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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ist nett«, flüsterte sie seufzend. Raulfs Vorstellung von Vorspiel war es gewesen, die Decken von ihr zu zerren. Johanna blockierte augenblicklich diese Erinnerung. Sie wollte die Freude des Augenblicks nicht mit der üblen Vergangenheit verderben.
    Und sie wollte auch nicht, daß Gabriel einschlief. Im Gegenteil: Er sollte sie noch einmal lieben. Sie konnte nicht fassen, wie forsch sie plötzlich war, und schüttelte den Kopf über ihre erstaunliche, plötzlich erwachte Lüsternheit.
    Also zog sie lieber die Decken über sich und schloß die Augen. Doch plötzlich begann ein beunruhigender Gedanke an ihr zu nagen. Jetzt, da sie miteinander geschlafen hatten, sollte nicht einer von den beiden gehen? Raulf hatte sie immer sofort verlassen, wenn er fertig gewesen war. Da Gabriel sich offenbar zum Schlafen eingenistet hatte, entschied sie, daß es ihre Pflicht war, zu gehen.
    Sie wollte lieber bleiben, aber der Gedanke daran, daß er ihr befehlen könnte zu gehen, verletzte ihren Stolz. Sie fand, daß es besser war, ihm gar nicht erst die Chance dazu zu geben. Einige Minuten lang kämpfte sie unentschlossen mit sich.
    Auch Gabriel war beunruhigt. Sein schlauer Plan, seine Frau mit Gefühlen zu überwältigen, hatte sich gegen ihn selbst gekehrt. Hölle, sie hatte ihn überwältigt. Er hatte seine Selbstbeherrschung noch nie so vollkommen verloren, hatte sich bei keiner Frau je zuvor so verletzlich gefühlt, und er überlegte, was sie wohl anstellen würde, wenn sie wüßte, welche Macht sie über ihn hatte. Er runzelte allein bei diesem Gedanken finster die Stirn.
    Johanna rutschte an die Bettkante. Sie griff nach ihrem Nachtkleid, bevor sie aufstand. Dann wandte sie ihm den Rücken zu, während sie sich das Kleidungsstück anzog. Ihre Schuhe mußten irgendwo bei der Tür stehen.
    Und immer noch zögerte sie. Sie konnte sich selbst nicht begreifen. Sie fühlte sich elend und einsam und hätte am liebsten geweint. Ihre Liebesnacht war wunderbar gewesen, doch nun war sie mit einer neuen, unbekannten Unsicherheit erfüllt. Nein, sie begriff nichts von der Veränderung in ihrem Inneren, aber sie würde wahrscheinlich den Rest der Nacht Zeit haben, sich darüber klarzuwerden. Sie bezweifelte, daß sie würde schlafen können, und am Morgen würde sie wahrscheinlich entsetzlich erschöpft und deprimiert sein.
    Gabriel schien eingeschlafen zu sein. Sie versuchte, so leise wie möglich zur Tür zu gelangen. Gerade griff sie nach dem Riegel, als er sie rief.
    »Wo willst du denn hingehen?«
    Sie wandte sich zu ihm um. »In die andere Kammer, M’lord. Ich habe angenommen, ich soll da schlafen.«
    »Komm zurück zu mir, Johanna.«
    Sie ging langsam zu seiner Bettseite hinüber. »Ich wollte dich nicht aufwecken.«
    »Ich habe nicht geschlafen.«
    Er griff nach dem Gürtel ihres Nachtkleides, um es zu öffnen. Mit nur milder Neugier fragte er: »Warum willst du denn allein schlafen?«
    »Das will ich ja gar nicht«, platzte sie heraus.
    Er zog an den Ärmeln ihres Kleides, um es ihr abzustreifen. Sie erbebte in der kalten Luft. Dieser Anblick amüsierte ihn, denn er fand es verdammt heiß in der Kammer. Er schlug die Decke auf und wartete, daß sie zu ihm kam.
    Sie zögerte keine Sekunde und kletterte über ihren Mann hinweg ins Bett. Gabriel legte die Arme um sie und drückte sie an sich, bis ihre Wange an seiner Schulter ruhte. Dann zog er die Decke über sie, gähnte herzhaft und sagte: »Du wirst jede Nacht mit mir in diesem Bett schlafen, verstehst du, Johanna?«
    Sie stieß an sein Kinn, als sie nickte. »Ist es in den Highlands so üblich, daß Mann und Frau zusammen schlafen?«
    Er gab ihr eine ausweichende Antwort. »Für uns wird es so üblich sein.«
    »Ja, M’lord.«
    Die augenblicklich geflüsterte Antwort freute ihn. Er drückte seine Frau an sich und schloß die Augen.
    »Gabriel?«
    Er grunzte zur Antwort.
    »Bist du froh, daß du mich geheiratet hast?«
    In dem Moment, als sie die Worte ausgesprochen hatte, tat ihr die Frage schon leid. Nun würde er wissen, wie verletzlich sie sich fühlte und wie entsetzlich unsicher sie in Wirklichkeit war.
    »Das Land gehört jetzt mir. Das macht mich froh.«
    Er war ein brutal ehrlicher Mann. Wahrscheinlich sollte sie diesen Charakterzug bewundern. Doch nicht ausgerechnet heute nacht, fand sie. Darüber hinaus fand sie, daß er sie anlügen und ihr sagen sollte, wie froh und glücklich er war, sie als Frau zu haben. Lieber Himmel, jetzt benahm sie sich aber wirklich

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