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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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M’lady.«
    Keiner von beiden sagte ein Wort, bis sie ein gutes Stück vom Hof entfernt waren. Endlich brach Keith das Schweigen. »Die Highlander haben ein langandauerndes Gedächtnis, Lady Johanna. Wenn ein Krieger in den Tod geht, ohne eine offene Rechnung beglichen zu haben, so kann er dennoch in Frieden ruhen, weil er weiß, daß sein Sohn oder sein Enkel eines Tages das Unrecht wieder gutmachen wird. Fehden werden niemals vergessen, Sünden niemals vergeben.«
    Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was er ihr sagen wollte. Auf jeden Fall sah er sie sehr ernst an. »Und es ist wichtig, nicht zu vergessen, Keith?«
    »Aye, M’lady.«
    Offenbar glaubte er, das wäre Erklärung genug. Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe immer noch nicht, was Ihr mir damit sagen wollt. Bitte, versucht es noch einmal.«
    »Also gut«, antwortete der Soldat. »Die Maclaurins haben nicht vergessen, was Euer erster Mann hier angerichtet hat.«
    »Und sie geben mir die Schuld dafür, ist es das?«
    »Ein paar der Leute tun es tatsächlich«, gab er zu. »Ihr braucht Euch aber über Wiedergutmachung keine Gedanken zu machen«, fügte er hastig hinzu. »Rache ist ein Spiel für Männer. Die Highlander lassen Frauen und Kinder in Ruhe. Zudem würde Euer Mann jeden umbringen, der es wagt, Euch ein Haar zu krümmen.«
    »Ich mache mir keine Sorgen um meine Sicherheit«, antwortete sie. »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Gegen Erinnerungen allerdings kann ich nicht kämpfen. Ich kann nicht ändern, was hier geschehen ist. Keith, Ihr braucht nicht so resigniert zu schauen. Ich glaube, ich habe ein paar Frauen auf meiner Seite. Ich habe gehört, wie eine mich die ›Mutige‹ nannte. Sie hätte mir doch nicht ein solches Lob zugesprochen, wenn sie mich hassen würde.«
    »Das ist kein Lob«, sagte Keith, und der Zorn färbte seine Aussprache. »Ich kann nicht zulassen, daß Ihr so getäuscht werdet.«
    »Aber was wollt Ihr mir damit sagen?« fragte sie frustriert.
    Es schien keine leichte Aufgabe zu sein, aus dem Maclaurin-Soldaten eine einfache Antwort herauszubekommen. Johanna faßte sich also in Geduld, während sie darauf wartete, daß er sich verständlich ausdrückte.
    Keith stieß einen Seufzer aus. »Sie bezeichnen Auggie als klug.«
    Sie nickte. »Auggie ist sogar sehr klug«, stimmte sie zu.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie halten ihn aber für beschränkt.«
    »Warum in Gottes Namen bezeichnen sie ihn dann als klug?«
    »Eben weil er es nicht ist.«
    Die Miene in ihrem Gesicht sagte ihm, daß sie immer noch nicht begriffen hatte. »Euer Gatte wird auch ›der Gnädige‹ genannt.«
    »Der Clansherr würde sich freuen, ein solches Lob zu hören.«
    »Nay, M’lady, er würde sich bestimmt nicht freuen.«
    Und sie begriff immer noch nicht. Keith hielt es für einen schlechten Dienst, sie in ihrer Unwissenheit zu lassen. »Euer Gatte würde wütend werden, wenn er glauben müßte, die Maclaurin hielten ihn wirklich für einen barmherzigen Mann. Versteht doch, die Frauen geben einem immer den Namen, der am wenigsten paßt. Es ist ein albernes Spiel, aber sie glauben in Wirklichkeit, ihr Clansherr ist gnadenlos. Deswegen bewundern sie ihn«, fügte er mit einem Nicken hinzu. »Ein Anführer möchte nicht als barmherzig oder freundlich bezeichnet werden. Man würde es als Schwäche auslegen.«
    Johanna straffte langsam ihren Körper. Offenbar begriff sie jetzt nach und nach die Bedeutung seiner Worte.
    »Und wenn das wahr ist, was Ihr mir sagt, dann halten sie Auggie tatsächlich für …«
    »Dumm.«
    Jetzt hatte sie es. Keith sah die Tränen in ihren Augen aufsteigen, bevor sie sich hastig von ihm wegdrehte. »Dann bin ich für sie nicht mutig, sondern tatsächlich feige. Ich verstehe. Vielen Dank, daß Ihr es mir erklärt habt, Keith. Ich weiß, daß es nicht leicht für Euch war.«
    »M’lady, bitte nennt mir den Namen der Frau, die dies gesagt hat …«
    »Bestimmt nicht«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Sie konnte ihn nicht ansehen. Es war zu peinlich … und beschämend. »Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigt, ich möchte hineingehen.«
    Sie wartete nicht auf seine Erlaubnis, sondern wandte sich um und lief den Hügel hinunter. Doch dann hielt sie plötzlich an und wandte sich noch einmal zu ihm um. »Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Ihr meinem Mann nichts von dieser Unterhaltung sagt. Er braucht nichts von diesen unwichtigen Dingen wie den albernen Frauenspielen zu erfahren.«
    »Ich werde nichts sagen«,

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