Die Statisten - Roman
Letzte ist, was ich vor meinem Tod tue!â, brüllte der alte Mann, während er ihn wegstieÃ. Welche Erleichterung, welch selige Erleichterung, doch jemanden im Haus vorzufinden!
âSind Sie Dr. Samant?â
âVon mir aus könnte ich auch Mumtaz Mahal sein! Eines ist sicher, wenn Sie bei drei nicht hier verschwunden sind, rufe ich die Polizei!â
âIch verschwindeâ, versicherte ihm Ravan und rieb sich die schmerzende Stelle am Arm, âsobald Sie sich um sie kümmern.â
âUm wen?â
Ravan zeigte auf Pieta, die auf dem Treppenabsatz lag.
âDamit habe ich nichts mehr zu tun. Ich habe keine ruhige Hand mehr, und ich praktiziere nicht mehr. Ich warte nur noch, die Praxis zu verkaufen, bis ich einen guten Arzt gefunden habe, der sie weiterführen kann.â
âVielleicht überlegen Sie es sich noch einmal, wenn ich Ihnen sage, dass es Nikhat Begum war, die ihr das angetan hat.â
âDas geht nur Sie und diese verfluchte Schlächterin von der Falkland Road etwas an!â Aber sein Blick war wieder zu Pieta geschweift. âIch hab ihr gesagt, dass sie die gröÃte Mörderin von ganz Bombay ist, schlimmer als eine Epidemie, und dass ich sie der Polizei ausliefern würde, wenn sie auch nur eine weitere hilflose Frau anrührt.â Er schüttelte den Kopf, und sein Zorn verebbte. âAber was soll sie machen, wenn Leute wie Sie bei ihr anklopfen und um ihre Dienste betteln? Auch sie muss von etwas leben, und das ist eben alles, was sie kann.â Er fühlte jetzt Pietas Puls und betrachtete die Innenseite ihrer Augenlider.
âBringen Sie sie ins J.J. Hospital. Wenn sie nicht am Blutverlust stirbt, dann an den Bakterien in Nikhats Zimmer. Los, mein Sohn, vergeuden Sie keine Zeit! Das Krankenhaus ist Ihre einzige Hoffnung!â
âIch bring sie nirgendwohin! Sie wissen besser als ich, dass ihr nur noch sehr wenig Zeit bleibt!â
âDu dummer Idiot, kapierst du nicht, dass es jetzt schon zu spät ist? Und wenn sie auf meinem OP -Tisch stirbt, ist die Polizei in null Komma nichts da, und ich kann meine letzten Lebensjahre hinter Gittern verbringen! Sie braucht mehrere Blutkonserven. Bringen Sie sie ins J.J. Es geht um jede Minute!â
âWenn das hier eine Klinik ist, muss es hier auch Blut geben!â
âSelbst wenn ich das Blut hätte, haben Sie nicht das Geld!â
âWer ist da, Ramesh?â, rief eine Frauenstimme missmutig aus dem Korridor.
âNiemand, den du kennst. Einfach nur ein Mann, der Hilfe braucht.â
âFür seine Freundin, meinen Sie! Nach dem letzten Mal, vor zwei Wochen, hatten Sie mir versprochen, Sie würden niemanden mehr aufnehmen.â
âIch habe ihm bereits gesagt, dass er gehen soll.â
âRamesh, lassen Sie sich nicht umstimmen, egal, was er sagt!â
âWie viel brauchen Sie? Hier sind schon mal fünfhundert. Den Rest besorge ich morgen.â
âNicht drin. Ohne Vorkasse mache ich keinen Finger krumm.â
âKümmern Sie sich um sie, ich fahr heim und hol das Geld!â
âEs geht umâs Geld und auch wieder nicht, Dummkopf. Es ist einfach zu spät!â
âEs geht um jede Minute, haben Sie gesagt!â Ravan nahm Pieta in die Arme und stellte sich vor den Arzt. âIch rühr mich nicht von der Stelle.â
âTun Sie, was Sie nicht lassen können, das ist Ihre Sache. Ich ändere meine Meinung nicht!â
âWenn ihr jetzt etwas zustöÃt, haben Sie ihren Tod auf dem Gewissen, und Sie werden es sich nie verzeihen!â
âEinen Dreck werde ich auf dem Gewissen haben! Sie sind ein sturer Bock, nicht ich!â
Es hätte auf ein Kräftemessen mit Argumenten hinauslaufen müssen, doch das tat es nicht. Ravan hatte keine Lust mehr zu reden. Er stand vor Dr. Samant, mit einem Gesicht so ausdruckslos wie ein unbeschrifteter Grabstein. Man hätte ihm drohen oder ihn die Treppe hinunterstoÃen können, es hätte nichts genützt. Seine steinerne Hartnäckigkeit war durch nichts zu erschüttern.
Dr. Samant schüttelte den Kopf. âGehen Sie. Verschwinden Sie. Ich bin mit Ihnen fertig.â Er machte die Tür hinter sich zu.
Als er drei Minuten später durch den Spion spähte, stand Ravan immer noch da, Pieta schlaff in seinen Armen.
âSie gehören hinter Gitter dafür, dass Sie mich erpressen und in eine solche Gefahr bringen!â, sagte Dr.
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