Die Stahlkönige
Welt, aber unter solchen Umständen kein Gegner für Gasam.« Buhrufe antworteten ihm, und die Amsi warfen den Matwas vor, wie üblich zu vorsichtig zu sein. Hael bat um Ruhe.
»Mein Häuptling Jochim hat Recht. Ich habe nicht vor, die Wüste zu durchqueren.« Jetzt herrschte verwirrtes Schweigen, und Hael fuhr fort.
»Häuptlinge, was hat Gasam so viel Macht verliehen? Wie ist er zu seinen Eroberungen gekommen?«
Stille. Dann erhob sich ein uralter Ramdihäuptling. »Gasam kämpft wie ein Langhals, mein König. Seine Feinde wissen nicht einmal, dass er da ist. Blitzschnell schlägt er zu.«
»Richtig.« Hael nickte. »Er greift an, wenn die Opfer noch schlafen. Bisher haben nur wir und die Nevaner mit unserer Hilfe ihn je zurückgeschlagen. Es war so, als vertreibe man einen Langhals von einem Kadaver. Er stieß Wutgebrüll aus und schlich von dannen, um nach leichterer Beute Ausschau zu halten. Er bekundet friedlichen Ländern seine Freundschaft und greift ohne Warnung an. Aber immer ist er es, der angreift. Häuptlinge, niemand hat Gasam jemals angegriffen 1 . Männer, ich schlage vor, wir ändern das! Wir greifen ihn an, plötzlich und ohne Vorwarnung. Wir sind da, ehe er noch etwas ahnt.«
Begeisterte Zustimmung erklang. Allmählich breitete sich Vorfreude aus. Sie hatten zu lange in Frieden gelebt und waren bereit zum Kampf. Und ihr geliebter König, dem sie geheimnisvolle Kräfte zuschrieben, schlug etwas Außergewöhnliches vor.
»Mein König, wie sollen wir vorgehen?«, fragte Jochim.
»Gasam will uns angreifen oder wartet darauf, dass die Mezpaner es tun, wie es Todesmond umgekehrt von ihm erwartet. Selbst wenn mich Gasam erwartet, nimmt er an, ich käme von Norden und wäre eine leichte Beute, wie Jochim vorhin sagte. Aber wir kommen nicht von Norden. Wir kommen von Westen!«
Inmitten der allgemeinen Verwirrung war Jochim der erste, der begriff. »Von Neva aus?« Hael griff in seine Gürteltasche, zog ein paar Bronzekapseln heraus und hielt sie in die Luft.
»Diese warteten auf mich, als ich zurückkehrte. Es sind Briefe der Königin Shazad von Neva. Meine lange Abwesenheit, Gasams jüngste Eroberungen und die Übernahme der Stahlmine beunruhigen sie. In ihrem letzten Brief schreibt sie, dass Gasam sogar stählerne Pfeilspitzen an seine Krieger verteilt. Sie weiß, dass es nicht lange dauert, bis er einen neuen Versuch wagt, Neva an sich zu reißen. Heute werde ich ihr antworten. Ich schreibe ihr, sie soll ihre Truppen ohne großes Aufsehen zusammenziehen und dass ich mit meiner ganzen Armee anrücke. Wir reiten über die Pässe nach Omia und von dort aus nach Neva. Neva durchqueren wir ohne Aufenthalt und sammeln ihre Truppen im Vorbeigehen ein. An der chiwanischen Grenze fallen wir über Gasams Soldaten her, ziehen durch das Land und zermalmen eine seiner Garnisonen nach der anderen. Wir Reiter bilden die Sturmtruppe und vernichten seine Leute auf freiem Feld. Die Nevaner dürfen sich mit der Belagerung seiner Festungen herumplagen. Denkt daran, die Shasinn und die übrigen Kriegerstämme sind der Kopf seiner Armee. Also werden sie bei ihm im Osten sein. Zurück ließ er einheimische Handlanger, zweitklassige Soldaten, die wir wie Gras niedermähen! Wir reiten nach Sono, erobern es und ziehen dann nach Gran. Wir werden sein Reich von hinten aufrollen, wie man eine Lederdecke aufrollt. Ehe er die Gefahr erkennt, haben wir ihm sein Reich entrissen und stehen hinter ihm! Bisher wurde er noch nie überrascht. Diesmal ist es soweit.«
Die Häuptlinge bekundeten lauthals ihre Zustimmung und ihre Augen funkelten vor Abenteuerlust. Ein einziger Feldzug würde sie durch die halbe Welt bringen!
»Wir vernichten ihn, wenn er mit dem Rücken zum Südmeer steht!«, rief ein Mann, der sich ein wenig mit Geographie auskannte.
»Das wäre nicht schlecht«, stimmte Hael zu. »Aber die zweite Möglichkeit wäre auch nicht zu verachten.« Wieder sahen sie ihn verwirrt an.
»Was meinst du damit, mein König?«, erkundigte sich ein Amsi.
»Was tat Gasam beim letzten Mal, als er auf jemanden traf, den er nicht mit einem Schlag besiegen konnte?«
»Er lief vor uns davon!«, brüllte Häuptling Amata.
Hael grinste. »Jede Wette, dass er wieder davonläuft. Und wie heißt der einzige Ort, an den er fliehen kann?« Er wartete, während sie überlegten.
»Mezpa!«, schrie Kairn aufgeregt.
»Das wird das geplante Bündnis platzen lassen«, meinte Hael. Der Jubel wollte kein Ende nehmen. Die Häuptlinge, die
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