Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
Vom Netzwerk:
Versammlungen immer auf hohem ideologischen und politischen Niveau, die Kämpfer legten den Schwur ab, Stalingrad bis zum Ende zu verteidigen.
    Generalmajor Gurtjew: Bis wir die Leute übergesetzt hatten und ich den Armeestab aufgesucht hatte, tagte es bereits, und wir mussten den Raum unter deutscher Bombardierung beziehen. Es klappte nicht gut. Ein Teil unserer Leute ging am Ufer entlang, darunter ich und meine Kommandeure Stafejew und Smirnow sowie mein Adjutant, Chef der 1. Abteilung, und ein Teil nahm eine Umgehung vor. Es bereitete uns große Schwierigkeiten, heil an Ort und Stelle zu gelangen. Wir mussten etwa 3 km gehen. Der Feind entdeckte uns. Der schmale Uferstreifen, der uns bei unserer Ankunft in Stalingrad zur Verfügung stand, wurde vom Feind in ganzer Länge von den Höhen überblickt, die er besetzt hielt. Wir marschierten zwar in geöffneten Ordnungen, aber der Feind bemerkte und bombardierte uns, versperrte uns den Durchgang. Es gab dort eine Art Museumsgebäude, wo sich deutsche MPi-Schützen eingenistet hatten und aus mehreren MGs ununterbrochen feuerten. Bis wir an Ort und Stelle waren, hatten wir zwei oder drei Dutzend Leute verloren.
    Ich war den ganzen Tag damit beschäftigt, die Kampflinie festzulegen und das Gelände zu rekognoszieren. Mit mir übergesetzt waren das Pionierbataillon, das Nachrichtenbataillon, das MG-Bataillon und das 351. Regiment. Zwei meiner Regimenter waren noch am rechten [richtig linken] Ufer […]. Das 351. Regiment bezog den Abschnitt der Fabrik »Silikat«. Unsere Regimenter hatten eine Stärke von 300 bis 350 Mann. Der Feind konzentrierte das Artilleriefeuer gegen sie, bombardierte sie aus der Luft, sie kämpften jedoch bis zum Letzten. […]
    Ich führte das 351. Regiment persönlich zur Ausgangslinie, nachts, als wir uns noch schlecht im Gelände orientieren konnten. Man hatte uns allerdings im Armeestab Führer aus der Division gegeben, die dort stand. Zunächst kamen wir gut vorwärts und besetzten die ganze Silikatfabrik. Wir waren schon zu ihren westlichen Mauern gelangt. Dann mussten wir nach starkem Feindfeuer anhalten, der Gegner war zum Angriff übergegangen. Den ganzen Tag bestrich er uns mit seinem Trommelfeuer, wir hatten schon seit dem Morgen Verluste, und das Regiment war vom Marsch erschöpft. Es gab viele Verwundete im Regiment. Der Letzte, der in meinen Gefechtsstand im Laden »Gastronom« gerannt kam, war der Nachrichtenchef. Er war völlig verstört und meldete, dass alle im Regiment gefallen seien. Ich gab ihm einen meiner Kommandeure und schickte ihn mit einem Auftrag zu Markjolow zurück. Er kam nicht wieder. Dann bezog das 339. Regiment diese Stellung, auch hier wurde bei Tag und Nacht gegen die überlegenen Kräfte des Feindes gekämpft.
    Oberstleutnant Smirnow: Am 5. Oktober wurde das 351. Regiment aufgerieben. […] Am 4. Oktober hatten wir den Abschnitt um jeden Preis halten müssen. Wir hatten den Befehl erhalten, dass das Regiment nicht weichen dürfe. Um 11 Uhr abends fiel der Regimentskommandeur Markjolow aus. Nach seinem Ausfall übernahm Frolow das Kommando über das Regiment, der auch die Verteidigung hielt. Die Deutschen konnten das Regiment schließlich umfassen und vollständig vernichten. Nur zwei Männer waren aus dem Kessel entkommen, offenbar waren sie getürmt, ich schickte sie zurück. Die Nachricht, wie dieses Regiment gekämpft hatte, brachte uns der Regimentskommandeur Frolow.

Der Leiter der Politabteilung der 308. Schützendivision, Oberstleutnant Smirnow
    Oberstleutnant Swirin: Vom Regiment haben 11 Kämpfer überlebt. Als Letzter fiel Regimentskommissar Frolow, und der Regimentskommandeur wurde schwer verwundet. Die elf Kämpfer haben überlebt, weil sie als Boten in die Divisions- und Regimentsstäbe unterwegs waren. […]
    Es tat uns sehr leid um Oberstleutnant Michaljow, den Stabschef des 339. Regiments, der mit dem ganzen Stab umgekommen war. Er war ein vorzüglicher Kommandeur, kenntnisreich, streng und im Regiment beliebt. Die Sanitäterinnen sprechen von ihm wie von ihrem Vater. Mit ihm konnte man überall hingehen und jeden Befehl ausführen.

Oberstleutnant Michaljow
    Am 6. Oktober bekam ich von Michaljow einen kurzen Brief, ich möge ihn mit dem Regimentskommissar Sandin versöhnen. Ich kannte Michaljow gut und begab mich sofort mit Warschawtschik, dem Leiter der politischen Abteilung, ins Regiment. Wir waren gerade 50 Meter weit gegangen, da kam uns ein Bote vom Divisionskommandeur entgegen mit

Weitere Kostenlose Bücher