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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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sahen sehr merkwürdig aus, und bald wurde ihnen klar, dass die Trennlinien zwischen Land und Wasser völlig regelmäßig verliefen. Die Kontinente dieses Planeten schienen künstlich hergestellt – aber wie leicht musste die Formung eines Planeten den Wesen gefallen sein, die seine Sonnen erschaffen hatten!
    »Das sind ja gar keine Meere«, rief Hilvar plötzlich. »Schau – man kann Markierungen darauf erkennen!«
    Erst als der Planet näher kam, konnte Alvin erkennen, was sein Freund gemeint hatte. Er bemerkte undeutliche Streifen und Linien an den Küsten, ziemlich weit hineingezogen in das Gebiet, das er für einen Ozean gehalten hatte. Dieser Anblick erfüllte ihn mit plötzlichem Zweifel, denn er kannte die Bedeutung dieser Linien nur zu gut. Er hatte sie schon einmal gesehen, in der Wüste von Diaspar, und sie sagten ihm, dass seine Reise umsonst gewesen war.
    »Dieser Planet ist so trocken wie die Erde«, sagte er tonlos. »Das Wasser ist verschwunden – diese Streifen sind Salzwüsten, in denen die Meere verdunstet sind.«
    »Das hätten sie niemals zugelassen«, erwiderte Hilvar. »Ich glaube, wir sind doch zu spät gekommen.«
    Alvins Enttäuschung war so groß, dass er nicht sprechen konnte, sondern nur stumm auf die große Welt blickte. Mit eindrucksvoller Langsamkeit drehte sich der Planet unter dem Raumschiff, und seine Oberfläche stieg majestätisch empor, um sie zu empfangen. Jetzt konnten sie Gebäude erkennen – winzige weiße Krusten überall, außer auf dem Meeresboden.
    Diese Welt war einst der Mittelpunkt des Universums gewesen. Jetzt war es still hier, die Luft war leer, und auf dem Boden eilten keine Pünktchen hin und her, die Leben anzeigten. Aber das Raumschiff glitt immer noch über das erstarrte Steinmeer – ein Meer, das sich hier und dort in großen Wellen gesammelt hatte, die den Himmel herausforderten.
    Kurze Zeit später stand das Schiff regungslos in der Luft, als habe der Roboter den Ursprung seiner Erinnerungen aufgespürt. Unter ihnen befand sich eine Säule aus schneeweißem Stein, die aus der Mitte eines gewaltigen marmornen Amphitheaters emporragte. Alvin wartete eine Weile; dann, als sich das Raumschiff nicht rührte, befahl er, am Fuß der Säule zu landen.
    Bis jetzt hatte Alvin immer noch halb gehofft, auf diesem Planeten Leben zu finden. Die Hoffnung verschwand sofort, als er die Luftschleuse verließ. Nie zuvor in seinem Leben, nicht einmal in Shalmirane, hatte er eine solch unglaubliche Stille erlebt. Auf der Erde gab es immer das Gemurmel von Stimmen, die Geräusche lebender Wesen, das Seufzen des Windes. Hier gab es nichts von alledem, noch würde dergleichen jemals wieder hier sein können.
    »Warum hast du uns hierhergeführt?«, fragte Alvin. Die Antwort war ihm ziemlich gleichgültig, aber er wurde immer noch von der ursprünglichen Idee seiner Nachforschungen angetrieben, obwohl er die Lust daran völlig verloren hatte.
    »Der Meister ist von hier abgeflogen«, erwiderte der Roboter.
    »Das dachte ich mir«, sagte Hilvar. »Kannst du denn die Ironie nicht erkennen? Er ging geächtet von dieser Welt – und schau dir das Denkmal an, das sie ihm erbaut haben!«
    Die gewaltige Steinsäule war etwa hundertmal so groß wie ein Mensch und in einen etwas über dem Boden erhobenen Metallring eingelassen. Sie trug weder Verzierung noch Inschrift. Wie viele Tausend oder Millionen Jahre hatten sich die Anhänger des Meisters hier versammelt, um ihn zu ehren? Und hatten sie jemals erfahren, dass er im Exil auf der fernen Erde gestorben war?
    Es spielte keine Rolle mehr. Der Meister und seine Anhänger waren begraben und vergessen.
    »Komm, wir gehen hinaus«, drängte Hilvar, der Alvin aus seiner bedrückten Stimmung reißen wollte. »Wir haben das halbe All durchquert, um an diesen Ort zu gelangen. Da kannst du dir doch wenigstens die Mühe machen, auszusteigen.«
    Alvin musste lächeln; er folgte Hilvar durch die Luftschleuse. Im Freien begannen sich seine Lebensgeister wieder zu regen. Auch wenn diese Welt tot war, musste sie vieles Interessante bieten, vieles, das ihm bei der Enträtselung der Vergangenheit behilflich sein konnte.
    Die Luft war modrig, aber zu atmen. Trotz der vielen Sonnen am Himmel war die Temperatur ziemlich niedrig. Nur die weiße Scheibe der Zentralsonne lieferte wirkliche Wärme, die aber beim Durchbruch durch den Nebelschleier an Kraft verloren zu haben schien. Die anderen Sonnen waren farbig, spendeten aber keine Wärme.
    Sie brauchten

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