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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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werde.«
    »Wie könnte ich dazu nein sagen?« Hael war nicht begeistert. Zwar hielt er sich schon am zweiten Tag seines Aufenthalts in Felsenstein in einem der vornehmsten Häuser auf, hätte sich aber viel lieber frei bewegt. Wenigstens bestand die Möglichkeit, während des Festmahls andere Adlige kennen zu lernen. Hoffentlich handelte es sich nicht ausschließlich um unwichtige Leute.
    Sie schritten eine Treppe hinauf, die sich in weitem Bogen emporschwang. »Ich finde, du siehst ausgesprochen gut aus, selbst in meinen Augen, obwohl ich sehr anspruchsvoll bin.«
    »Du bist zu gütig, werte Dame.« Das hatte Hael befürchtet, aber seine Mission war zu wichtig, um sich durch kleinere Schwierigkeiten aus der Ruhe bringen zu lassen.
    »In meinem Land bist du etwas ganz Besonderes, Kaufmann Alsa. Diesen Titel benutze ich voller Respekt. Sei versichert, dass ich einen Mann wie dich niemals auf eine Stufe mit einem gewöhnlichen Händler stelle. Du bist ein Kunstkenner und ein weit gereister, abenteuerlustiger Mann. Ich nehme an, du bist von hoher Geburt.«
    »Das möchte ich nicht behaupten. Bei meinem Volk bin ich einer unter vielen.«
    »Gut gesprochen.« Sie strich ihm mit dem Fächer über die Schulter. »Du redest, wie es einem Kaufmann zusteht, aber du benimmst dich wie ein Edelmann. Es muss dir nicht peinlich sein, Alsa. Dergleichen gibt es auch in diesem Land. Ein jüngerer Sohn, der nicht der Erbe ist, muss seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Ich finde es wundervoll, dass du deinen Weg als Kunsthändler gehst. So viele Männer wählen die Bedeutungslosigkeit und den frühen Tod, weil sie zur Armee gehen. Da sind wir!«
    Sie standen vor einer Tür, die ebenfalls mit dem Drachensymbol versehen war. Sie öffnete die Tür, und die beiden betraten ein geräumiges Zimmer, in dem ein breites Bett und kostbare Möbel standen. Auf ein Fingerschnippen hin tauchten Diener aus dem Nichts auf und machten sich an die Arbeit. Sie schüttelten Kissen auf, staubten Möbel ab und öffneten die Fensterläden, um frische Luft hereinzulassen.
    »Mach es dir gemütlich. In einer Stunde wird das Abendessen aufgetragen und dann unterhalten wir uns wieder über schöne Dinge.«
    Vielleicht lag es an dem Gold in ihrem Mund, dachte Hael, dass sie ihn an ein gieriges Raubtier erinnerte.
    Um sie abzulenken, wies er auf die Tür. »Ich habe das Zeichen schon mehrmals im Haus gesehen. Handelt es sich um ein einheimisches Wesen oder um ein Fabeltier?«
    »Niemand kennt einen wirklichen Drachen, aber es gibt viele Geschichten darüber. Wer weiß? Bei uns ist er das Zeichen für Wohlstand und Macht und für eine gewisse Skrupellosigkeit beim Verfolgen eigener Interessen.« Ihre Hand glitt über seinen Arm, ohne auf die Diener Rücksicht zu nehmen, die im Zimmer umhereilten. Manche glätteten Vorhänge, andere stellten Vasen mit frischen Blumen auf, und wieder andere brachten Teller mit kleinen Appetithappen und Wein herein. Keiner sah die Herrin und ihren Gast an.
    »Ein passendes Symbol für die herrschende Schicht«, meinte Hael.
    »Ja, nicht wahr? Wir sehen uns beim Essen.« Mit einer leichten Verneigung und einem bedeutungsvollen Blick verabschiedete sie sich. Hael atmete auf. Er befand sich in einer äußerst delikaten Situation. Er war in einem Land, mit dessen Sitten und Gebräuchen er nicht vertraut war. Hoffentlich beleidigte er niemanden tödlich. Hael zuckte die Achseln. Er musste seinem Instinkt vertrauen. Schließlich war er weiter gereist als jeder andere, den er kannte, und niemand außer ihm war besser geeignet, sich inmitten dieser Fremden zurechtzufinden.
    Innerhalb einer Stunde erschienen Diener mit seiner Habe. Er versuchte, mit ihnen zu sprechen, aber sie antworteten einsilbig und fühlten sich sichtlich unwohl dabei. Das verriet ihm viel über die gesellschaftliche Rangordnung des Landes.
    Einer der Dienstboten öffnete eine Tür und zeigte ihm das Bad und die ungewöhnlichen Hähne, aus denen heißes und kaltes Wasser floss. Neugierig beugte sich Hael darüber. Die Rohre und Hähne bestanden aus hartem Porzellan und waren bedeutend fortschrittlicher als alles andere, was er in dieser Hinsicht je gesehen hatte. Wieder einmal verblüffte ihn dieses Volk mit seiner meisterhaften Kunst, alles Nützliche zur Vollendung zu bringen. Er genoss das heiße Wasser. Natürlich konnte es den Sprung in einen klaren See nicht ersetzen, aber innerhalb geschlossener Wände war es eine Wohltat.
    Hael wies die angebotenen Duftöle

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