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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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seiner Verwirrung vergaß er, Hael mit dem gebührenden Titel anzureden.
    »Ich bin in großer Eile«, antwortete Hael beruhigend. »Leider versäumte ich, meinem königlichen Bruder Mitteilung über meine Ankunft auf seinem Gebiet zu machen.«
    »Das ist ungehörig, ganz und gar ungehörig!«
    »Das weiß ich und es tut mir leid. Als kleine Entschuldigung habe ich deinem König kostbare Geschenke mitgebracht. Ich habe auch ein paar Geschenke für dich mit dabei, um dich für deine Mühe zu entschädigen.« Er kannte die Omianer sehr gut.
    »Nun ja, ich glaube kaum, dass unser König wirklich böse sein wird. Er weiß, wie es ist, wenn ein königlicher Bruder einem Notfall gegenübersteht. Es ist ein Notfall, Herr, nicht wahr? Du hast ziemlich viele Krieger mitgebracht.« Er musterte die lange Reihe der Berittenen.
    »Es kommen noch viel mehr Krieger. Tatsächlich folgen uns noch fünfundsechzig Regimenter.«
    Der Mann starrte ihn entgeistert an. »Das ist ja der größte Teil deiner Armee! Ist dies etwa eine Invasion?«
    »O nein, keineswegs. Wir halten ein Gemeinschaftsmanöver mit den Nevanern ab. Meine liebe Freundin, Königin Shazad, war einverstanden, eine Übung von größeren Ausmaßen durchzuführen, um die gute Zusammenarbeit unserer Armeen zu gewährleisten.«
    »Sehr weise, sehr weise«, murmelte der Omianer mit bleichem Gesicht. Schweiß lief unter seinem Helm hervor. Bei der letzten Zusammenarbeit Nevas und der Steppenkrieger war ein großer Teil der omianischen Armee vernichtet worden, da sie unklugerweise auf Gasams Seite kämpfte.
    »Ich denke, meine Geschenke werden die Unkosten ausgleichen, die unsere Durchquerung des Landes verursacht. Ich werde König Umas …«
    »Inzwischen regiert König Luso, Majestät«, unterbrach ihn der Beamte.
    »Dann eben König Luso.« Hael konnte sich nie merken, welcher der Brüder und Vettern gerade auf dem Thron saß und wer sich im Exil oder im Kerker befand. Noch verwirrender wurde die Thronfolge dadurch, dass die Herrscher einander selten töteten. So konnte ein Mann durchaus mehrmals an die Macht gelangen. »Ich werde ihm von meinen Plänen berichten, wenn ich ihm meine Geschenke übersende. Allerdings haben wir Omia längst verlassen, wenn er von unserer Durchreise erfährt.«
    »Dennoch wird er deine Geste zu würdigen wissen.«
    Hael ritt weiter. Er hatte einen Treffpunkt bestimmt, der noch auf omianischer Seite lag, unweit der nevanischen Grenze. Er befand sich auf dem Land eines einheimischen Großgrundbesitzers, der alljährlich einen Zuschuss erhielt, um große Grasflächen unberührt zu lassen und dafür zu sorgen, dass immer genügend Holz verfügbar war. Die Vereinbarung war privater Natur, denn es war nicht nötig, den König von Omia mit solchen Kleinigkeiten zu belästigen.
    Ansa und Kairn ritten hinter ihrem Vater. Bisher waren sie noch nie in den Krieg gezogen und sie waren sehr beeindruckt. Nicht nur durch die unbeschreiblichen Ausmaße der ganzen Armee, sondern auch durch die Voraussicht und mustergültige Planung Haels, die immer wieder deutlich wurde. Wie stark die mystischen Fähigkeiten auch waren – wenn es um militärische Belange ging, war er durch und durch praktisch veranlagt. Er kannte die Namen und Besonderheiten jedes Grafen, dessen Land er durchquerte, und hatte persönliche Geschenke für jeden einzelnen mitgenommen.
    »Man darf nie davon ausgehen, dass alle Menschen gleich sind. Egal, ob es sich um Freunde, Feinde oder Neutrale handelt«, erklärte er seinen Söhnen. »Manche sind einfach nur gierig. Das trifft auf die meisten Landbesitzer Omias zu, und mit ihnen umzugehen ist ganz einfach: Schenkt ihnen Geld und Juwelen. Andere sind sehr empfindlich, und man muss lernen, wie sie zu besänftigen sind. Vielleicht reichen schon ein respektvolles Benehmen und ein paar Schmeicheleien. Die schlimmsten sind jene, die sich schnell kaufen lassen, sich dann aber weigern, das Abkommen zu respektieren.«
    »Was machst du mit ihnen?«, erkundigte sich Kairn.
    »Ich erinnere sie daran, dass wir auf dem Rückweg wiederkommen. Wenn sie mich betrügen, werden sie es bereuen.«
     
    Der Ritt durch Omia verlief ohne Zwischenfälle. Das Land war spärlich besiedelt und es gab Wild im Überfluss. Den ganzen Tag über waren Jäger im Einsatz, um frisches Fleisch für die Abendmahlzeit zu besorgen. Auch Wasser war reichlich vorhanden, denn Omia wurde von vielen kleinen Flüssen durchzogen. Als sie den Treffpunkt erreichten, schlugen sie ein Lager auf

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