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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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gleichzeitig vor Wut geschäumt, dass ihr Mann, um dessen Leben sie gebangt hatte, so jung, strahlend und gesund wie immer aussah.
    Kairn hatte sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zurückgezogen. Jetzt wanderte er zwischen den Zelten und Ständen umher und hielt nach vertrauten Gesichtern Ausschau. Schon bald entdeckte er einen hochgewachsenen jungen Mann, der die Waren eines Sattlers bewunderte.
    »Ansa!«, rief Kairn. Der Mann drehte sich um und stieß einen Freudenschrei aus.
    »Kleiner Bruder!« Er umarmte den Jüngeren, hob ihn ein Stück in die Höhe und wirbelte ihn herum. Dann stellte er ihn wieder auf den Boden und hielt ihn auf Armeslänge von sich.
    »Einen Knaben schickte ich fort, aber jetzt steht ein erwachsener Krieger vor mir! Was ist mir dir geschehen? Wie geht es Vater? Ich hörte von seiner Rückkehr, aber ich gehe nicht in die Nähe des Zeltes, bis Mutter sich ausgetobt hat und wieder gutgelaunt ist.«
    »Das dauert nicht lange«, meinte Kairn grinsend.
    Ansa legte ihm den Arm um die Schulter. »Komm, suchen wir uns etwas, um dir den Staub aus der Kehle zu spülen, damit du mir erzählen kannst, was du erlebt hast.«
    Sie schritten durch die Gassen zwischen den Ständen und Zelten, in denen sich Menschen in den unterschiedlichsten Stammestrachten drängten: Steppennomaden, Hügelbewohner, Bauern und Händler jedes Landes, das an Haels ausgedehntes Reich grenzte. Überall wurden Stahlwaffen angeboten. Kairn fragte sich, wie lange das noch dauern würde. Er zeigte mit dem Kinn auf einen dieser Stände.
    »Wissen sie es schon?«, fragte er.
    »Ja, aber es sind Händler. Sie gehen davon aus, auch von Gasam Stahl kaufen zu können. Die Neuigkeit hat sich schnell verbreitet.«
    Sie erreichten ein lang gestrecktes Zelt, dessen Seitenwände hoch gebunden waren, um frische Luft hineinzulassen. Unter dem schützenden Dach saßen Männer auf dem Boden, unterhielten sich und tranken einander zu, während ein dicker kahlköpfiger Mann hinter einer grob zusammengezimmerten Theke Getränke aus großen Krügen ausschenkte. Hinter ihm, außerhalb des Zeltes, stand ein zweirädriger Karren, der mit weiteren Krügen gefüllt war. Das aus zwei Nusks bestehende Gespann graste in der Nähe und schlug mit den langen flachen Schwänzen nach den Fliegen.
    »Danach haben wir gesucht«, erklärte Ansa. Sie gingen zur Theke. »Zwei Becher Bier für ein paar tapfere Krieger.«
    Grinsend reichte ihnen der Wirt das Gewünschte. Sein langer Schnurrbart bog sich an den Enden nach oben und war grell rosa gefärbt.
    Ansa ergriff seinen Becher und trank ein wenig von dem Schaum ab, der bis zum Rand reichte. »Lass uns hinausgehen. Hier drinnen ist es zu voll.« Sie verließen das Zelt. Hier und dort hockten Männer auf dem Boden, tranken, redeten oder waren in die Spiele vertieft, die sich bei den Nomaden größter Beliebtheit erfreuten. Die beiden Brüder entdeckten einen ruhigen Platz im Schatten eines Wagens. Sie ließen sich nieder und lehnten sich gegen die riesigen Räder.
    »Du hast dich anscheinend völlig erholt«, stellte Kairn fest.
    »Ich war nur erschöpft, nicht verletzt. Ein wenig Ruhe und gutes Essen waren alles, was ich brauchte, obwohl mich Mutter mit ihren Hausmittelchen beinahe umgebracht hätte. Sobald ich wieder bei Kräften war, entfloh ich ihr und fühlte mich kurz darauf wie neu geboren. Jetzt berichte, was du erlebt hast. Beginn von vorne und lass dir Zeit, wir haben die ganze Nacht vor uns.«
    Kairn nahm einen Schluck der schäumenden Flüssigkeit zu sich. Sie spülte den Staub auf angenehmste Weise fort. Er streckte sich genüsslich und begann zu erzählen. Als er zu dem Kampf am Flussufer kam, unterbrach ihn sein Bruder.
    »Wie viele Gegner hast du besiegt?« Ansas Augen waren weit aufgerissen.
    »Ich glaube, sechs. Vielleicht sieben. Ich war nicht sicher, ob ich es erwähnen sollte. Es waren bloß Banditen, und dieser Abschaum hat mich schwer verwundet.«
    Ansa umarmte ihn. »Jetzt bist du wahrhaftig ein Krieger, nicht bloß dem Namen nach! Und du darfst ruhig damit prahlen. Das bescheidene Getue haben alte Krieger an sich, denn meistens verbirgt sich dahinter die Tatsache, dass sie nie etwas Bewundernswertes vollbrachten. Sechs, vielleicht sieben! Zeige mir deine Narben!«
    Stolz zog Kairn Hemd und Hose aus, um die Narben zu enthüllen, die immer noch hellrot waren. Ansa stieß einen bewundernden Pfiff aus. Ein paar herumstehende Krieger schlenderten herbei und beglückwünschten den jungen

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