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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Geistern. Er hat Visionen. Es sieht ihm ähnlich, sein Land zu verlassen und ganz allein umherzuziehen.«
    Seine entsetzte Miene erfüllte sie mit grimmiger Befriedigung, aber ihre Wut war verraucht. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie gute Fortschritte gemacht hatte und sich nicht leisten konnte, sie aus Gehässigkeit aufs Spiel zu setzen. Tröstend legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Wie hättest du es wissen sollen? Du konntest doch nicht erwarten, dass plötzlich ein unbekannter König vor deiner Tür steht. Wie schade.
    Mein Gemahl hätte dir sein halbes Reich geschenkt, um Hael und seinen Sohn in die Hände zu bekommen.«
    »Um es sich keine sechs Monate später zurückzuholen!«, fauchte Todesmond. »Jetzt kennt Hael meine Pläne und weiß von unserem Bündnis.«
    »Er hätte es früher oder später herausgefunden«, tröstete sie ihn. »Er ist verrückt, aber nicht dumm und hat eigene Spione. Er kann nichts dagegen tun.«
    »Du hast Recht.« Er schien die düsteren Gedanken abgeschüttelt zu haben. »Also bleibt es trotz des unglücklichen Zwischenfalls bei unserer Abmachung?«
    »Natürlich.« Sie erhob sich. »Ich ziehe mich jetzt zurück. Ich freue mich auf morgen. Ein wenig Blutvergießen wird uns in gute Laune versetzen.« Sie reichte ihm die Hand, die er bereitwillig küsste. »Dann bis morgen.«
     
    Fünf Truppenfrachter legten ab. An Bord jedes Schiffes befanden sich hundert Soldaten und ihre berittenen Offiziere. Die Shasinn saßen an Deck des ersten Frachters und rissen Witze über die Mezpaner.
    »Glaubst du, die Thezaner werden mich unbehelligt reisen lassen?«, erkundigte sich Larissa.
    »Du und deine Männer nehmen nicht am Kampf teil. Der König von Thezas sicherte dir unbehelligte Durchreise zu und er wird sein Versprechen nicht brechen. Die Thezaner haben ein altmodisches Ehrgefühl.« Den letzten Satz sprach er mit verächtlicher Stimme.
    Die Verachtung überraschte Larissa nicht, denn sie wusste, dass er ebenso wenig Ehrgefühl hatte wie Gasam. Auch sie hielt nichts von solch unnützen Skrupeln.
    »Werdet ihr die großen Feuerrohre einsetzen?«, fragte sie.
    »Bei einem so kleinen Gefecht sind sie nicht notwendig«, erklärte er ausweichend. Sie wusste noch immer nicht, wie viele der großen Waffen er besaß.
    Nach zwei Stunden angestrengten Ruderns erreichten sie einen kleinen Hafen ähnlich dem, von dem Larissa abgeholt worden war. Das Auftauchen der Schiffe verursachte große Aufregung, und ein Bote peitschte sein Cabo den Strand entlang, um irgendjemanden zu warnen.
    »Schade, dass eure Feuerwaffen ihn nicht erreichen können«, sagte sie. »Jede Wette, Haels Bogenschützen würden ihn durchbohren.«
    »Wozu sollte das gut sein?«, fragte der Graf. »Sie sollen doch wissen, dass wir hier sind.«
    »Ja, aber es wäre einfach amüsant.«
    Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu und wandte sich ab, um Befehle zu erteilen. Die Soldaten gingen in geordneten Reihen an Land. Sie marschierten durch die kleine Stadt und am anderen Ende wieder hinaus, während entgeisterte Einheimische ihnen ängstlich und bewundernd nachstarrten. Larissa und ihre Männer folgten ihnen in geringem Abstand. Außerhalb des Ortes lag ein freies Feld, auf dem sich die Soldaten formierten. Sie trotteten hastig auf ihre Plätze, die ihnen die Offiziere zuwiesen. Gebannt beobachtete Larissa das seltsame Schauspiel. Gasams Armee kannte den Vorteil von geordneten Reihen und Aufstellungen, und sie hatten gegen viele Feinde gekämpft, die sich solcher Taktiken bedienten, aber niemals war ihnen ein Feind begegnet, der sich mit so maschinell anmutender Genauigkeit bewegte.
    »Wenn du möchtest …«, Todesmond deutete nach oben. »Unser Feind hat uns mit einem Aussichtsturm beglückt.«
    Am Eingang der Stadt erhob sich ein wackliger, ungefähr vierzig Fuß hoher Turm. Wahrscheinlich hatte dort in früheren Zeiten eine Feuerwache gestanden. Geschickt wie ein Baummännchen kletterte sie die Leiter empor und wartete belustigt auf Todesmond und seine Vertrauten, die ihr keuchend folgten. Die Aussichtsplattform bot Platz für acht oder mehr Leute und hatte ein Reetdach. Sie stützte sich auf das Geländer und beobachtete die Truppen, die exerzierten, um sich auf die Schlacht vorzubereiten.
    »Die Männer sind gut in Form«, meinte Todesmond.
    »Das glaube ich dir«, antwortete ein dicker kleiner Mann, dem die Leiter die größten Schwierigkeiten bereitet hatte.
    Larissa wunderte sich über das unverhohlene Bekenntnis, nichts

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