Die standhafte Witwe
waren ziemlich mitgenommen, als es ihm endlich gelang, ihr Liebesspiel aufzuhalten. Sein Atem ging mühsam, und auch der ihre war nicht leichter.
»Du schaffst es, daß ich mich vergesse, M’lord.«
Er nahm es als Kompliment, hob sie von seinem Schoß und stand schließlich auf. Johanna war immer noch nicht ganz wieder da. Ihre Wagen waren gerötet und ihre Hände bebten, als sie sich das Haar zurückstrich. Er beobachtete mit ausgesprochenem Vergnügen, wie sie versuchte, ihre äußere Erscheinung in Ordnung zu bringen.
Frauen lassen sich schnell verwirren, dachte er. Und diese hier ganz besonders.
»Mein Haar sieht schrecklich aus«, stammelte sie, als sie seinen lächelnden Blick auffing. »Ich möchte es schneiden lassen … Wenn du es erlaubst, natürlich.«
»Was du mit deinem Haar tust, geht mich nichts an. Du brauchst meine Erlaubnis nicht. Ich habe wichtigere Dinge, worüber ich mir Gedanken machen muß.«
Er milderte seine harsche Antwort mit einem schnellen Kuß ab. Dann bückte er sich, nahm den Stein, den sie Auggie geben wollte, und reichte ihn ihr. Er mußte ihn ihr in die Handfläche legen. Aye, sie war verflixt verwirrt, und verdammt, diese Tatsache gefiel ihm.
Gabriel winkte ihr und wandte sich dann zum Gehen. Johanna glättete die Falten ihres Plaids und beeilte sich, an seine Seite zu gelangen.
Sie konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. Wahrscheinlich wußte er sehr gut, daß seine Küsse sie vollkommen aus der Bahn geworfen hatten, denn sein Gesichtsausdruck verriet reine arrogante Zufriedenheit. Dennoch kümmerte sie es nicht.
Alles würde gut werden, das wußte sie jetzt. Sie seufzte mehrere Male, während sie den Hügel hinaufgingen. Ja, dachte sie bei sich, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, als ich zugestimmt habe, Gabriel zu heiraten.
Johanna war so gut gelaunt, daß sie kaum Dumfries’ Grollen zur Kenntnis nahm, der offenbar etwas dagegen hatte, daß sie zu nah an Gabriel heranrückte. Sie würde sich ihre himmelhochjauchzende Stimmung auch nicht von einem Hund verderben lassen.
Sie ließ ihre Hand wie zufällig über die ihres Mannes streichen. Er begriff den Hinweis nicht. Sie stieß ihn leicht, aber er verstand immer noch nicht. Also gab sie es auf, dezent zu sein und ergriff seine Hand.
Er benahm sich, als wäre sie nicht da. Sein Blick war starr auf die Hügelkuppe gerichtet, und sie nahm an, daß seine Gedanken bereits wieder bei den vor ihm liegenden Pflichten waren. Seine Unaufmerksamkeit machte ihr aber nichts aus, und als sie die ersten Hütten erreichten, zog sie ihre Hand fort. Bestimmt wollte er seine Zuneigung zu ihr nicht vor dem ganzen Clan offen zeigen. Doch Gabriel überraschte sie damit, daß er ihre Hand wieder packte. Er drückte ihre Finger kurz und sanft, dann beschleunigte er seinen Schritt, bis sie schließlich fast wieder laufen mußte, um an seiner Seite zu bleiben.
Lieber Gott, sie war so glücklich. Aye, sie hatte das Richtige getan. Sie hatte einen gutherzigen Mann geheiratet.
KAPITEL 7
In Wirklichkeit war sie mit einem Ungeheuer verheiratet.
Zu diesem deprimierenden Schluß kam Johanna, nachdem sie drei Monate mit ihrem Ehemann verbracht hatte. Gabriel war durch und durch gemein. Er war empörend sturköpfig, entsetzlich festgelegt in seinen Ansichten und absolut unlogisch in seinen Anordnungen. Und das waren noch seine besseren Eigenschaften. Er behandelte sie wie eine Kranke. Sie durfte nicht einmal einen Finger heben, wurde von vorn bis hinten umsorgt und hatte ständig einen Aufpasser um sich herum. Sie nahm diesen Unsinn etwa zwei Monate hin, bis sie es einfach nicht mehr aushielt. Sie protestierte, aber es nützte nichts. Gabriel hörte ihr nicht zu. Seine Vorstellungen von der Ehe waren höchst seltsam. Er wollte sie hinter Schloß und Riegel beschützt wissen, und jedesmal, wenn sie nach draußen ging, um frische Luft zu schnappen, versuchte er, sie wieder hineinzuscheuchen.
Die Mahlzeiten waren kaum zu ertragen. Von ihr wurde erwartet, daß sie eine würdevolle Haltung beibehielt, während um sie herum das Chaos herrschte. Keiner der Männer, mit denen sie aß, besaß Manieren. Sie waren laut, unhöflich und machten widerwärtige, schreckliche Geräusche.
Und das waren noch ihre besseren Eigenschaften. Johanna kritisierte die Soldaten nicht. Lieber hielt sie sich, wann immer es möglich war, von dem Clan fern. Für sie bedeutete es Frieden, wenn sie in Ruhe gelassen wurde, und dieses Ziel war es, das sie
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