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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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Macht er daher nie ganz verstanden hatte. Nun sollten sie tun, was sie für richtig hielten, er hatte die Wahrheit dargelegt, wie er sie sah.
    Der Präsident sah ihn ernst an.
    »Haben Sie noch etwas zu sagen«, fragte er, »bevor wir beschließen, was zu tun ist?«
    »Nur noch eines. Ich möchte diesen Roboter zum Zentralgehirn bringen.«
    »Aber warum? Sie wissen, dass das Zentralgehirn alles wahrgenommen hat, was in diesem Raum vor sich ging.«
    »Ich möchte trotzdem hingehen«, erwiderte Alvin höf lich, aber hartnäckig. »Ich ersuche um Genehmigung durch Rat und Zentralgehirn.«
    Ehe der Präsident antworten konnte, tönte eine klare, ruhige Stimme durch den Saal. Alvin hatte sie noch nie gehört, aber er wusste, wer da sprach. Die Auskunftsmaschinen, die nur kleine Teilchen dieser großen Intelligenz waren, konnten zu den Menschen sprechen – aber sie besaßen nicht diesen unverwechselbaren Klang von Weisheit und Autorität.
    »Er kann zu mir kommen«, sagte das Zentralgehirn.
    Alvin sah den Präsidenten an. Es sprach für ihn, dass er seinen Sieg nicht auszunutzen versuchte. Er fragte lediglich: »Erlauben Sie, dass ich gehe?«
    Der Präsident sah sich im Ratssaal um, bemerkte keine Gegenstimme und erwiderte etwas hilflos: »Nun gut. Die Wachen werden Sie begleiten und wieder hierherbringen, sobald unsere Debatte beendet ist.«
    Alvin verbeugte sich leicht, die großen Türen öffneten sich wieder, und er verließ langsam den Saal. Jeserac begleitete ihn, und als sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, sah er seinen Lehrer an.
    »Was, glauben Sie, wird der Rat jetzt tun?«, fragte er besorgt. Jeserac lächelte.
    »Ungeduldig wie immer!«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie viel meine Vermutung wert ist, aber ich nehme an, sie wer den das Grabmal Yarlan Zeys versiegeln, damit niemand deine Fahrt wiederholen kann. Dann ist Diaspar in der Lage, wie bisher weiterzuleben, ungestört von der Außenwelt.«
    »Das fürchte ich auch«, meinte Alvin bitter.
    »Und du hoffst immer noch, es verhindern zu können?«
    Alvin antwortete nicht sofort; er wusste, dass Jeserac seine Absichten durchschaut hatte, aber wenigstens konnte der Lehrer seine Pläne nicht vorausahnen, denn er hatte keine. Er musste improvisieren.
    »Nehmen Sie mir das übel?«, sagte er, und Jeserac wunderte sich über den neuen Ton in seiner Stimme. Sie enthielt eine Andeutung von Demut, den winzigen Hinweis darauf, dass Alvin zum ersten Mal die Zustimmung seiner Mitmenschen suchte. Es berührte Jeserac, gleichzeitig aber war er zu klug, um es allzu ernst zu nehmen. Alvin befand sich in einer schwierigen Lage; es schien daher nicht geraten, gleich eine dauerhafte Verbesserung seines Charakters anzunehmen.
    »Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten«, sagte Jeserac langsam. »Ich fühle mich versucht zu sagen, dass Wissen an sich, jedes Wissen, wertvoll ist; man kann auch kaum bestreiten, dass du unser Wissen erheblich bereichert hast. Aber du hast auch unsere Gefahren vermehrt – und was wird auf lange Sicht wichtiger sein? Wie oft hast du dir das überlegt?«
    Einen Augenblick sahen sich Lehrer und Schüler nachdenklich an, wobei vielleicht jeder den Standpunkt des anderen klarer sah als jemals zuvor. Dann gingen sie den langen Korridor hinunter, während die Wachen geduldig hinter ihnen hermarschierten.
    Alvin wusste, dass diese Welt nicht für Menschen geschaffen worden war. Unter einem grellen blauen Licht schienen sich die langen, breiten Gänge ins Unendliche zu erstrecken. In diesen Gängen eilten die Roboter von Diaspar hin und her, aber nicht einmal in Jahrhunderten war dort das Echo menschlicher Schritte zu hören gewesen.
    Hier lag die unterirdische Stadt, die Stadt der Maschinen, ohne die Diaspar nicht leben konnte. Einige Hundert Meter vor ihnen würde der Gang in einen runden Saal von beinahe zwei Kilometern Durchmesser münden; das Dach wurde von großen Säulen getragen, auf denen auch das unvorstellbare Gewicht der Energiezentrale ruhte. Hier brütete, den Plänen zufolge, das Zentralgehirn bis in alle Ewigkeit über dem Schicksal Diaspars.
    Der Saal war tatsächlich da, und er schien sogar noch größer zu sein, als Alvin gedacht hatte – aber wo war das Zentralgehirn? Irgendwie hatte er es sich immer als eine einzige riesige Maschine vorgestellt, obwohl er wusste, wie naiv diese Vorstellung war. Das gewaltige, aber unverständliche Panorama unter ihm ließ ihn vor Staunen und Unsicherheit stehen bleiben.
    Der Gang,

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