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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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vor und konnte von den Flanken aus feuern, das 2. war östlich von den Behältern und konnte auch frontal feuern. Auf diese Weise hatten wir die Möglichkeit, von drei Seiten zu feuern, aber trotzdem konnten wir die Behälter einfach nicht einnehmen. Später, am 10. 1. 43, als wir die Behälter erobert hatten und der Mamajew-Hügel in unserer Hand war, interessierte uns, was die Behälter eigentlich hinsichtlich ihrer Konstruktion vorstellten. Ich bin auch reingeklettert. Die Wände waren aus Eisenbeton, bis zu einem Meter dick, von außen waren sie mit Erde bedeckt, so dass man den Eindruck hatte, das sei kein Behälter, sondern ein Hügel. Es gab zwei solcher Hügel, sie hatten innen Zwischenwände, dort war früher das Wasser. In die Behälter hatte man viele Schießschlitze gebrochen, die nur schwer zu treffen waren. Das war ein regelrechter Bunker, von den Deutschen zum Feuern mit Artillerie ausgerüstet. Es gab dort nicht weniger als 20 MGs. Sehr gute Positionen hatten auch die deutschen Scharfschützen, sie setzten oft unsere Kommandeure außer Gefecht. […]
    In der Nacht auf den 28. [November] fiel der erste Schnee in Stalingrad, am 27. war es noch windig und regnerisch. Die Mäntel vereisten und wurden bretthart. Alle froren furchtbar und fühlten sich miserabel. Um die vorderste Linie in Kampfstimmung zu bringen, wurde der allgemeine Stellvertreter des Kommandeurs des 1. Bataillons, Oberleutnant Salnikow, dorthin geschickt. Das sah so aus, dass er von einem Graben in den nächsten stieg, um den Soldaten Mut zu machen. Sie bekämen zehn Mann Verstärkung. Im Morgengrauen würde das Frühstück gebracht. Salnikow versprach, dass sie an dem Tag ihre Winteruniform bekommen würden, und übergab Kompaniechef Scheweljow den Befehl, sich auf den Angriff vorzubereiten. Wir sollten mit dem Ausbildungsbataillon der Division, das man uns gegeben hatte, und dem 1. Bataillon des 1043. Regiments zusammen vorgehen. Als alles fast bereit war, ging Salnikow zur vordersten Linie. Er wollte sich noch einmal die Gefechtsordnung seiner Männer anschauen. Es war schon hell, und ein deutscher Scharfschütze zielte auf seinen Kopf und tötete ihn. So starb Salnikow, einer der treuesten alten Bolschewiken.
    Am 28. um 10 Uhr griffen wir noch einmal an, aber auch dieses Mal gelang es uns nicht, die Wasserhochbehälter einzunehmen. Das Ausbildungsbataillon war fast zur Gänze zerschlagen – es waren nur noch einige Männer übrig. Man kann sagen, dass das Ausbildungsbataillon unserer Division nach diesem Angriff aufhörte zu existieren. Seine Kommandeure wurden zum Teil in unser Regiment, zum Teil in den Divisionsstab versetzt. […]
    Die Angriffsgefechte gingen im Dezember nur zäh voran. Wir eroberten sehr wenig, aber mit unseren Operationen in der Stadt banden wir diejenigen des Gegners, und das war wichtig für die von Westen vorrückenden Verbände – dem Gegner keine Möglichkeit zu geben, sich zu bewegen, ihn im Kessel zu halten.
    Unser Regiment wurde an den Nordhang des Mamajew-Hügels verlegt. Wir nahmen Verteidigungsstellungen zwischen der Bahnlinie, die den Hügel im Osten umrundet, und den Wasserhochbehältern ein. Während es im November die Behälter waren, die unserem Regiment bei der Einnahme des Mamajew-Hügels im Weg standen und die wir einfach nicht erobern konnten, war es jetzt die Unbenannte Höhe, eine der nördlichen Höhen des Mamajew-Hügels. Wir mussten die Höhe einnehmen, umso mehr, als sie uns daran hinderte, die Behälter einzunehmen. Sie war etwas höher als die übrigen, und die Deutschen hatten sich dort sehr gründlich festgesetzt, mit nicht weniger als 30 MGs und einem ganzen System von Laufgräben und Unterständen. Außerdem hatten sie über den Schießplatz, wo sie eine Masse Unterstände hatten, einen guten Zugang zur Höhe, und nachts konnten sie rüberlaufen und die Stellungen ausbauen und, wenn nötig, auch Verstärkung schicken.
    Am 12. und 13. Januar nahmen die Regimenter 1043 und 1045 endlich die Behälter ein und rückten auf die Westhänge des Hügels vor. Jetzt besaßen die Deutschen noch die Unbenannte Höhe auf dem Mamajew-Hügel, und die mussten wir einnehmen.
    Kommandeur des 1. Bataillons war zu dem Zeitpunkt Hauptmann Schidkich, sein Stellvertreter war Bolwatschow, ein Oberleutnant.
    Einen Tag und eine Nacht lang liefen die Vorbereitungen auf den Sturm der Höhe. Kleine Sturmtrupps wurden gebildet. Am 14. Januar um ein Uhr mittags begannen die Sturmtrupps einer nach

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