Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
Vom Netzwerk:
bereits nicht mehr. Der ganze Restbestand dieser Regimenter wurde zusammengefasst und mit meinem 101. Garderegiment vereinigt. Auf diese Weise verblieb in der Division nur das vereinigte 101. Garderegiment, das vom 9. bis zum 21. September während der Abwehrkämpfe unmittelbar in Stalingrad unter meinem Befehl stand.
    Ich muss darauf hinweisen, dass damals an der Front unmittelbar in Stalingrad etwa eine ganze Division Deutscher operierte, außerdem gab es Rumänen. [617]   In Stalingrad liquidierte Unterleutnant Panytschkin [618]   mit seiner Gruppe einen Zug Rumänen, den Offizier nahm er gefangen. Der leistete Widerstand. Ich hatte ihm den Befehl gegeben, mit einer Gruppe in die Gegend beim Getreidesilo vorzurücken, um dort einen Zug zur Deckung meiner Flanke in Stellung zu bringen. Er ließ zwei Gruppen hier, mit einer ging er in Richtung Getreidesilo. Da kam ein Zug Rumänen, vorneweg der Offizier. Panytschkin gab den Befehl, eine Salve auf sie abzufeuern. Die Rotarmisten eröffneten das Feuer, zehn bis zwölf Mann wurden getötet oder verwundet, der Rest floh. Der Offizier versteckte sich hinter einem Haus. Als Panytschkin zu ihm hinlief, schaffte der es nicht, die Pistole zu ziehen. Panytschkin packte ihn am Arm, verdrehte ihm den Arm. Der fing an zu schreien. Er drehte sich um, Panytschkin schlug ihm ins Gesicht. Der Offizier fiel zu Boden. Da kamen die Rotarmisten gelaufen und nahmen ihn fest. Durch ihn erfuhren wir, dass hier Rumänen operierten. Vorne waren Rumänen, schossen, hinter ihnen kamen Deutsche mit MGs. Es gab Fälle, wo die Rumänen zum Angriff übergingen. Sie warfen sich gruppenweise in den Angriff, zu 15 bis 20 Mann. Liefen und schrien, ihr MG ratterte, unterstützte sie mit seinem Feuer. Ihr Schrei war sehr hoch, er schrillte richtig. Sie rannten zur vordersten Linie vor. Unsere Leute warfen sich ihnen entgegen, 10 oder 15 gegen 30, und die liefen, warfen alles von sich, machten die Koppel auf, warfen die Feldflaschen weg und rannten. Aber währenddessen schossen die Deutschen heftig mit dem MG, offenbar auch auf sie. Sie wurden zurückgeholt. Waren zwischen zwei Fronten geraten. […]
    Bis zum 21. September fuhren wir fort, mit einer kleinen Anzahl Männer Stalingrad zu verteidigen. Am 21. hatte ich nur noch etwas mehr als 100 Mann. […] Am Abend des 20. erhielt ich gegen 22 Uhr eine schriftliche Anweisung vom Kommandeur der 35. Division, Gen. Oberst Dubjanski, mit folgendem Inhalt: Dem Kommandeur des 101. Gardeschützenregiments, Oberstleutnant Gerassimow. Zur Ablösung rücken zwei Bataillone der 92. Schützenbrigade zu Ihnen vor. Übergeben Sie Ihren Verteidigungsabschnitt, lassen Sie sich die Übergabe bestätigen, und verteidigen Sie nunmehr bis auf weiteres gemeinsam Ihren früheren Abschnitt. […] Am Abend des 21. erhielt ich die zweite schriftliche Anweisung. Zu der Zeit hatte der Gegner mich bereits von den operativen Verbänden an der rechten Flanke abgeschnitten und war bis an die Wolga vorgedrungen. Auf diese Weise war ich auch vom Divisionsgefechtsstand abgeschnitten. Der Gegner rückte mit einer Granatwerferbatterie und mit schwerem und leichtem MG vor. Es waren insgesamt etwa 150 bis 200 Mann. Er verfügte über eine starke Abwehr von oben, von der Wolga her und schnitt uns so vom Divisions-GS und den operativen Verbänden rechts ab.
    Ich erhielt die Anweisung von einem Melder, der schon durch die Gefechtsordnungen der Deutschen gekrochen war, mit Müh und Not, im letzten Moment. Er war gerade erst mit den Auffülltruppen gekommen, ich habe mir nicht einmal seinen Namen gemerkt. Er brachte die Anweisung von Oberst Dubjanski. Außerdem schickte Dubjanski mir Wein, etwas Wodka und zwei Büchsen Konserven, damit ich mich etwas stärkte, denn mit der Verpflegung stand es schlecht im Regiment. Die Verpflegung wurde in kleinen Booten [619]   transportiert. Der Befehl lautete, Oberstleutnant Gerassimow sollte die übrig gebliebenen Soldaten und Kommandeure sammeln und zum Fluss Zariza durchbrechen, zum Gefechtsstand. Zu der Zeit befand sich der Gefechtsstand der Division am Fluss Zariza.
    Das war der spannendste Kampf von allen. Noch einmal würde ich so etwas nicht schaffen. Das war der schwerste, der kritischste Moment, ich dachte: Wenn ich nicht am Leben bleibe, gehen die Männer hin und erzählen davon. […]
    Nachdem ich die Anweisung des Kommandeurs der 35. Gardedivision erhalten hatte, schickte ich den Melder den Kommissar holen. Der Kommissar befand sich

Weitere Kostenlose Bücher