Die Stahlkönige
man bedachte, dass keiner von ihnen den Ehrgeiz besaß, etwas anderes als ein gewöhnlicher Krieger zu sein, und sie trotzdem schon in jungen Jahren mit den mächtigsten Herrschern der Welt in Berührung gekommen waren. Graf Todesmond und Gasam hatten sie gefangen gehalten, sie hatten die zauberkundigen Schluchtler kennen gelernt, einen großen Teil des Festlands gesehen, Nachrichten von Gefahr und Katastrophen überbracht und mehr Abenteuer bestanden, als die meisten Krieger im ganzen Leben erlebten.
»Die Stahlmine«, sagte Ansa mit ernster Stimme. Er leerte den Becher. »Alles hängt von der Stahlmine ab. Nun, kleiner Bruder, wir werden heute Abend nichts mehr erreichen. Gehen wir schlafen. Morgen früh werden wir sicher erfahren, welche großen Pläne Vater hegt, um alle Schwierigkeiten zu lösen. Ihm fällt immer etwas ein.«
Sie rollten sich in ihre Umhänge ein und warteten auf den Schlaf. Kairn war nicht sicher, dass sein Vater einen Plan hatte. Vielleicht würde er einen seiner Abstecher in die Berge unternehmen, um mit den Geistern zu sprechen. Kairn bezweifelte, dass die Geister hilfreiche Ratschläge wussten. Die ganze Katastrophe war von Anfang bis Ende von Menschenhand geschaffen.
In seinem Zelt erhob sich König Hael von der Seite seiner schlafenden Frau und schlich ins Freie. Er trug nur die Hose aus dünnem Stoff, die der Kleidung, die er in seiner Jugend getragen hatte, am nächsten kam. Leise zog er den berühmten Speer aus dem Boden, der rechts vom Ausgang steckte, damit er gleich bei der Hand war. Vor vielen Jahren hatte er als junger Krieger, mit seinem besten Freund Danats um die Stelle gewürfelt. Danats hatte verloren und seinen Speer links vom Ausgang in den Boden rammen müssen. Im Notfall musste er mit der Hand über den Körper hinweg greifen, um ihn zu packen. Danats war seit langer Zeit tot, aber Hael hatte den Platz für seinen Speer nie geändert.
Niemand sah den König, als er durch das Lager schritt. Er bewegte sich so leise wie ein Geist, und wenn er ungesehen bleiben wollte, war er so gut wie unsichtbar. Als er den Rand des Lagers erreichte, lief er nach Norden. Seine Sinne eilten ihm voraus, lenkten ihn um lauernde Raubtiere herum und zeigten ihm, wo die großen Pflanzenfresser dösten. Nur die winzigsten Nachttiere bemerkten seine Gegenwart, und sie waren leise und verrieten ihn nicht durch irgendwelche Geräusche.
Im Norden hatte er einen flachen Hügel entdeckt, der sein Ziel war. Er musste viele Entscheidungen fällen und wollte sich nicht durch die Anwesenheit anderer Leute ablenken lassen. Im Beisein einer Menschenmenge konnte er nicht gut nachdenken. Sein Geist wurde durch die Gegenwart anderer gestört.
Seine Königin war erwartungsgemäß sehr wütend gewesen, aber das hielt nicht lange an. Wenn sie hörte, dass ein Krieg bevorstand, würde sie sich große Sorgen machen, aber begreifen, dass er keine andere Wahl hatte. Diesmal drohten ihn seine Feinde zu umzingeln.
Als er den Hügel erreichte und den langen Hang hinaufschritt, fühlte er den festen Boden unter den Sohlen. Tausende Jahre des Wachstums hatten einen Untergrund geschaffen, dessen oberste Schicht aus dichten Graswurzeln bestand, die sich dem Pflug und dem Keimen von Bäumen erfolgreich widersetzten. Hael dachte, dass ein Pflug aus Stahl sicher in der Lage war, die harte Steppenerde zu bezwingen. Der Gedanke gefiel ihm nicht. Er wollte keine Bauern in seiner endlosen Graslandschaft wissen, die der natürliche Lebensraum der Nomaden und ihrer Herden war.
Gasam würde niemals an Stahlpflüge denken. Für ihn war Stahl der Stoff, aus dem Waffen für weitere Eroberungen hergestellt wurden. Aber die Mezpaner waren anders. Ihre Waffen benötigten kaum Metall. Sie wollten den Stahl für andere Zwecke nutzen und liebten riesige, von Sklaven bearbeitete Plantagen. Beinahe reute es ihn, den mit Stahl gefüllten Krater jemals entdeckt zu haben. Aber es lag nicht in Haels Natur, mit der Vergangenheit, die nicht zu ändern war, zu hadern. Außerdem glaubte er nicht, dass sein Fund ein Zufall gewesen war. Er wusste, dass ihn das Schicksal für ganz besondere Dinge auserwählt hatte und die Stahlmine gehörte dazu.
Im Augenblick hatte er andere Sorgen. Auf der Kuppe des Hügels wandte er sich nach Westen, stieß den Speer in den Boden und stellte sich auf ein Bein. Die Sohle des anderen Fußes stemmte er gegen das Knie. Die Hand stützte sich leicht auf den Schaft der Waffe. In dieser Stellung verharrten seine
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