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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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immer es möglich war. Wenn sie in einem Dorf Vorräte kauften, entdeckten sie keine Anzeichen von Argwohn. Sie hielten sich weit von der Hauptstadt entfernt auf und der Einfluss der Regierung war in dieser Gegend nur selten zu spüren.
    Allmählich gelangten sie in höhere Gebiete. Nach wenigen Tagen hatten sie die dicht bewaldeten Ebenen hinter sich gelassen und ritten durch sanfte Hügel, die am Rand der großen Steppe lagen. Hier gab es Wild in Hülle und Fülle und sie mussten sich ihre Nahrung nicht länger kaufen. Das Gras war reichhaltig genug, um die Cabos zu ernähren, obwohl die Tiere durch den langen harten Ritt an Gewicht verloren hatten. Nachts schliefen sie unter freiem Himmel und löschten das Feuer, sobald die Mahlzeit gar war. Sie hatten kein Dach über dem Kopf und wurden oft bis auf die Haut durchnässt, aber das ertrugen die Steppenbewohner ohne zu murren.
    Zwar schwebten sie und ihr Volk in Gefahr, aber Kairn kam es so vor, als wäre er nie zuvor so glücklich gewesen. Noch nie hatte er so viel Zeit mit seinem Vater verbracht, und sie sprachen über alles Mögliche, nicht nur über Politik. Als Kairn von seinen Abenteuern auf dem Fluss und der Begegnung mit Sternenauge erzählte, hörte Hael aufmerksam zu.
    »Fällt dir gar nicht auf, dass du mit deinen Verletzungen beinahe gestorben wärst?«, fragte Hael. »Aber dein Cabo brachte dich zu ihr und du fielst vor ihrer Schwelle zu Boden. Die einzige Heilerin weit und breit, aber du landetest bei ihr!«
    »Darüber habe ich mich auch gewundert«, meinte Kairn nachdenklich.
    »Du weißt, dass ich nicht an Götter glaube oder denke, die Geister würden sich für das Treiben der Menschen interessieren. Dennoch weiß ich, dass uns das Schicksal manchmal ergreift und irgendwo hinbringt. Manches ist uns vorausbestimmt. Einige von uns sind stark davon betroffen. Gasam und ich zum Beispiel. Vielleicht zählst auch du zu den Auserwählten.«
    »Ich möchte aber nicht vom Schicksal ergriffen werden, wie es bei dir geschah.«
    »Wer möchte das schon? Nie war ich glücklicher als damals, als einfacher Hirte auf den Inseln. Leider zählen unsere eigenen Wünsche nicht.«
    Kairn rutschte unruhig im Sattel hin und her. »Der Gedanke, von einer unsichtbaren Hand geleitet zu werden, behagt mir nicht. Was ist denn eine Bestimmung, wenn es keine Götter gibt?«
    »Das kann ich dir nicht genau sagen. Vielleicht ist es die Sammlung sämtlicher geistigen Kräfte; etwas, dessen sich die einzelnen Geister nicht einmal bewusst sind. Geister besitzen keinen Verstand, weißt du.«
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete Kairn verärgert. »Schließlich habe ich noch nie mit einem Geist gesprochen. Wir reden dauernd über sie, aber nur ihr Geistersprecher unterhaltet euch mit ihnen.«
    »Man unterhält sich nicht mit Geistern«, berichtigte ihn Hael. »Ein Wesen ohne Verstand kann keine Unterhaltung führen. Nein, man nimmt Verbindung zu ihnen auf.«
    »Vater«, entgegnete Kairn ungeduldig, »du bist anders als andere Männer. Wenn du mir etwas von der Verbindung mit Geistern erzählst, ist das so, als würde man einem Blinden eine Farbe beschreiben. Du bist in der Geisterwelt zu Hause, aber mich verunsichern sie. Ich gehe lieber mit Dingen um, die ich sehen und fühlen kann.«
    »Ich habe immer gehofft, einer meiner Söhne würde meine Begabung erben«, meinte Hael traurig. »Leider soll es nicht sein. Deine Schwester ist anders. Schon jetzt spüre ich ihre Fähigkeit, mit den Geistern in Verbindung zu treten.« In seiner Stimme schwang unüberhörbarer Stolz mit, wie er Vätern zu Eigen ist, die ihre Töchter über alles lieben.
    »Kalima ist noch nicht einmal vierzehn Jahre alt«, sagte Kairn.
    »Ich war viel jünger, als ich merkte, dass ich anders als andere Knaben war«, entgegnete Hael. »Mit acht Jahren nahm mich Tata Mal, unser alter Geistersprecher, beiseite und lehrte mich sein Wissen, obwohl er wusste, dass ich nicht sein Nachfolger werden konnte.«
    Kairn seufzte. Er hatte die Geschichte unzählige Male gehört. Plötzlich sah er in der Ferne eine Bewegung. Sie ritten über eine Anhöhe und konnten bis zum viele Meilen entfernten Horizont schauen. Dort erspähte Kairn eine Reihe winziger Punkte, die sich vor der untergehenden Sonne abhoben.
    »Reiter!«
    Hael sah sie sofort. Seine Augen waren so scharf wie immer. »Wir reiten weiter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Todesmond über einen Suchtrupp verfügt, der uns so weit voraus ist. Alle Mezpaner, die

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