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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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gerichtet, und Gabriel bezweifelte, ob sie überhaupt merkte, daß sie ihn berührte. Diese unbewußte Zurschaustellung ihrer Zuneigung zu ihm gefiel ihm außerordentlich, denn es bewies, daß sie ihre Angst vor ihm vollkommen überwunden hatte. Und das war, wie er fand, ein wichtiger erster Schritt. Er war auf dem Weg, ihr Vertrauen zu gewinnen. Oh, er konnte sich natürlich daran erinnern, daß er ihr befohlen hatte, ihm zu vertrauen. Aber selbst ihm war bereits kurz, nachdem er diesen Befehl ausgesprochen hatte, klar geworden, daß Vertrauen tatsächlich wachsen und verdient sein muß. Gabriel hielt sich für einen geduldigen Mann. Er konnte warten. Mit der Zeit würde sie ihr Glück erkennen und seinen Schutz schätzenlernen. Sie würde lernen, ihm zu vertrauen, und damit käme die wahre Treue.
    Ein Mann konnte nicht mehr von seiner Frau verlangen.
    Der Priester riß ihn aus seinen Gedanken, als er sagte: »Das Getränk ist sehr wertvoll, wenn man es altern läßt. Manche Männer würden für reinen uisgebreatha töten. Ihr müßt wissen, daß die Highlander das Trinken sehr ernst nehmen. Das ist der Grund, warum sie es Wasser des Lebens nennen.«
    »Würden sie es auch für Waren eintauschen, wenn jemand dieses alte Gebräu anbieten würde?«
    »Johanna, warum interessiert dich das Thema eigentlich so?« wollte Gabriel wissen.
    Sie zuckte die Schultern. Sie wollte ihm noch nichts von den Fässern mit flüssigem Gold erzählen, die Auggie ihr gegenüber erwähnt hatte. Sie mußte zunächst ihren Freund um Erlaubnis fragen. Und sie wollte sich vor allem erst einmal selbst davon vergewissern, daß die Fässer überhaupt noch in der Höhle waren. Außerdem gäbe es eine hübsche Überraschung für ihren Ehemann. Wenn das Getränk so wertvoll war, wie Johanna hoffte, dann hätte er endlich etwas, mit dem er handeln konnte.
    »Vater, würdet Ihr uns die Ehre machen, heute abend die leere Kammer oben zu beziehen?« fragte Johanna.
    Der Priester sah den Clansherrn an. Er wartete darauf, daß auch Gabriel diese Einladung aussprach.
    »Das Bett ist sehr bequem, Vater«, bemerkte Gabriel.
    Vater MacKechnie lächelte. »Ich nehme es sehr gerne«, sagte er. »Es ist sehr freundlich von Euch, Euer Haus für mich zu öffnen.«
    Vater MacKechnie stand auf, verbeugte sich vor dem Clansherrn und machte sich dann daran, seine Sachen einzusammeln. Johanna ging zu ihrem Stuhl zurück, nahm Nähzeug und Stickerei auf und steckte sie zurück in den Beutel. Gabriel wartete am Eingang auf sie.
    »Du kannst deine Nähsachen auch auf dem Stuhl lassen, Frau. Niemand wird etwas dagegen haben.«
    Dumfries kam zurück in die Halle, trabte an Johanna vorbei und knurrte sie kurz an. Sie tätschelte den Hund, bevor sie ihn weiterlaufen ließ.
    Gabriel folgte Johanna die Treppe hinauf. Sie schien ihm in Gedanken versunken, während sie sich für das Bett zurechtmachte. Er warf noch ein Scheit ins Feuer, lehnte sich dann an den Kamin und musterte sie.
    »Worüber denkst du nach?«
    »Über dies und das.«
    »Das ist keine Antwort, Johanna.«
    »Ich habe über mein Leben hier nachgedacht.«
    »Du hast dich ohne große Schwierigkeiten eingelebt«, bemerkte er. »Du solltest eigentlich glücklich sein.«
    Johanna band den Gürtel um ihre Robe und drehte sich zu Gabriel um. »Ich habe mich überhaupt nicht eingelebt, Gabriel. In Wirklichkeit habe ich bis jetzt in der Luft gehangen. Ich war wie gefangen zwischen zwei Welten«, schloß sie mit einem Nicken.
    Ihr Mann setzte sich auf die Bettkante und zog sich die Stiefel aus.
    »Ich wollte schon früher mit dir über dieses Thema sprechen«, sagte sie, »aber irgendwie war nie genug Zeit dafür.«
    »Was genau möchtest du mir damit jetzt sagen?«
    »Du und die andern haben mich wie einen Gast, eine Besucherin behandelt, Gabriel. Schlimmer noch – ich habe mich wie eine benommen.«
    »Johanna, du redest dummes Zeug. Ich nehme keine Fremden mit ins Bett. Du bist meine Frau, nicht jemand auf Besuch.«
    Sie wandte ihren Blick dem Feuer zu. Sie fand sich durch und durch jämmerlich. »Weißt du. was ich erkannt habe? In meinem Bestreben, mich selbst zu beschützen, bin ich vollkommen selbstbezogen geworden. Ich werde morgen zur Beichte gehen und Gott um Vergebung bitten.«
    »Du brauchst dir über deinen Schutz keine Sorgen zu machen. Es ist meine Pflicht, dich vor Gefahren zu bewahren.«
    Sie lächelte trotz ihrer Verärgerung. Gabriel klang ausgesprochen beleidigt. »Nein. Ich muß mich um mich selbst

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