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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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die Tischplatte und versuchte, ihre Enttäuschung und die Demütigung zu verbergen. Natürlich hatte sie auf seine Unterstützung gehofft, ja, sie hatte sie erwartet. Seine Reaktion warf sie förmlich um.
    Sie hörte zustimmendes Grunzen um sich herum, doch sie sah nicht auf, um herauszufinden, von wem es kam.
    Gabriel kam zu ihr herüber und hob sanft ihr Kinn, dann legte er ihr die Hände auf die Schultern.
    »Ich hätte selbst darauf kommen sollen, Johanna.«
    Sie brauchte eine volle Minute, um zu begreifen, daß er ihr gerade das gab, was sie erhofft hatte.
    »Du bist weitaus klüger als ich«, sagte er.
    Sie wollte ihm so gerne für dieses Kompliment danken, aber sie konnte nicht. Statt dessen brach sie in Tränen aus.
    Die Soldaten begannen alle gleichzeitig zu reden und zu brüllen. Keith gab Calums grober Reaktion die Schuld für die Tränen der Herrin. Calum behauptete genauso stur, daß es Keiths ständiges Geschimpfe war, das nun schließlich Lady Johanna zum Weinen gebracht hatte.
    Gabriel schien der einzige, der von Johannas Tränen nicht betroffen war. Er befahl ihr, sich zu setzen. Dann stellte er sich hinter sie, legte ihr die Hände auf die Schultern und wandte sich seinen Soldaten zu.
    »Als ich eben meine Frau mit dem neuen Plaid gesehen habe, sind mir die Augen geöffnet worden. Ich habe gerade erst erkannt, welchen Mühen Johanna unterworfen war, um es Euch allen recht zu machen. Ihr wurde gesagt, welches Plaid sie tragen, in welchem Stuhl sie sitzen, mit wem sie ausgehen sollte und so weiter, und sie war immer ausgesprochen bemüht, niemanden vor den Kopf zu stoßen. Seit dem Tag, an dem sie hierhergekommen ist, hat sie euch alle akzeptiert, Maclaurins und MacBains gleichermaßen. Sie hat Calum und Keith mit gleicher Freundlichkeit behandelt. Sie hat euch allen gegenüber Loyalität gezeigt. Dafür hat sie von euch nichts als Kritik und Mißfallen bekommen. Ein paar haben sie sogar als feige bezeichnet, und dennoch hat sie sich nicht einmal beschwert. Sie hat unter der Demütigung schweigend gelitten und damit bewiesen, daß sie weit verständnisvoller und gutherziger ist, als ich es jemals sein könnte.«
    Die ganze große Halle war in Schweigen getaucht. Gabriel drückte Johannas Schultern und fuhr dann fort: »Aye, sie war immer höchst rücksichtsvoll«, wiederholte er. »Und ich war es auch.« Nun klang seine Stimme hart und wütend. »Ich habe versucht, Geduld mit euch zu haben, aber für mich ist es höllisch anstrengend, da ich normalerweise überhaupt kein geduldiger Mensch bin. Jetzt habe ich genug von eurer Streiterei, und meiner Frau geht es offenbar genauso. Von jetzt an sind wir wirklich ein Clan. Ihr habt mich als euren Anführer akzeptiert. Nun müßt ihr euch gegenseitig akzeptieren. Diejenigen, die meinen, das nicht zu können, haben meine Erlaubnis, bei Tagesanbruch zu verschwinden.«
    Das Schweigen dauerte noch ein oder zwei weitere Minuten. Dann trat Lindsay einen Schritt vor. »Clansherr MacBain, welches Plaid sollen wir tragen?«
    »Du hast mir Treue geschworen, und ich bin ein MacBain. Also trägst du meine Farben.«
    »Aber Euer Vater war Maclaurins«, rief ihm Keith in Erinnerung.
    Gabriel sah seinen ersten Befehlshaber finster an. »Weder hat er mich akzeptiert, noch hat er mir seinen Namen gegeben«, antwortete er. »Und ich akzeptiere auch ihn nicht. Ich bin ein MacBain. Wenn du mir folgst, trägst du meine Farben.«
    Keith nickte. »Ich folge Euch, Clansherr.«
    »Ich auch«, rief Lindsay. »Aber was tun wir denn nun mit den Maclaurin-Plaids?«
    Gabriel wollte gerade vorschlagen, sie zu verbrennen, besann sich dann aber. »Die Plaids gehören nun zu eurer Vergangenheit«, verkündete er. »Ihr könnt sie euren Kindern mit den Geschichten des Clans weitergeben. Die MacBain-Plaids, die ihr morgen tragen werdet, sind der Anfang eurer Zukunft. Gemeinsam werden wir unschlagbar sein.«
    Die Spannung in der Halle war gebrochen. Ein lauter Jubel brauste auf.
    »Das ist ein Grund zum Feiern«, rief Vater MacKechnie.
    »Für einen Trinkspruch auf jeden Fall«, stimmte Gabriel zu.
    »Aber ohne zu kleckern«, platzte Johanna heraus.
    Aus irgendeinem Grund erzeugte ihre Bemerkung große Belustigung bei den Männern. Wahrscheinlich lachten sie aus Erleichterung, dachte Johanna. Während Gabriels Rede hatte es einige beunruhigende Momente gegeben. Zumindest sie war beunruhigt gewesen.
    Sie tupfte sich die Augenwinkel mit einem Tuch ab, wobei es ihr peinlich war, daß sie einfach

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