Die Stahlkönige
und warteten.
Nach zwei Stunden traf das nächste Regiment ein und so ging es fünf Tage lang fort.
Kairn und Ansa konnten nicht umhin, sich beim Anblick der Kriegermassen staunend umzusehen. Jeder Mann hatte so viele Ersatzcabos mitgenommen, wie ihm nur möglich war. Der ärmste Krieger besaß mindestens drei Tiere. Häuptlinge hatten zehn oder mehr. Die ganze Horde ähnelte einer gewaltigen Caboherde, an deren Rändern Männer ritten. Nach zwei Tagen, in denen die Tiere reichlich grasen durften, befahl König Hael die Weiterreise.
Als sie die nevanische Grenze erreichten, erblickte Hael an der Spitze der Abordnung, die ihn erwartete, ein vertrautes Gesicht. Der mit Narben übersäte grauhaarige Veteran streckte die knorrige Hand aus und Hael ergriff sie voller Freude.
»Willkommen, König Hael«, sagte der Alte.
»Welche Ehre! Darf ich dir meine Söhne vorstellen? Ansa und Kairn. Jungs, das ist seine Hoheit, General Harakh, Prinzgemahl von Neva.«
»Sie sehen dir sehr ähnlich, Hael. Ich beneide dich. Leider haben Shazad und ich keine Kinder.«
»Manchmal sind sie eine rechte Plage«, versicherte ihm Hael. Er wurde den übrigen Mitgliedern der Delegation vorgestellt und musterte sie eingehend. Sie wirkten zuverlässig, wenn auch völlig unangemessen gekleidet, mit verzierten Uniformen, vergoldeten Waffen und Rüstungen. Er wusste, dass Shazad keine unfähigen Offiziere duldete. Außerdem hatte er nicht vor, ihnen zu viel abzuverlangen.
»Geht die Mobilmachung voran?«, erkundigte sich Hael, als sie in Richtung Hauptstadt zogen.
»O ja. Die nördlichen Garnisonen sind uns weit voraus. Gemeinsam mit den westlichen Truppen werden sie uns vor der Hauptstadt erwarten. Die südlichen Regimenter sammeln wir unterwegs ein, wenn wir von Kasin nach Süden ziehen. Bis wir die Grenze Chiwas erreichen, ist die ganze Armee versammelt.«
»Wart ihr in der Lage, die Neuigkeiten vor Gasam geheim zu halten?«
»Wir haben zahlreiche Boten und Spione abgefangen«, erklärte Harakh. »Und wir haben ihre Auftraggeber geschnappt. Ich bin sicher, Gasam und Larissa haben keine Ahnung, dass wir angreifen.«
»Gut, denn alles hängt vom Überraschungsmoment ab.«
»Den haben wir auf unserer Seite«, versicherte ihm Harakh.
Sie ritten schnell, überstürzten aber nichts. Hael wollte weder Menschen noch Tiere erschöpfen, ehe der Kampf begann. Ihnen standen harte Zeiten bevor.
Der erste Blick auf Kasin, die Hauptstadt von Neva, war höchst eindrucksvoll. Die untergehende Sonne schien auf die hohen, majestätischen Mauern. Die Stadt lag an einer Bucht und viele von Haels Kriegern sahen zum ersten Mal das Meer. Auf den Feldern, welche die Stadt im Halbkreis umgaben, stand ein riesiges Lager aus weißen Zelten. Rauch stieg von Tausenden von Feuern empor.
Als sie sich noch eine halbe Meile von den Mauern entfernt befanden, öffnete sich ein Tor, und Königin Shazad ritt ihnen entgegen. Hael erteile Befehle für die Unterbringung seiner Männer und Tiere und eilte ihr mit seinen Söhnen entgegen.
Die beiden Herrscher umarmten sich förmlich, während die Bevölkerung ihnen zujubelte, und ritten Seite an Seite in die Stadt.
»Selten war ich so froh, viele tausend Barbaren vor meiner Stadt auftauchen zu sehen«, erklärte Shazad.
»Deine Untertanen jubeln«, entgegnete Hael, »aber sie klingen weniger froh als beim letzten Mal.«
»Beim letzten Mal bist du als Retter erschienen. Diesmal sind sie sich nicht sicher, was dein Erscheinen soll.«
»Sie werden sich freuen, wenn Gasam besiegt ist.«
»Stimmt, aber mit diesem Wissen wollen wir sie nicht vorab belasten.«
»Ich hörte, du hattest mit unzuverlässigen Menschen zu kämpfen und musstest die Mitglieder deines Rates und des Oberkommandos verringern.«
»Ich habe einen Hausputz gemacht«, erklärte sie grimmig. »Nichts ist so gut geeignet wie ein bevorstehender Krieg, um dir zu zeigen, wer dir treu ergeben ist und wer nicht. Eine gelegentliche Säuberung tut dem Staat gut, auch wenn sie anfangs lähmend erscheint. Ich musste ein paar Freunde hinrichten.«
»Wenn sie unaufrichtig waren, dann waren es keine Freunde«, erwiderte Hael.
»Kein Herrscher hat richtige Freunde, aber ich bin so weit, dass mir auch Illusionen lieb und teuer geworden sind.«
Sie erreichten den Palast, saßen ab und stiegen die lange Treppe empor, während das Volk ihnen zujubelte. Welche Schwierigkeiten Shazad auch mit dem Rat und dem Militär hatte, sie war die beliebteste Herrscherin, die Neva je
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