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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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anstrebte.
    Da Gabriel sie immer noch nicht jagen lassen wollte, verbrachte sie die meisten Stunden des Tages allein. Ihr Mann schien zu glauben, sie wäre zu schwach und zerbrechlich, Pfeil und Bogen zu heben, und wie zum Teufel sollte sie ihm diesen Unsinn bloß ausreden. Damit ihre Fähigkeiten nicht einrosteten, befestigte sie eine Zielscheibe an einem Baumstamm am Fuß des Berges und übte dort mit ihren Waffen. Sie war ziemlich gut mit Pfeil und Bogen und konnte sich sogar rühmen, ein- oder zweimal Nicholas beim Zielschießen geschlagen zu haben.
    Niemand störte sie, wenn sie übte. Die Frauen ignorierten sie die meiste Zeit. Die Maclaurins machten keinen Hehl aus ihrer feindlichen Haltung. Einige junge Frauen folgten dem Beispiel ihrer ungekrönten Anführerin, einer großen, robusten Frau mit roten Wangen und weißblondem Haar, die Glynis hieß. Sie schnaubte meistens reichlich undamenhaft, wenn Johanna vorbeiging, doch Johanna konnte sich dennoch nicht vorstellen, daß Glynis wirklich bösartig war. Wahrscheinlich konnte sie nur nichts mit ihrer neuen Herrin anfangen, und das konnte Johanna ihr nicht übelnehmen. Denn während Glynis mit den anderen Frauen von morgens bis abends auf den Feldern hinter der Baumlinie arbeitete, die fruchtbaren Äcker bestellte und die Saat düngte, strolchte Johanna ziellos um die Burg und gab wahrscheinlich das Bild einer faulen, nichtsnutzigen Prinzessin ab.
    Nein, Johanna machte den Frauen keinen Vorwurf für ihre Abneigung. Zum Teil war Gabriel schuld an dieser Einstellung der Clansfrauen zu ihr, da er ihr nicht erlaubte, sich mit ihnen näher zu beschäftigen, aber Johanna war ehrlich genug, einzusehen, daß sie es selbst zugelassen hatte und nicht viel tat, die Meinung dieser Frauen über sie zu ändern. Sie hatte nicht einmal versucht, ihnen Freundlichkeit entgegenzubringen, sondern war den alten Gewohnheiten gefolgt, ohne ihre eigenen Beweggründe in Frage zu stellen.
    Sie hatte in England keine engen Freunde gehabt, weil ihr Mann es ihr nicht gestattet hatte. Doch hier war nun alles anders. Sie mußte sich daran erinnern, daß der Clan nicht einfach verschwinden oder ausgewechselt werden würde.
    Nach drei Monaten der Einsamkeit mußte sie sich eingestehen, daß ihr Leben zwar friedlich war, aber auch langweilig und eintönig. Sie wollte dazugehören. Und genauso wichtig: Sie wollte helfen, aufzubauen, was ihr erster Mann zerstört hatte. Gabriel war zu sehr mit der Neugestaltung beschäftigt, um sich um ihre Belange zu kümmern, darüber hinaus wollte sie sich ohnehin nicht bei ihm beschweren. Sie würde ihre Probleme schon selbst lösen müssen.
    Nachdem sie die Zwickmühle, in der sie steckte, erst einmal erkannt hatte, machte sie sich daran, sich daraus zu befreien. Sie wollte sich nicht länger von den Clansmitgliedern fernhalten, sondern versuchen, sich unter sie zu mischen, wann immer es möglich war. Sie war von Natur aus schrecklich scheu, zwang sich aber nun zu einem Gruß, wann immer eine der Frauen vorbeieilte. Die MacBains antworteten stets mit einem Lächeln oder einem freundlichen Wort, die meisten Maclaurins dagegen taten so, als hätten sie sie nicht bemerkt. Natürlich gab es ein paar Ausnahmen. Leila und Megan, die beiden Maclaurin-Frauen, die ihr in der Hochzeitsnacht das Bad bereitet hatten, schienen sie zu mögen. Die anderen jedoch lehnten jedes Freundschaftsangebot von ihrer Seite ab.
    Dieses Verhalten verwirrte sie. Bald wußte Johanna nicht mehr, was sie tun sollte, um die Frauen für sich zu gewinnen. Am Dienstag, als Keith die Aufgabe hatte, auf sie aufzupassen, fragte sie ihn danach.
    »Ich hätte gerne Eure Meinung zu einer Sache gehört, die mich bekümmert, Keith. Ich finde einfach keinen Weg, von den Maclaurin-Frauen akzeptiert zu werden. Habt Ihr vielleicht eine Idee?«
    Keith kratzte sich am Kinn, während er ihr zuhörte. Er wußte genau, daß das Verhalten der Frauen seines Clans sie belastete, aber er zögerte, ihr die Gründe dafür zu nennen, denn er würde sie damit sicherlich verletzen. Durch die Zeit, in der er ein Auge auf sie gehabt hatte, hatte sich seine Meinung über sie geändert. Sie war immer noch recht schüchtern, aber sie war bestimmt nicht schwächlich und feige, wie einige Maclaurin-Frauen glaubten.
    Johanna bemerkte sein Zögern, sah den Grund aber in der Tatsache, daß sie sich in Hörweite zu ein paar anderen Clansmännern befanden.
    »Habt Ihr Lust, mit mir den Hügel hinauf zu spazieren?«
    »Gern,

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