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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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langem Hals und zwei winzige kegelförmige Gläser herein. Offenbar war die Reihenfolge der Gänge und Getränke genau festgelegt. Morgenvogel hob ihr Glas.
    »Auf deinen großen Erfolg.« Hael war unsicher, was er antworten sollte, aber auch er hob das Glas. Sie stießen an und die Gläser klangen hell und melodisch. Das Getränk schmeckte sehr aromatisch und war so schwer, dass es nur in kleinen Schlucken getrunken werden konnte.
    »Das ist ein dreimal destillierter Weinbrand, mehr als hundert Jahre alt«, erklärte ihm Morgenvogel. »Das traditionelle Getränk am Ende einer Mahlzeit.«
    »Du erweist mir große Ehre. Ich wünschte, ich könnte dir deine Gastfreundschaft gebührend vergelten.«
    »Das hast du bereits, weil du die Langeweile unterbrichst. So, wir haben uns bislang über unwichtige Themen unterhalten. Ich vermute, du quillst über vor Fragen, die du aus Höflichkeit nicht gestellt hast.«
    Wieder einmal verblüffte ihn ihr Einfühlungsvermögen. War sie so weltgewandt oder wollte sie ihn in Sicherheit wiegen, ehe sie ihn ins Verhör nahm?
    »Ich möchte dich nicht langweilen, denn meine Fragen sind nicht besonders aufregend. Ihr Mezpaner seid ein großes Rätsel für mich und den Rest der Welt, aber alles, was mich interessiert, ist für dich zweifellos alltägliches Einerlei.«
    Wieder erhielt er ein blitzendes Lächeln. »Frage nur! Ich bin darin geübt, ein Thema zu wechseln, wenn es mich langweilt.«
    »Also gut. Ich bin wirklich weit gereist und habe viele Herrschaftssysteme kennen gelernt. Üblicherweise gibt es zwei Kategorien. Primitive Völker ziehen meistens einen aus Stammesältesten bestehenden Rat vor, auch wenn es manchmal einen König gibt. Zivilisierte Länder haben fast immer einen mächtigen Monarchen, der von einer Hauptstadt aus regiert, auch wenn er von Ratgebern beeinflusst oder gar beherrscht wird. Hin und wieder stößt man auf eine Republik, aber das sind meistens sehr kleine Staaten, die unter der Fuchtel eines großen Königreichs stehen. Aber ich gebe zu, dass mich euer System hier in Mezpa verwirrt. Die Macht scheint von Felsenstein auszugehen, aber wie oder von wem regiert wird, verstehe ich nicht.«
    »Ich sehe, dass jemand, der viele Länder bereiste, immer wissen muss, wo die Macht liegt und wer sie hat.«
    »Sicherheit und Wohlstand hängen davon ab«, gab er zu.
    »Dann werde ich dir einiges erzählen. Die Versammlung des Rates besteht aus den Großgrundbesitzern. Die Mitgliedschaft vererbt sich, aber alle zehn Jahre wird überprüft, wie viel Land die einzelnen Männer besitzen, und wenn jemand zu viel Besitz oder Wohlstand eingebüßt hat, wird er ausgeschlossen. Wenn jemand ausreichend Grund erworben hat – was sehr schwierig ist – darf er die Aufnahme in den Rat beantragen. Durch eine geheime Wahl wird ein Vorsitzender aus den eigenen Reihen bestimmt. Du kannst dir sicher vorstellen, dass viele Intrigen und Kämpfe stattfinden, um den begehrten Posten zu erringen, und innerhalb des Rates schließen sich starke Gruppierungen mit gleichen Interessen zusammen. Wenn kein Ratsherr genügend Stimmen gewinnt, gibt es lange Zeitabschnitte, in denen kein Vorsitzender die Versammlung anführt.«
    »Sorgt das nicht für eine gewisse Unsicherheit?«
    »Eigentlich nicht. Die meisten Großgrundbesitzer würden gerne auf einen Vorsitzenden verzichten. Dann können sie sich alle wie kleine Könige aufführen. Die einfachen Leute wissen oft gar nicht, dass der Vorsitzende existiert. Die einzige Regierung, die sie kennen, ist die örtliche Behörde und die heimischen Garnisonskommandanten. Bei letzteren handelt es sich um Männer, die sogar die Macht haben, ihr Leben direkt zu beeinflussen. Bestimmt ahnen die meisten nicht einmal, dass wir seit einem Jahr einen Vorsitzenden haben, nachdem die Ratsherren lange Zeit Beschlüsse fassten.«
    Das war eine Neuigkeit. »Wer ist der jetzige Vorsitzende?«
    Sie wich seinem Blick aus. »Nun … Graf Todesmond.«
    »Was für ein ungewöhnlicher Name.«
    »Ja, nicht wahr? Er gehört zu denjenigen, die ich bereits erwähnte, zu den Männern, die einen Sitz im Rat erlangten, weil sie Grundbesitz erwarben.«
    »Wie viele Ratsherren gibt es?« erkundigte sich Hael.
    »Normalerweise etwa dreihundert, aber der Kern der Versammlung besteht aus zwanzig oder dreißig Männern – aus den wirklich mächtigen Großgrundbesitzern.«
    »Und trotz zahlloser eifersüchtiger Rivalen hat dieser Graf Todesmond nicht nur einen Platz errungen, sondern ist

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