Die Stahlkönige
zeigte sich beeindruckt, wenn auch misstrauisch: »Eine bemerkenswerte junge Frau, sei aber vorsichtig. Deiner Beschreibung nach ist sie eine Adlige, und es gibt sicher gute Gründe, warum sie sich versteckt. Vielleicht muss sie Todesmond und seine Leute fürchten. Sie könnte auch ein Mitglied seiner Familie sein, das in Ungnade gefallen ist.«
»Bestimmt nicht!«, protestierte Kairn.
»Warum nicht? Gasam war einst mein Ziehbruder. Streit kommt in den besten Familien vor.«
Erst jetzt begriff Kairn, dass die Schlacht beim Ausbruch eines Krieges höchstwahrscheinlich unweit Sternenauges Hütte stattfinden würde. Dann konnte er sie aufsuchen, denn eines war sicher: Nach den jüngsten Ereignissen konnte ihm sein Vater nicht länger verbieten, mit den Kriegern in den Kampf zu ziehen.
Endlich führte sie der Mann, der sie am Vortag im Wald angehalten hatte, zum Deich und einen lehmigen Pfad hinunter zur Anlegestelle einer Fähre. Eine schmale Straße, die nicht aussah, als wäre sie in letzter Zeit häufig benutzt worden, endete dort.
»Hierher kommt die Nachricht, dass ihr auf der Flucht seid, zu allerletzt«, versicherte ihnen der Führer. »Ihr seid euren Verfolgern sicher noch eine gute Tagesreise voraus. Nun, ich verschwinde jetzt und wünsche euch viel Glück.« Er kletterte den Damm hinauf und verschwand im Wald.
Als sie sich mit den Tieren der Fähre näherten, sah ihnen ein alter Mann überrascht entgegen.
»Cabohändler, wie?«
»Richtig«, antwortete Hael. »Wir wollen zu einem Markt auf der anderen Seite des Flusses, und wir werden ihn verpassen, wenn wir nicht bald übersetzen.«
»Da seid ihr hier richtig. Das ist die schnellste Fähre am ganzen Fluss. Bringt die Tiere an Bord und es geht los.«
Die Reisenden beäugten das morsche Boot mit misstrauischen Blicken, gingen aber an Bord. Die Cabos fürchteten sich und leisteten Widerstand, aber Hael setzte seine geheimnisvollen Kräfte ein und beruhigte sie. Der Fährmann zerrte an dem endlos langen Seil, das über den Fluss gespannt war, und der Kahn setzte sich langsam und träge in Bewegung.
»Wenn mir einer von euch beim Ziehen hilft und der andere Wasser schöpft, geht es noch schneller«, meinte der Alte. Hael ergriff das Seil und sofort verdreifachte sich ihre Geschwindigkeit. Kairn entdeckte einen Holzeimer und begann zu schöpfen. Er fand heraus, dass er das Wasser fast so schnell herausschöpfen konnte, wie es eindrang, wenn er sich sehr beeilte.
»Ihr seid starke Burschen«, lobte der mürrische alte Mann seine Passagiere. »So ist’s recht, Junge, schöpf nur fleißig. Es liegt am Gewicht der Tiere, wisst ihr? Dadurch sinkt das Boot tiefer und das Wasser fließt schneller als sonst hinein. Vieh ist eine rechte Plage. Das Boot leidet darunter und hinterher muss ich alles wieder sauber machen.«
»Ich bezahle dir etwas mehr für deine Ungelegenheiten«, sagte Hael. Mit einem kraftvollen Ziehen brachte er das Boot drei Fuß weiter voran.
In der Mitte des Flusses hing das Seil auf hohen Pfosten, damit auch große Kähne ungehindert passieren konnten. Mit langen Stangen, an deren Enden Haken saßen, zogen sie sich von Pfosten zu Pfosten, bis das Seil wieder in Reichweite kam. Nach einer anstrengenden Stunde des Ziehens und Schöpfens erreichten sie das Westufer.
»Na also«, sagte der Fährmann mit zahnlosem Grinsen. »Hab’ ich nicht gesagt, es ist die schnellste Fähre am ganzen Fluss?«
»Ich wette, keiner hat je die Reise auf der langsamsten Fähre überlebt«, murrte Kairn. Er fühlte sich erleichtert. Zwar befanden sie sich noch immer auf mezpanischem Gebiet, aber das Überqueren des Flusses vermittelte ihm das Gefühl, schon fast in der Steppe zu sein. Hael zahlte den Wucherpreis ohne jeden Widerspruch.
»Wir müssen schnell reiten und sehr vorsichtig sein«, sagte er, als sie sich vom Ufer entfernten. »Möglicherweise hat Todesmond Kuriere und Schnellboote mit unserer Beschreibung ausgesandt. Wenn möglich, fliehen wir, ansonsten wird gekämpft. Los jetzt!« Sie trabten davon. Es war verlockend, einen schnellen Galopp anzuschlagen, aber das Tempo würde die Cabos bald ermüden, auch wenn sie ihre Reittiere oft wechselten. Der Galopp war Notfällen vorbehalten, wenn sie vor berittenen Feinden fliehen mussten.
Doch selbst im Trab schienen Straßen und Dörfer an ihnen vorbeizufliegen.
»Wie findest du ihn?«, fragte Kairn während des Rittes.
»Wie finde ich wen?«
»Edelstein. Was hältst du von seinen
Weitere Kostenlose Bücher