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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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gehen. Wenn sie Bögen besitzen, gelingt es ihnen sicher, ein paar Pfeile abzuschießen, ehe wir sie vertreiben.«
    »Unsinn. Ich habe mehr Schlachten erlebt als jeder Veteran eurer Armee. Ich habe mich noch nie vor einem Feind versteckt.«
    Schwarzfluss grinste. »Ich sehe, dass dein Ruf als Kriegerkönigin begründet ist. Nun gut, aber du musst dich von ein paar Männern mit Schilden schützen lassen.«
    »Meine Wachen machen das sehr gut«, entgegnete sie.
    »Dann werde ich mich um den Empfang der Gauner kümmern.«
    Als er fort war, wandte sie sich im heimischen Inseldialekt an ihre Leibwächter: »Bleibt ruhig sitzen. Es wird zu keiner richtigen Schlacht kommen. Die Besatzung der Schiffe soll nicht sehen, dass sich Shasinn an Bord befinden, also zeigt weder euch noch eure schwarzen Schilde. Zwei von euch borgen sich Schilde der Soldaten und kommen her, um mich vor Pfeilen zu beschützen. Ich will mir alles genau ansehen.«
    Enttäuscht, weil kein richtiger Kampf bevorstand, gehorchten die Krieger. Zwei von ihnen stellten sich mit bunten Schilden neben Larissa. Sie erhob sich und beobachtete die beiden Segelschiffe, die sich rasch von Süden her näherten. Es waren flache, schnelle Boote, deren schräg stehende, dreieckige Segel ihnen weitaus größere Schnelligkeit verliehen, als den Ruderbooten zu eigen war, die nur auf kurzen Strecken ein höheres Tempo vorlegen konnten.
    An Bord des Schiffes brach im Bug heftige Betriebsamkeit aus. Ein Lukendeckel war entfernt worden und eine aus Soldaten und Seeleuten bestehende Gruppe zog einen überaus schweren Gegenstand an Deck. Nach und nach kam ein eigenartiges Gerät zum Vorschein.
    Es handelte sich um eine Röhre, die mindestens acht Fuß lang war und aus dem gleichen weißen Material wie die Feuerrohre bestand. Im Gegensatz zu den kleinen Waffen war das Rohr in gleichmäßigen Abständen von dicken Bronzeringen umgeben und an einem Ende saß eine Bronzekappe. Das eigenartige Gerät wurde nach Steuerbord gezerrt und auf ein großes Holzgestell gelegt, das fest mit dem Deck verbunden war. Das vordere Ende der Röhre war offen, und ein paar Soldaten stopften etwas in das Rohr, das sie immer wieder mit einer langen Stange noch tiefer hineinstießen.
    Larissa hatte die Feuerrohre schon mehrmals in Aktion gesehen und ging davon aus, dass es sich hier um ein Riesenfeuerrohr handelte. Konnte man damit ein Schiff zerstören? Die Feinde näherten sich mit hoher Geschwindigkeit. Wenn sie sich zeigte und ihren Shasinn befahl, an der Reling zu stehen, würden sie sofort abdrehen. Schließlich waren es Gasams Piraten. Aber sie war neugierig, wie der Graf die Feinde zu bekämpfen gedachte, und wollte keine Fragen beantworten, warum die Piraten sich scheuten, sie und ihre Krieger anzugreifen.
    Sobald die Piraten in Schussweite waren, flogen ihre Pfeile zum Ruderboot hinüber. Die ersten fielen ins Wasser, die nächsten streiften bereits die Reling.
    »Feuer!«, brüllte Schwarzfluss. Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte, als eine Gruppe Soldaten gleichzeitig feuerte. Sie wichen zurück und schon trat die nächste Reihe vor und schoss. Die Shasinn johlten und hielten sich die Ohren zu. Larissa fiel auf, dass immer eine Reihe Soldaten schussbereit war, während ihre Kameraden nachluden. Eine kluge Handhabung der Waffen, dachte sie. Die Männer gingen mit mechanisch anmutender Gleichförmigkeit vor und verzogen keine Miene. Hier gab es keine Kriegerleidenschaft, nur dumpfen Gehorsam. Sie vermochte nicht festzustellen, welche Auswirkung die Schüsse auf die Gegner hatten, die immer näher kamen.
    Männer sprangen von dem Riesenfeuerrohr fort, als ein Offizier etwas aus der Gürteltasche zog und in eine Vertiefung am Ende des Rohrs auf die Bronzekappe legte. Es war eine ähnliche Kugel, wie sie für die kleineren Waffen verwendet wurde. Der Offizier trat zurück und zog an einer Schnur. Ein wie ein Hammer geformter Schlegel fiel auf die Kugel. Ein Knall – der lauteste Knall, den Larissa je gehört hatte – erscholl. Das Deck erbebte und ein paar Shasinn fielen durch die Erschütterung vornüber auf die Planken. Larissa dröhnte der Kopf, und wie durch einen Schleier nahm sie wahr, wie ein hohe Wasserfontäne genau vor dem Bug des ersten Piratenschiffes aufspritzte.
    Augenblicklich eilten die Soldaten auf ihre Plätze zurück und bereiteten das gewaltige Feuerrohr für den nächsten Schuss vor. Nachdem die Waffe geladen war, machte sich der Offizier an einer Kurbel zu schaffen, mit

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