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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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auf unseren Gütern im Süden und zurzeit befinden sich keine anderen Personen von Rang im Hause.«
    »Bitte denke nicht, dass ich aus reiner Neugierde frage, aber diese Stadt erscheint mir ein seltsamer Aufenthaltsort, wenn man in einem schönen Haus auf dem Land leben könnte.«
    »Nun, ich bin nicht hier, weil ich es möchte. Ich bin eine Geisel.« Als sie seinen Blick bemerkte, lächelte sie. »Es ist nicht so schlimm. Ein Gesetz verlangt, dass die Frau, das Kind oder ein naher Verwandter eines bedeutenden Adligen in der Stadt bleiben muss, wenn er sich aus der Hauptstadt entfernt, um für sein gutes Benehmen zu garantieren. Wir haben uns nicht allzu weit von den alten Tagen der Feudalherrschaft entfernt. Da meine beiden Söhne in der Armee dienen, bin ich an der Reihe, diesen düsteren Steinhaufen zu bewohnen.«
    »Ich verstehe. Das ist sicher sehr belastend für dich.«
    »Man gewöhnt sich daran. Ich habe mir einen Ausgleich geschaffen.«
    Nach diesen vielsagenden Worten brachten die Diener den ersten Gang herein. »Wenn etwas dabei ist, das dir nicht zusagt, dann lehne es unbesorgt ab und fürchte nicht, mich zu verärgern.«
    »Das ist sehr weltgewandt, selbst für zivilisierte Menschen«, erklärte Hael erfreut. »Die meisten Leute denken, ihre Ernährung sei die einzig richtige und die der anderen bedürfe einer Veränderung. Ich habe gelernt, das zu essen, was man mir vorsetzt.« Er hob ein Weinglas in die Höhe und bewunderte es, während sich das Licht in der rosigen Flüssigkeit spiegelte. Das ganze Geschirr bestand aus Glas oder buntem Porzellan. Erleichtert stellte er fest, dass es kein ungewöhnliches Besteck gab, sondern nur ein paar Löffel. Dieser Quell der Peinlichkeit blieb ihm erspart.
    »Ich kann nicht versprechen, dass meine Landsleute ebenso aufgeschlossen sind wie ich«, sagte Morgenvogel. »Ich finde Menschen aus anderen Ländern in ihrem natürlichen Verhalten viel interessanter, als wenn sie versuchen, sich so zu benehmen wie wir. Da ich die meisten meiner Landsleute schrecklich langweilig finde, hege ich nicht den Wunsch, dauernd ähnliche Menschen kennen zu lernen.«
    »Eine treffliche Bemerkung«, antwortete Hael. Das sanfte Licht schmeichelte der Dame und milderte die Spuren der Zeit und der Zügellosigkeit. Auch die bunte Schminke wirkte nicht länger aufdringlich, sondern geheimnisvoll. Während das Gespräch und der Wein Hael immer entspannter werden ließen, beunruhigte ihn ihr gelegentliches metallisches Lächeln und erinnerte ihn daran, auf der Hut zu sein.
    »Hast du in deiner Heimat Frau und Kinder?«, fragte sie. Darauf hatte er gewartet.
    »Ja, ich habe eine Frau, zwei Söhne und eine Tochter.« Er war nicht sicher, ob sie die Neuigkeit gelassen oder verärgert hinnahm. Sie hatte ihm ihre eigenen Familienverhältnisse unumwunden dargelegt, und wahrscheinlich harte sie nicht das geringste körperliche Interesse an ihm. Das kokette Benehmen von vorhin war wohl reine Gewohnheit.
    »Und wie alt sind deine Kinder?«
    Hael zögerte. Er hatte sich nie daran gewöhnt, in solchen Bahnen zu denken. »Ich muss nachrechnen. Der Älteste hat etwa zweiundzwanzig Sommer erlebt, der Jüngere neunzehn. Unsere Tochter ist sechzehn. Das weiß ich genau, denn sie wurde in dem Winter geboren, als wir so viele Cabos verloren.«
    Die Frau warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Du kannst doch keine so alten Kinder haben!«
    »Du schmeichelst mir, werte Dame.«
    »Keineswegs, ich sage die Wahrheit. Ich glaubte, du wärst nicht älter als dreißig Jahre.«
    »Mein Volk zählt Geburtstage nicht, aber ich bin sicher schon über vierzig«, meinte Hael.
    »Wie wundervoll, wenn man so lange jung aussieht«, sagte sie versonnen. »Ist das bei allen Menschen deines Volkes so?«
    »Bei einigen«, antwortete er ausweichend. Tatsächlich war es bei den meisten Shasinn der Fall, aber er wollte sie in dem Glauben wiegen, er stamme aus der Steppe. Andernfalls gab es Schwierigkeiten, weiterhin unerkannt zu bleiben.
    »Du wirst merken, dass wir uns künstlicher Hilfsmittel bedienen, um jung auszusehen. Leider mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.«
    Der Köder war offensichtlich, und Hael reagierte galant.
    »Ich bin sicher, es dauert noch lange, bis du gezwungen bist, auf so etwas zurückzugreifen.«
    Sie schenkte ihm ihr goldenes Lächeln. »Wie schön, das zu hören, auch wenn es nicht der Wahrheit entspricht.« Diener räumten die Teller und Schüsseln fort und brachten eine Flasche mit ungewöhnlich

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