Die Statisten - Roman
gottverdammtes Krankenhaus?â
Warum klang die Stimme des Mannes so vertraut?, fragte sich Ravan. Er sah sich den Fahrgast im Rückspiegel an. Nein, er kannte den Mann nicht. Aber da war etwas in seinem Profil, das ihm keine Ruhe lieÃ, auch wenn er nicht hätte sagen können, was.
Eine Polizeisirene plärrte weit hinter ihnen, aber die Autos fuhren schon beiseite, um die Einsatzwagen vorbeizulassen.
âGib Gas!â, sagte der Mann.
âVielleicht ist es Ihnen nicht aufgefallen, Sahab, aber hinter uns ist ein Polizeiwagen, und er fährt ziemlich schnell und im Handumdrehen hat er uns eingeholt und verpasst mir einen Strafzettel.â
âEin weiterer Grund, sich nicht einholen zu lassen, meinst du nicht?â
Als ob Ravan den geringsten Ehrgeiz gehabt hätte, auch nur in die Nähe der Polizei oder eines Polizeiwagens zu kommen! Jede Art von Sirene hatte eine seltsame Wirkung auf ihn. Es war so, als würde ihm ein blanker, Strom führender Draht ins Gehirn eingeführt. Sein Gesicht krampfte sich unwillkürlich zusammen, er bekam einen Schielblick und verspürte den Drang, das Lenkrad loszulassen, sich die Hände auf die Ohren zu drücken und gleichzeitig zu schreien, um das nervtötende Martinshorn zu übertönen. Er wurde nervös und desorientiert. Der Polizeifaktor verschlimmerte die Sache nur noch. Wie Ravan aus leidvoller Erfahrung wusste, bedeuteten Polizisten grundsätzlich Ãrger. Taxifahrer waren ihre bevorzugten Opfer. Wann immer sie sich ein bisschen was dazuverdienen wollten oder sie die vorgeschriebene Tagesquote an Verkehrssündern noch nicht erzielt hatten, hielten sie das nächstbeste Taxi an, das gerade vorbeifuhr.
âPolizisten brauchen sich an keinerlei Vorschriften zu halten. Wenn ich aber auch nur einen Kilometer über die Geschwindigkeitsbegrenzung gehe, krieg ich einen Strafzettel und einen Eintrag im Führerschein. Drei solche Einträge, und ich bin meinen Job los. Ich hatte einen schlechten Tag und ich will nicht, dass er noch schlechter endet.â
âWenn du nicht tust, was ich sage, dann verspreche ich dir, dass dies heute der schlechteste Tag deines Lebens werden wird!â
âBeruhigen Sie sich bitte, Sahab, und überlassen Sie das Fahren mir. Ich bringe Sie so schnell wie möglich ans Ziel.â
âHalt die Klappe und bieg rechts ab.â
Es war merkwürdig, ohne lauter zu werden, schaffte es diese Stimme, gebieterische Autorität zu vermitteln. Gänge. Wenn Ravan nur den richtigen Gang gewusst hätte, um diesen Mann zur Einsicht zu bringen!
âSie irren sich. Dort lang ist es eine viel weitere Strecke zu den Sassoon Docks.â
âTu einfach, was ich dir sage. Nach rechts.â In der Stimme schwang jetzt mehr als nur ein Anflug von Ãrger mit. âIch sagte rechts!â
Ravan bog in allerletzter Sekunde nach rechts ab.
âWieder rechts.â
âSie wollen wieder zurück?â
âSchnauze und rechts abbiegen.â
Diesmal erhob Ravan keine Einwände.
âAn der Ampel links. Und dann die zweite rechts. Ãber die nächsten zwei Ampeln geradeaus, dann wieder links abbiegen, und dann hältst du vor dem John-Barrel-Schuhladen.â
Erwartete er wirklich, dass Ravan sich diese Serie von Zicks und Zacks merkte, und das auch noch in Bhendi Bazaar? Hatte der Kerl auch nur die geringste Ahnung, wie viele EinbahnstraÃen es in diesem Labyrinth gab?
Die Polizeisirene tönte jetzt schon viel näher. Wenn ihm doch bloà einfallen würde, warum ihm der Mann so bekannt vorkam!
Er konzentrierte sich auf die Anweisungen seines Fahrgastes. An der Ampel rechts, die zweite nach links, die nächsten zwei Ampeln geradeaus, dann wieder links, ach, vergiss es. Sicher wusste er nur noch, dass er am Ende bei John Barrel ankommen musste.
âWas habe ich gesagt? Die Bullen sind direkt hinter uns, und ich krieg einen Strafzettel! Ich hätte nicht auf Sie hören sollen!â
Das Taxi kam zum Stehen, und Sekunden später bremste der Polizeiwagen dahinter. Chief-Inspector Parab sprang heraus, gefolgt von zwei weiteren Gesetzeshütern.
âIch kann nichts dafür!â Ravan versuchte, jeder Anschuldigung zuvorzukommen. âDer Fahrgast hat echt aggressiv geredet und mich bedroht. Er hat darauf bestanden, dass ich schnell fahre. Ich ⦠ich â¦â
âWo ist er?â, schnitt Inspector Parab ihm das Wort ab.
âWas soll
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