Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
Toningenieure des Leningrader Radios führten das Metronom in den dreißiger Jahren als Klangteppich bei Sendepausen ein. Nach Kriegsbeginn verwendeten sie es als Frühwarnsystem: Das Metronom taktete schneller, wenn feindliche Flieger im Anflug waren. Im Laufe der Blockade musste die Radiostation ihren Betrieb einschränken. Die weiterhin übertragenen Pulsschläge des Metronoms suggerierten den Leningradern, dass ihre Stadt noch lebte. [302]
Die Interviews mit Subanow und den zwei Dutzend anderen Zeitzeugen beginnen mit Schilderungen des Auf- und Ausbaus der Industriestadt in den dreißiger Jahren und ihrer Umstellung auf die Kriegswirtschaft. Im Mittelpunkt stehen die Bemühungen zur Verteidigung der Stadt, ihre Zerstörung durch die verheerenden deutschen Bombenangriffe und das Drama um die Evakuierung der Zivilbevölkerung. Bemerkenswert ist, wie heftig General Tschuikow und Kommissar Wassiljew die Parteifunktionäre von Stalingrad für ihr Versagen bei der Verteidigung und Evakuierung der Stadt kritisierten. Die Kritik, die stellenweise nicht berechtigt war, weil die unterlassene Evakuierung auf Stalins ausdrückliches Verbot zurückging, sollte nicht als eine Kritik von Militärs an Kommunisten missverstanden werden. Die Trennlinie verlief vielmehr zwischen denen, die an der Front kämpften (einschließlich Kommunisten wie Wassiljew), und jenen, die aus der Sicht der Kämpfenden ihre Schäfchen ins Trockene retteten.
Die frühesten der aufgezeichneten Gespräche (mit Tschuikow, Wassiljew und den Ingenieuren Schukow und Matewosjan) wurden am 8. Januar 1943 in der zerstörten Werksanlage des »Roten Oktober« durchgeführt. Parteifunktionäre fanden die Historiker erst bei ihrem zweiten Besuch in der Stadt im März 1943 vor. In das Gruppengespräch hineingewoben sind kursiv abgesetzte Passagen aus dem 1968 erstmals veröffentlichten Kriegstagebuch des örtlichen Parteichefs Alexej Tschujanow. Mit ihm wurde kein Interview geführt.
Es sprechen:
Stadt- und Gebietsverwaltung
Pigaljow, Dmitri Matwejewitsch – Vorsitzender des Exekutivkomitees des Sowjets der Arbeiterdeputierten für die Stadt Stalingrad (Stalingrad, 14. März 1943) [303]
Poljakow, Alexei Michailowitsch – stellvertretender Vorsitzender des Exekutivkomitees des Sowjets der Arbeiterdeputierten für das Gebiet Stalingrad (Stalingrad, 14. März 1943) [304]
Romanenko, Grigori Dmitrijewitsch – 1. Sekretär des Bezirks »Barrikaden« der Stadt Stalingrad (o.O., März 1943) [305]
Simenkow, Iwan Fjodorowitsch – Vorsitzender des Sowjets der Arbeiterdeputierten für das Gebiet Stalingrad (Stalingrad, 14. März 1943) [306]
Parteifunktionäre
Babkin, Sergej Dmitrijewitsch – 1. Sekretär des WKP(b)-Komitees des Kirow-Bezirks Stalingrad (Stalingrad, 13. März 1943) [307]
Denissowa, Klawdija Stepanowna – Sekretärin des WKP(b)-Komitees des Jerman-Bezirks Stalingrad (Stalingrad, 1. März 1943) [308]
Kaschinzew, Semjon Jefimowitsch – Sekretär des WKP(b)-Komitees des Bezirks »Roter Oktober« Stalingrad (Stalingrad, 14. März 1943) [309]
Odinokow, M. A. – Sekretär des WKP(b)-Komitees des Woroschilow-Bezirks Stalingrad (Stalingrad, 24. Juni 1943) [310]
Petruchin, Nikolai Romanowitsch – Leiter der Militärabteilung des Stalingrader WKP(b)-Gebietskomitees (Stalingrad, 12. März 1943) [311]
Pixin, Iwan Alexejewitsch – Sekretär des Stalingrader WKP(b)-Stadtkomitees (Stalingrad, 13. März 1943) [312]
Prochwatilow, Wassili Petrowitsch – Sekretär des Stalingrader WKP(b)-Gebietskomitees (Stalingrad, 13. März 1943) [313]
Tschujanow, Alexej Semjonowitsch – 1. Sekretär des Stalingrader WKP(b)-Gebietskomitees, Vorsitzender des Städtischen Verteidigungskomitees (Auszüge aus seinem veröffentlichten Tagebuch) [314]
Wodolagin – Sekretär des Stalingrader WKP(b)-Gebietskomitees (o.O., 26. März 1943) [315]
Spezialisten, Arbeiter, Bewohner
Joffe, Esri Israilewitsch – kommissarischer Direktor des Medizinischen Instituts Stalingrad
Matewosjan, Pawel Petrowitsch – Chefingenieur der Fabrik »Roter Oktober«
Schukow, Wenjamin Jakowlewitsch – Leiter des Werks Nr. 7 der Fabrik »Roter Oktober«
Subanow, Konstantin Wassiljewitsch – Chefingenieur im Energiekombinat Stalingrad (Stalgres) (o.O., 1. Februar 1944) [316]
Militärs
Burin, Ilja Fjodorowitsch – Aufklärer der 38. Schützenbrigade (mot), ehemaliger
Weitere Kostenlose Bücher