Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
Vom Netzwerk:
kein Teilchen übrig, das größer als zwei Zentimeter war. Das Wasser war voll von winzigen, grünen Punkten, die ein eigenes Leben und eigene Beweglichkeit zu besitzen schienen und sich schnell in der Weite des Sees verloren.
    Die Wellen auf dem Wasserspiegel waren jetzt völlig ver schwunden, und Alvin wusste, dass es den gleichmäßigen Pulsschlag in der Tiefe nicht mehr gab. Der See lag wieder leblos da – so schien es jedenfalls. Das war jedoch eine Illusion; eines Tages würden die unbekannten Kräfte, die in der Vergangenheit stets ihre Pflicht getan hatten, wieder in Aktion treten, und der Polyp würde wiedergeboren werden. Es war ein seltsamer und wunderbarer Vorgang, aber war er so viel seltsamer als die Zusammen setzung des menschlichen Körpers? War nicht auch er eine Kolonie einzelner, lebender Zellen?
    Alvin gab sich nicht lange mit solchen Überlegungen ab. Ihn bedrückte sein Misserfolg, obgleich er nie gewusst hatte, worin genau sein Ziel lag. Eine einmalige Gelegenheit war vertan, vielleicht kam sie nie wieder. Er starrte traurig auf den See hinaus, und es dauerte einige Zeit, bis er begriff, was ihm Hilvar ins Ohr flüsterte.
    »Alvin«, sagte sein Freund leise. »Ich glaube, du hast gewonnen.«
    Er drehte sich blitzschnell um. Der Roboter, der sich bisher regungslos in einiger Entfernung gehalten hatte, war stumm näher gekommen und schwebte jetzt einen Meter über seinem Kopf. Seine unbeweglichen Augen, mit ihrem gewaltigen Sehbereich, gaben nicht zu erkennen, wohin sie blickten. Wahrscheinlich überschauten sie die ganze Halbkugel, aber Alvin zweifelte nicht daran, dass sich ihre Aufmerksamkeit jetzt auf ihn richtete.
    Der Roboter schien darauf zu warten, was er als Nächstes tun würde. Bis zu einem gewissen Grad gehorchte er ihm jedenfalls. Er würde ihm nach Lys folgen, vielleicht sogar nach Diaspar – bis er sich anders besann. Bis dahin war er, Alvin, probeweise, sein Herr.

Vierzehn
    Vierzehn
    D ie Fahrt nach Airlee zurück dauerte fast drei Tage – zum Teil auch deswegen, weil es Alvin nicht eilig hatte. Die Erforschung des Gebietes von Lys war nunmehr einer wichtigeren und aufregenderen Aufgabe untergeordnet; er nahm langsam Verbindung zu dieser seltsamen, besessenen Intelligenz auf, die zu seinem Begleiter geworden war.
    Er verdächtigte den Roboter, dass er ihn für seine eigenen Absichten zu gebrauchen gedachte, was nur ausgleichende Gerechtigkeit gewesen wäre. Über seine Motive konnte er sich nie klarwerden, weil er sich weiterhin hartnäckig weigerte, mit ihm zu sprechen. Aus irgendeinem persönlichen Grund – vielleicht aus Furcht, er könnte zu viel verraten – musste der Meister äußerst wirksame Sperren in seinem Sprachzentrum eingesetzt haben, denn Alvins Versuche zu ihrer Beseitigung waren kläglich gescheitert. Selbst eine indirekte Befragung nach der Methode: »Wenn du nichts sagst, nehme ich an, dass es ja bedeutet«, versagte; der Roboter war viel zu gescheit, um auf derart simple Tricks hereinzufallen.
    In anderer Hinsicht schien er dagegen eher zu einer Zusammenarbeit bereit zu sein. Er befolgte Befehle, wenn sie nicht von ihm verlangten, dass er sprechen oder Auskünfte erteilen sollte. Nach einer Weile stellte Alvin fest, dass er ihn, wie die Roboter in Diaspar, auch durch Denken steuern konnte. Das war ein großer Schritt vorwärts, und ein wenig später gab das Wesen – es fiel schwer, den Roboter nur als Maschine anzusehen – noch etwas mehr nach und gestattete ihm, durch seine Augen zu sehen. Es schien, als ob der Roboter nichts gegen solche primitiven Formen der Verständigung einzuwenden hatte, aber er blockte alle Versuche zu weiterer Vertrautheit ab.
    Hilvars Anwesenheit hingegen übersah er völlig; er gehorchte keinem seiner Befehle und verschloss seine Gedanken vor ihm. Zuerst war das für Alvin eine Enttäuschung, weil er gehofft hatte, Hilvars größere geistige Kraft würde diese Schatztruhe verborgener Erinnerungen öffnen können. Erst später erkannte er den Vorteil, einen Diener zu besitzen, der außer ihm keinem Menschen gehorchte.
    Das einzige Mitglied der Expedition, das Einspruch erhob, war Krif. Vielleicht sah er in ihm einen Rivalen, oder er missbilligte grundsätzlich alles, was ohne Flügel flog. Als niemand hinsah, unternahm er verschiedene direkte Angriffe auf den Roboter, der ihn dadurch noch mehr in Raserei brachte, dass er diese Attacken überhaupt nicht zur Kenntnis nahm. Schließlich gelang es Hilvar, ihn zu beruhigen, und

Weitere Kostenlose Bücher