: »Was verlangen Sie von mir?«
»Wir hofften, Sie zwischen Hierbleiben und der Rückkehr nach Diaspar wählen lassen zu können, aber das ist inzwischen unmöglich geworden. Zu viel ist geschehen, als dass wir Ihnen die Entscheidung überlassen dürften. Selbst in der kurzen Zeit Ihres Hierseins hat sich Ihr Ein fluss als äußerst störend erwiesen. Nein, ich tadle Sie nicht; ich weiß, dass Sie nichts Böses bezwecken. Aber es wäre besser gewesen, die Wesen
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