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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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Gefechtsstand der Division zu Besuch. »Du könntest noch länger bleiben.« »Nein, ich gehe jetzt.« »Na, dann geh, dort ist ein neuer Kommandeur, Tschamow. Mach dich mit ihm bekannt. Einen schwierigen Abschnitt haben sie dort. Du weißt, dass es das 351. Regiment nicht mehr gibt. Die Reste wurden dem 347. und 339. Regiment zugeteilt. Auch die Kommandeure gibt es nicht mehr. Nach Barkowski starb Sawkin den Heldentod. Ein fabelhafter Kommandeur und unermüdlicher Kämpfer. Oberstleutnant Michaljow ist gefallen, der Kommandeur des 339. Regiments. Er starb auf dumme Weise, im Gebäude beim Einschlag einer zwei Tonnen schweren Bombe. Zusammen mit ihm hat man seine Stabsmitarbeiter begraben.
    Schlag deinen Gefechtsstand nicht in einem Gebäude auf, sondern im freien Gelände, nur gut getarnt. Im Gebäude ist es gefährlicher. Benütze es als Stützpunkt. Lass zwischen den Gebäuden einen Verbindungsgang ausheben. Mach die Ausgänge vorne zum Feind hin, tiefe Splittergräben, und benütze sie. Man muss listig sein, öfter mal die Feuerstellungen wechseln.«
    Mit diesem Geleitwort ging ich ins 347. Regiment zum neuen Kommandeur.
    Oberstleutnant Tschamow: In Stalingrad bezog das Regiment im südlichen Teil des Flugplatzgartens, in der Petrosawodsker Straße und im südlichen Trakt der Fabrik »Barrikaden« die Verteidigungsposition. Gegen unser Regiment operierte die 305. Infanteriedivision des Feindes, bestehend aus den Regimentern 276, 277 und 278. Am 17. Oktober begann der Gegner die Bombardierung unserer Truppen aus der Luft im Verbund mit massiertem Artillerie- und Granatwerferfeuer. Aus allen Daten ging hervor, dass der Feind den Verteidigungsabschnitt des Regiments angreifen würde.

Kämpfe im Stalingrader Fabrikbezirk, Oktober 1942. Fotograf: G. Samsonow
    Um 10 Uhr morgens brachen die feindlichen Panzer auf dem Abschnitt meines Nachbarn zur Linken, des 685. Infanterieregiments, auf der Buguruslanskaja-Straße durch, sie rollten in einer Stärke von 20 Panzern mit MPi-Schützen zum Gefechtsstand meines Regiments.
    Eine andere Panzergruppe brach um 11 Uhr am südlichen Rand des Flugplatzgartens und am nördlichen Trakt der Fabrik »Barrikaden« durch und kesselte unser Regiment ein.
    Ich erhielt vom Divisionskommandeur die Anordnung, den Kampf im Kessel zu führen, nicht zu weichen. […] In diesem Kampf zeichnete sich die Bedienungsmannschaft von Sergeant Boltenko aus des Kommandeurs der Panzerabwehrbatterie des Regiments, das 6 Panzer zerstörte. Sein Gerät war ausgefallen, und die Mannschaft setzte den Kampf aus dem Splittergraben mit Panzerabwehrgranaten und mit Brennstoff gefüllten Flaschen fort. Im Endergebnis dieses Kampfes hatte der Feind unser Regiment so durchgeschnitten, dass das 1. Bataillon vom 2. Bataillon abgetrennt war. Bis zu acht Panzern griffen den Gefechtsstand des Kommandeurs des 1. Bataillons an, der im Gebäude des Sormowsker Elektrizitätswerks untergebracht war. Kommissar war damals Salipuchin. Die deutschen Panzer zerstörten das Elektrizitätswerk. Sie schossen aus einer Distanz von 60–70 m auf die Türen und Fenster des Werks. Das Gebäude fing Feuer. Zum Sturm auf das Elektrizitätswerk ging Infanterie in Kompaniestärke vor. Im Gebäude befanden sich Salipuchin, zwei Sanitäterinnen und zwei Meldesoldaten. Zwischen 16 und 19 Uhr wehrten sie sieben deutsche Angriffe ab. Allein Hauptmann Salipuchin vernichtete 32 Faschisten mit Pistole, Granaten und MPi. Dieses Grüppchen kämpfte drei Stunden lang unter dem Kommissar in dem belagerten Elektrizitätswerk.
    Alle wurden verwundet, auch Salipuchin selbst, aber sie verließen den Gefechtsstand erst auf meinen Befehl. Salipuchin trug den verwundeten Bataillonskommandeur und den Stabschef vom Schlachtfeld. Die beiden Sanitäterinnen und ein Meldesoldat waren im Gebäude am Qualm erstickt. Um 18 Uhr rollten bis zu 13 feindliche Panzer auf meinen Gefechtsstand zu, wo sich der Regimentsstab befand. Aus 80–90 m Entfernung schossen sie in direktem Richten auf uns. Gleichzeitig feuerten die MPi-Schützen. Zu diesem Zeitpunkt kehrte der Gehilfe des Regimentsstabschefs für Aufklärung, Unterleutnant Wassili Kalinin, vom Erkundungsgang zurück. Er robbte zum Gefechtsstand, ergriff eine Panzerbüchse und nahm den Zweikampf mit den deutschen Panzern auf. Im Verlauf von 12–15 Minuten steckte er fünf deutsche Panzer in Brand und schoss sechs bewegungsunfähig. Dann scharte er eine Gruppe von sieben Mann um sich und begann den

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