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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nicht einmal Stein stand.«
    Sie nickte. Schließlich stammte sie von einer Sturminsel. Larissa sah sich um und bemerkte die Anzeichen vergangener Stürme: entwurzelte Baumriesen und breite Waldschneisen, auf denen sich neue Schösslinge einen Weg durch das Gestrüpp und dichtes Unterholz bahnten. Überall hingen Ranken herab und der unverkennbare Gestank verrottender Pflanzen lag in der Luft.
    Sie ritten durch die Stadt. Sie war nicht von einer Mauer umgeben, sondern begann am Ende der sorgsam bearbeiteten Felder. Da sie nicht groß waren, nahm Larissa an, dass sich die Einheimischen größtenteils vom Fischfang ernährten. Entlang der Küste erblickte sie umgedrehte Boote und zum Trocknen ausgebreitete Netze. Angewidert rümpfte sie die Nase. Früher waren Fische den Shasinn als Nahrung verboten, und obwohl Gasam die alten Beschränkungen längst abgeschafft hatte, konnte sie sich nicht an Fisch als Nahrung gewöhnen.
    Die Stadt besaß ein einziges gemauertes Dock, an dem ein Schiff mit ausladendem Rumpf lag, das beinahe wie eine übergroße Barke aussah. Ein kostbar gewandeter Mann eilte über die Laufplanke, um sie freundlich zu begrüßen. Er knallte mit der Peitsche, und sofort liefen mindestens hundert Sklaven herbei, um Larissas Gepäck an Bord zu verstauen.
    »Willkommen, Königin Larissa. Ich bin Graf Schwarzfluss und soll dir deine Reise so angenehm wie möglich gestalten.« Er streckte die Hand aus, um ihr beim Absitzen zu helfen, aber sie ignorierte die Geste und sprang anmutig aus dem Sattel. Sofort traten zwei der Leibwächter vor und nahmen sie in die Mitte.
    »Deine Ehrenwache erwartet deine Musterung, Majestät«, sagte der Graf.
    »Ja, natürlich. Ich bin schon sehr gespannt auf die berühmten Soldaten.«
    Die Männer standen in zwei Reihen und hielten die Feuerrohre in Händen. Larissa schritt an ihnen vorüber und bemühte sich, nicht zu lachen. Mit den Thezanern verglichen sahen sie komisch aus, und noch komischer wirkten sie, wenn sie an ihre Shasinn dachte.
    Dennoch war es den Mezpanern mit diesen schmächtigen Burschen gelungen, ein ansehnliches Reich zu schaffen. Wie war das geschehen?
    Die Shasinn gaben sich keine Mühe, ihre Verachtung für die Soldaten zu verbergen. Das hatte sie erwartet. Allerdings schienen die Mezpaner keineswegs von den Shasinn beeindruckt zu sein und das war wirklich ungewöhnlich.
    »In einer Stunde legen wir ab, Majestät«, sagte Schwarzfluss. »Wenn du an Bord kommen möchtest, so haben wir für dich eine Erfrischung vorbereitet. Ich weiß, dass du einen langen Ritt hinter dir hast.«
    »Sehr freundlich«, antwortete Larissa. Es war lange her, seitdem sie Planken unter den Füßen gehabt hatte. Damals war Gasam als Pirat ausgezogen und hatte das Festland überfallen. Das bekannte Gefühl und der Geruch nach Teer und Holz wirkten beruhigend. Sie bemerkte, dass zahlreiche Ruderbänke den Rumpf des Schiffes füllten, was die große Menge der Sklaven erklärte. Die Soldaten gingen an Bord und stellten sich entlang der Reling auf.
    »So viele Wachen?«, fragte Larissa und machte es sich auf einem Diwan bequem, der unter einem breiten Sonnensegel stand.
    »Es wird ein wenig beengt zugehen, ist aber leider notwendig«, erklärte Schwarzfluss. Auf ein Fingerschnippen hin eilten Sklaven herbei und stellten eisgekühlten Wein und Speisen neben Larissa. »In letzter Zeit treiben sich ungewöhnlich viele Piraten herum. Wir glaubten, das gehöre der Vergangenheit an.«
    »Wie unangenehm«, meinte Larissa mit ausdrucksloser Stimme.
    »Ja. Wir wissen nicht genau, woher sie kommen, aber anscheinend umsegelten sie vor einiger Zeit das südwestliche Kap. Vielleicht stammen sie aus Sono oder aus Chiwa.« Auch er sprach mit ausdrucksloser Stimme.
    »Die Marine meines Gemahls hat die alten Verstecke auf den Inseln und entlang der Küste ausgeräuchert. Vielleicht sind sie hierher gekommen, weil sie auf reiche Beute hoffen. Haben sie viel Schaden angerichtet?«
    »Leider ja. Sie überfallen kleine Hafenstädte wie diese und dringen ins Umland vor. Wenn sie Cabos finden, reiten sie, um beweglicher zu sein. Sie schlachten das Vieh als Proviant für die Schiffe und rauben Reichtümer und Sklaven.«
    »Hat man bereits Piraten gefangen genommen und befragt?« Sie wählte ein kleines Stück Obstkuchen aus und verzehrte es genüsslich.
    »Bis jetzt noch nicht. In den letzten Jahren haben wir uns so sehr auf unsere Armee konzentriert, dass wir die Marine und die Küstenwache

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