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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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stürmten an Land, um ein Spalier für ihre Königin zu bilden. Eine Ehrenwache so groß wie ein ganzes Regiment marschierte vor den Shasinn auf. In ihrer Mitte stand eine kleine Gruppe Männer in Zivilkleidung. Larissa, die oben auf der Laufplanke wartete, hatte keine Ahnung, welcher von ihnen Graf Todesmond war. Sie würde ihn beeindrucken, wer auch immer er sein mochte. Sie beeindruckte jeden Mann. Larissa schritt die Planke hinab und zwischen ihren Shasinn hindurch. Als sie näher kam, rissen die Zivilisten erstaunt die Augen auf. Sie hatte den Reiseumhang geöffnet, der jetzt locker über ihren Rücken fiel. Um die schmalen Hüften wand sich eine drei Zoll breite Schärpe aus purpurfarbener Seide. Die mit Troddeln verzierten Enden reichten vorne und hinten bis zu den Knien der Königin. Außer der Schärpe und zahlreichen Juwelen trug sie keine Kleidung. Ein Mann in kostbaren grauen Gewändern trat einen Schritt vor.
    »Mezpa grüßt dich, Königin Larissa von den Inseln. Ich bin Graf Todesmond, Vorsitzender des Rates der Weisen.«
    Sie lächelte und ergriff die ausgestreckte Hand. »Ich grüße dich in meinem und im Namen meines Gemahls, des Kaisers Gasam.« Als sie den Titel ›Kaiser‹ für den barbarischen Gasam benutzte, zuckte er zusammen, aber Larissa fand, dass niemandem außer ihrem Ehemann ein solcher Rang zustand.
    Todesmond musterte ihre in Zweierreihen angetretenen Krieger. »Ich sehe, die Shasinn sind so wohlgestaltet, wie man immer erzählt, aber neben der Schönheit ihrer Königin verblassen auch sie.« Er führte sie zu einem riesigen Zelt, das mit Teppichen, Kissen und Decken ausgestattet war.
    »Vielleicht ziehst du ein eigenes Zelt vor, aber dieses steht dir zur Verfügung, wenn du weniger beengt wohnen möchtest. Bitte nutze es nach Belieben.«
    »Du bist zu großzügig. Es gefällt mir sehr gut.« Sie fragte sich, ob ihm das große Zelt dazu diente, Spione und Lauscher platzieren zu können. Nun, es sah wirklich bequem aus, und sie hatte nicht vor, irgendetwas preiszugeben, was ihm zum Vorteil gereichte.
    Die Mezpaner zogen sich zurück, damit sie sich ausruhen konnte, ehe sie sich zum Festmahl einfand, das heute Abend stattfand. Larissa postierte ihre Wachen und ließ sich in die Kissen sinken, während ihr Zelt aufgebaut wurde. Auf runden niedrigen Tischen standen Krüge mit eiskaltem Wein, Schalen mit Obst und Gebäck. Sie würde sich hüten, vor einem wichtigen Gespräch zu viel zu trinken, und wollte ihre Gastgeber nicht beleidigen, indem sie beim Festmahl nichts zu sich nahm. Also ignorierte sie die Köstlichkeiten und ruhte sich aus.
    Larissa schloss die Augen und dachte an die hinter ihr liegende Schlacht. Eigentlich war es nur ein unangenehmer Zwischenfall gewesen. Sie hatte Dinge erlebt, die sie beunruhigten, aber Gasam würde sicher eine Möglichkeit finden, jede Bedrohung durch diese Waffen zu entschärfen. Sie war froh, dass die Mezpaner eine so große Ehrenwache mitgebracht hatten. Ein Regiment war in der Lage, eine aufschlussreiche Demonstration der Feuerrohre vorzuführen, die viele Fragen beantwortete.
    Sollte Todesmond nicht gleich bereit sein, eine Vorführung zu befehlen, musste sie ihn ein wenig bearbeiten. Bisher war ihr noch kein Mann begegnet, den sie nicht dazu brachte, alle ihre Wünsche zu erfüllen.
     
    Als der erschöpfte Kurier in die königlichen Gemächer stolperte, entriss ihm Königin Shazad die Bronzeröhre, ehe er auch nur ein Wort der Begrüßung herausbrachte. Ein paar Augenblicke stand er schwankend vor ihr und brach dann zusammen. Sie beachtete ihn nicht weiter, erbrach das Siegel und zog ein zusammengerolltes Stück Papier heraus.
    Ihre Hofdamen warteten angespannt, während die Königin las. Sie erbleichte. Zwei Frauen stürzten auf sie zu und schoben ihr einen Stuhl hin. Sie sank darauf zusammen, als hätten sich ihre Glieder in Gelee verwandelt.
    »Schlechte Neuigkeiten, Majestät?«, flüsterte Lady Zina.
    Shazad riss sich zusammen. »Zina, du bleibst bei mir. Ihr anderen verlasst den Raum. Nehmt den Boten mit.« Sie wies auf den am Boden liegenden Mann. Zwei Diener schleppten ihn hinaus, und die übrigen Hofdamen entfernten sich unter Verneigungen und schlossen die Tür hinter sich.
    »Ich bin gerettet, Zina!«, rief Shazad. »König Hael kommt!«
    Ihre Nerven waren so ramponiert, dass sie nicht einmal mehr ein Lächeln zustande brachte. Innerlich war sie in Hochstimmung, aber ihr Körper vermochte nichts davon auszudrücken. Sie hatte so

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