Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
deren Hilfe das Rohr angehoben wurde. Dann wichen die Männer zurück. Diesmal hielt sich Larissa die Ohren zu. So ertrug sie das folgende Dröhnen bedeutend besser und richtete den Blick fest auf die Piraten.
    Das erste Schiff war noch näher gekommen und sie vermochte einzelne Gesichter entlang der Reling zu erkennen. Die meisten Männer trugen Bärte, brüllten aus Leibeskräften und schwenkten Waffen. Unmittelbar nach dem Krachen der Waffe sah Larissa, wie ein Teil der Reling in tausend Stücke zersprang. Blut schoss gen Himmel, dann verdeckte ihr eine weiße Rauchwolke die Sicht. Als sie sich verzogen hatte, fehlte ein großes Stück des Bugs, als hätte ein riesiges Monstrum zugebissen. Die Piraten drehten ab. Sie hatten genug. Das zweite Schiff senkte die Segel, um die Mezpaner unbehelligt ziehen zu lassen.
    Soldaten und Matrosen stimmten lautes Siegesgeschrei an und bedachten die Gegner mit Drohgebärden. Ein paar der Männer liefen zur Reling und streckten den Piraten das entblößte Hinterteil entgegen. Larissas Krieger waren still und verschlossen. Diese Art des Kampfes gefiel ihnen nicht. Sie hatte etwas Unkriegerisches an sich, obwohl das Gemetzel gleich blieb. Schwitzend und lächelnd kehrte Schwarzfluss zurück.
    »Ich hoffe, Majestät sind wohlauf. Es tut mir leid, ich hätte dich vor dem Lärm warnen sollen. Wenn man nicht daran gewöhnt ist, kann es sehr beunruhigend sein.«
    Sie lächelte, da sie wusste, dass er sie absichtlich nicht gewarnt hatte, um sie durch die mächtige Waffe zu beeindrucken.
    »Eine erstaunliche Waffe. Ein wahrhaft interessantes Spektakel. Kann man damit ein Schiff versenken?«
    »Dafür bedarf es einer größeren Kugel. Mit dieser kann man die Menschen an Bord hervorragend vernichten. Man muss nur ein Stück der Reling, einen Aufbau oder ein Schanzkleid treffen und kann den herumfliegenden Holzsplittern die meiste Arbeit überlassen.« Larissa fiel auf, dass er nicht darauf einging, ob Mezpa Waffen besaß, die Schiffe versenkten.
    »Nimm ruhig wieder Platz und genieße den Rest der Reise. In weniger als einer Stunde erreichen wir die Insel. Vielleicht ist sie sogar schon in Sicht.« Als er fort war, wandte sich Larissa an ihre Krieger.
    »Was haltet ihr von der ganzen Sache?«
    »Es ist keine Art zu kämpfen, meine Königin!«, rief ein junger Bursche aufgebracht. »Was ist das für eine Schlacht, wenn man nicht das Blut des Feindes am Speer sieht? Hier gibt es nichts außer Lärm und Rauch, obwohl Männer getötet werden – wie bei einer richtigen Schlacht.«
    »Macht euch nichts daraus. Die Piraten flohen, weil sie nicht daran gewöhnt sind. Ihr habt gesehen, wie lange es dauerte, das lärmende, stinkende Ding vorzubereiten. Sie hätten längsseits liegen können, ehe der nächste Schuss erfolgte, aber sie flohen, weil sie es nicht wussten. Wir werden das nicht vergessen.«
    »Die Soldaten!«, schnaubte ein zweiter Shasinn. »Was sie machten hatte keine Ähnlichkeit mit einem Kampf. Es sah wie … wie … Arbeit aus!« Er fuchtelte mit dem Speer.
    »Ja, ich denke, wir müssen solche Männer nicht fürchten«, versicherte Larissa ihren Kriegern. »Die Waffen eignen sich nur dazu, dass sich schwache Kerle ein wenig stark fühlen.« Ihre Stimme klang selbstsicher, aber das war nicht ganz echt. Die Geschehnisse hatten sie erschreckt. Hier handelte es sich bloß um einen kleine Ehrenwache an Bord einer Barke mit einem einzigen großen Feuerrohr. Eine ganze Armee würde sich vielleicht als gefährlicherer Feind erweisen, als sie erwarteten. Bisher hatte sie immer vollstes Vertrauen in die Überlegenheit Gasams und seiner unbesiegbaren Krieger gehabt. Jetzt wurde sie von Zweifeln heimgesucht.
    Larissa versuchte diese Zweifel zu verdrängen. Jetzt war keine Zeit für solche Gedanken. Sie würde einem zukünftigen Feind gegenüberstehen und durfte sich keine Schwäche leisten. Sie ließ sich auf dem Diwan nieder und zog einen kleinen Spiegel aus der Satteltasche, um ihr Aussehen zu überprüfen.
     
    Als das Schiff die winzige Bucht erreichte, kamen die bunten Zelte in Sicht, die überall auf der ebenen Grasfläche standen. Drei weitere Schiffe lagen bereits in tieferem Wasser vor Anker. Langsam näherte sich die Barke dem Strand. Schließlich ließen die Sklaven die Ruder reglos ins Wasser hängen, um die Geschwindigkeit noch einmal zu verringern. Als der Rumpf den Sandboden berührte, lief nur ein leichter Ruck durch das Schiff. Die lange Laufplanke senkte sich, und die Shasinn

Weitere Kostenlose Bücher