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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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kümmern.«
    Er mochte ihre Ansichten jetzt gar nicht hören. Sein Stirnrunzeln ließ ihn finster und bösartig aussehen. »Willst du mich absichtlich reizen, indem du andeutest, ich wäre nicht in der Lage, dich zu beschützen?«
    Sie beruhigte ihn hastig. »Nein, natürlich nicht«, antwortete sie. »Ich bin froh, daß ich unter deinem Schutz stehe.«
    »Dann widersprichst du dir, Frau.«
    »Glaub bitte nicht, daß ich dich zu verwirren versuche, Gabriel. Ich versuche nur, die Dinge für mich selbst zu ordnen. Schau, wenn jemand hungrig ist, aber nichts zu essen hat, nun, dann wird dieser Jemand sich nur noch mit dem Gedanken beschäftigen, wie er an Nahrung herankommt. Ist es nicht so, mein lieber Mann?«
    Gabriel zuckte die Schulter. »Das nehme ich an.«
    »Eine lange Zeit habe ich mich von Angst verzehren lassen. Ich habe so lange damit gelebt, daß sie die Kontrolle über mich übernommen zu haben schien, doch nun bin ich sicher. Nun habe ich Zeit, über andere Dinge nachzudenken. Verstehst du, was ich sagen will?«
    Er verstand nicht. Und er mochte ihre ernsthafte, grüblerische Miene überhaupt nicht. »Ich habe dir schon gesagt, daß du mir Freude machst. Du mußt dir keine Sorgen machen.«
    Sie konnte es nicht fassen. Da sie sich von ihrem Mann abgewandt hatte, gestattete sie sich ein Lächeln. »Gabriel, so überraschend es für dich auch erscheinen mag, ich mache mir nicht allzu große Sorgen darüber, ob ich dir gefalle oder nicht.«
    Er war allerdings überrascht. Und leicht gereizt. »Du bist meine Frau«, rief er ihr in Erinnerung. »Und daher ist es deine Pflicht, mir Vergnügen bereiten zu wollen.«
    Johanna stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie wußte, ihr Mann verstand nichts von dem, was sie ihm zu erklären versuchte. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Schließlich verstand sie sich ja selbst kaum.
    »Ich wollte dich nicht verletzen, Gabriel.«
    Sie klang, als ob sie es so meinte. Gabriel war besänftigt. Er trat hinter sie und schlang die Arme um ihre Taille. Dann beugte er sich vor, um die Seite ihres Halses zu küssen.
    »Komm ins Bett, Johanna. Ich will dich.«
    »Ich will dich auch, Gabriel.«
    Sie wandte sich um und lächelte. Er hob sie in seine Arme und trug sie ins Bett.
    Ihr Liebesspiel war langsam und süß, und als sie beide ihre Erfüllung gefunden hatten, hielten sie sich fest in den Armen.
    »Du machst mir wirklich Vergnügen, Frau.« Seine Stimme war rauh vor Zuneigung.
    »Denk an dieses Lob, M’lord, denn ich bin sicher, daß es in Zukunft Zeiten geben wird, da ich dir ziemlich mißfallen werde.«
    »Ist das eine Befürchtung oder eine Prophezeiung?«
    Sie stützte sich auf einen Ellenbogen und streichelte zärtlich seinen Hals. »Weder noch. Ich spreche nur eine Tatsache aus.«
    Sie lenkte ihn von diesem Thema ab, indem sie ihn über seine Pläne für den kommenden Tag ausfragte. Er war es nicht gewohnt, seine Vorhaben mit jemandem zu besprechen, aber er wollte sie in dieser Nacht glücklich sehen, und so vertiefte er sich in Einzelheiten über die morgige Jagd und die Dinge, die er und seine Männer zu stehlen gedachten.
    Sie schwor sich, ihn nicht zu kritisieren. Doch leider konnte sie nur ein paar Minuten den Mund halten und fand sich unversehens in einem Diskurs über die Vorzüge der Redlichkeit wieder. Sie erwähnte Gottes Zorn am Tag des Jüngsten Gerichts, aber Gabriel ließ sich nicht von ihren Schilderungen des Höllenfeuers beeindrucken. Er gähnte mitten in ihren Ausführungen.
    »M’lord, es ist meine Pflicht, dir zu einem guten und ehrbaren Leben zu verhelfen.«
    »Warum das?«
    »Natürlich damit du in den Himmel kommst.«
    Er lachte. Sie gab auf. Sich über das Seelenheil ihres Mannes sorgend, schlief sie endlich ein.

KAPITEL 10
    Das erste, was Johanna bemerkte, als sie am folgenden Morgen hinunterkam, war das Fehlen des Wandteppichs. Die halbfertige Stickerei war in Fetzen gerissen, und auch ihr Beutel war nicht mehr ganz. Der Missetäter war damit beschäftigt, genüßlich auf einem der Stoffstreifen herumzukauen. Den anderen hatte er bereits verschlungen.
    Dumfries erkannte sogleich, daß er in Ungnade gefallen war. Er versuchte, unter einen Stuhl zu kriechen, als sie seinen Namen brüllte und auf ihn zukam. Der Stuhl fiel polternd um, Dumfries begann zu heulen, und Megan kam aus der Speisekammer gehastet.
    Der Hund gab Laute wie ein Höllendämon von sich. Das entsetzliche Geräusch war laut genug, um die Dachsparren erbeben zu lassen. Der Lärm

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