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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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Kämpfer und legten uns schlafen.
    Um 4 Uhr morgens eröffnete als Erstes der Granatwerfer vom System »Wanjuscha«, [612]   der sechsrohrige deutsche, das Feuer. In diesem Raum begann der Angriff des Feindes. Eine wahre Panzerlawine rollte an, dahinter folgte die Infanterie. Der Panzerbüchsenzug war in den Schützengräben aufgestellt, doch diese Schützengräben waren nicht ganz geeignet, das Feuer auf die feindlichen Panzer zu führen, denn wir hatten die Panzer des Feindes rechts erwartet, doch sie waren links um uns herum auf einen Hügel gefahren, und wir konnten nicht schießen. Wir mussten die Schützengräben verlassen und im offenen Gelände auf die Panzer feuern. Wir schossen acht Panzer bewegungsunfähig. Sie wurden sofort abgeschleppt. Diese Panzer hatten die Rotarmisten Nikolajew, Berjosnikow und Nikitin getroffen. Nikitin wurde als Schreiber und Leiter der B/A-Kammer geführt, doch er hatte zur Waffe gegriffen.
    Wir kämpften bis zum Letzten. Als die Munition alle war, wurden die Panzer mit Granaten zerstört. Die Männer schwanden dahin, wie man sagt. Unsere Verbindung zum Bataillon wurde unterbrochen. Ich ging zu Lisunows Gefechtsstand. Ich hatte noch ein Gewehr und acht Patronen. Ich befahl, sie zu sparen.
    Robbte zum Gefechtsstand. Unterwegs zersplitterten sie mir den Kasten der Mauser. Ich meldete Lisunow die Lage. Zu allen Kompanien und zum Regimentsstab war unsere Verbindung abgebrochen. Sobald man einen Nachrichtensoldat losschickte, wurde er getötet. Doch da wir geschworen hatten, uns bis zum Letzten zu halten, mussten wir uns bis zum Letzten halten. Im Unterstand waren ich, Hauptmann Lisunow und seine Verbindung, sonst niemand mehr. Wir hatten keine Verbindung zu irgendjemandem. Die Infanterie der Deutschen war über uns hinwegmarschiert, und wir befanden uns nun in ihrem Rücken. Sie entdeckten unseren Unterstand. Ich hatte die Mauser und die Patronentasche sowie eine Maschinenpistole. Lisunow hatte eine Maschinenpistole und drei Panzergranaten ohne Zünder. Wir beschlossen, einzeln hinauszugehen. Ich würde ihn decken. Er würde 200 Meter weit gehen, dann ginge ich. Wir waren nur noch zu dritt.
    Ich warf die Panzergranaten. Sie explodierten nicht. Unterdessen rannte Hauptmann Lisunow 150 Meter und wurde am linken Oberschenkel verwundet. Er schrie mir zu: »Nicht rausgehen, Dauerfeuer. Dazu Durchschuss am Bein!« Ich stürzte zu ihm hin und machte ihm sofort einen Verband, noch dazu so kraftvoll, dass die Binde ständig zerriss. Ich versuchte, noch schneller zu wickeln, weil die Deutschen schon kamen. Endlich war der Verband fertig, aber die Blutung hörte nicht auf. Ich lud ihn mir auf und robbte etwa 50 Meter. Dort befand sich eine Fla-Stellung. Ich stemmte mich auf, um ihn mit einem Ruck abzuwerfen, da wurde ich am rechten Oberschenkel verwundet. Die Binde war für Hauptmann Lisunow verbraucht, so blieb ich ohne Verband. Nachdem ich etwas zu mir gekommen war, half ich dem Hauptmann und bewegte mich vorwärts. Etwa zwei Stunden waren wir unterwegs. Hauptmann Lisunow zeigte kein Lebenszeichen, flüsterte jedoch, ich solle ihn liegenlassen und mein Leben retten. Ich ließ ihn natürlich nicht im Stich.
    Wir krochen nach Werchnjaja Jelschanka, [613]   in den Bereich der Funkstation. Ich richtete mich auf, um mich zu orientieren, und wurde von MPi-Schützen zum zweiten Mal an der linken Brusthälfte und am linken Arm verwundet. Da brach ich bewusstlos zusammen. Wie lange ich lag, weiß ich nicht mehr. Ich kam zu mir, weil ich stark fror. Es war schon Nacht, etwa 4 Uhr morgens. Es begann schon zu tagen. Um mich herum hörte ich Leute deutsch reden. Lisunow war nicht neben mir. Er hatte beschlossen, zu einem Haus zu kriechen. Das war schon am 9. Ich sah, im Haus waren Deutsche. Ich wollte mich erschießen, weil ich keine Kraft mehr hatte, und lebendig wollte ich mich nicht gefangen nehmen lassen, ich hielt die Lage für ausweglos. Ich drückte den Abzugshebel, aber die Mauser war mit Sand verstopft, schoss nicht. Mein rechter Arm war noch gesund. Ich kroch mit Hilfe des rechten Arms weg und gelangte wie durch ein Wunder auf den Gefechtsstand der Division. Es war schon um die Mittagszeit. Hier traf ich Oberst Judin und den Militärjuristen Truppe. Oberstleutnant Gerassimow konnte ich nicht finden. Ich fragte den Generalmajor. Man sagte mir, er sei gefallen. Ich dachte, sie machten sich über mich lustig. Aber dann überzeugte ich mich davon, dass es stimmte. Ich erstattete auf dem

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