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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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die letzten anderthalb Etagen gab es keine Treppe mehr.
    Ravan hatte das Gefühl, alle seine Wirbel hätten sich ineinandergeschoben, als er auf dem Hintern landete. „Gut, freut mich, dass du heil runtergekommen bist“, sagte Bashir Akhtar. „Ein paar Sekunden lang, zwischen dem vierten und dem dritten Stock, hast du es richtig spannend gemacht, aber es ist ja noch mal gut gegangen.“
    Was hatte er sich dabei gedacht, über die Feuerleiter hinunterzusteigen, fragte sich Ravan, während er sich im iranischen Restaurant Eis auf die Wunde presste. Wohin hätte er fliehen können? Nach Alaska? Australien? Sibirien? Er war eine Witzfigur. Er war in Panik geraten und hatte aufgehört, klar zu denken. Wollte er etwa seine Mutter und sein Zuhause verlassen? Und was war mit seinem Job als Taxifahrer? Und seiner Zukunft als Filmstar? Bildete er sich wirklich ein, er könnte diesem Mann entkommen, selbst wenn er bis ans Ende der Welt gelaufen und über den Rand ins Nichts gesprungen wäre? Das war erst seine dritte Begegnung mit Bashir Akhtar, und jede hatte ihn näher ans Chaos geführt. Er war Ravans erster Fahrgast gewesen, und er war es gewesen, der den Lederbeutel in seinem Taxi zurückgelassen hatte und der Polizei entwischt war. Jetzt war er wieder da und verlangte sein Geld zurück. Nichts, nicht einmal die unaussprechliche Demütigung, die ihm in Karjat durch Patil Vater und Sohn zuteil geworden war, hatte Ravan auf das vorbereitet, was er heute ausgestanden hatte. Binnen Minuten hatte Bashir Akhtar die Koordinaten seines Lebens auf den Kopf gestellt. Es waren nicht so sehr die Prügel gewesen, die ihn so verstört und orientierungslos gemacht hatten, als vielmehr die völlige Emotionslosigkeit und eiskalte Konzentration, mit der sie verabreicht worden waren.
    â€žDas sind hundertzweiundvierzigtausendneunhunderteinundvierzig Rupien. Wo sind die fehlenden siebentausendneunundfünfzig?“, fragte Bashir Akhtar, als sie auf dem Weg zur Cuffe Parade waren.
    â€žDie hab ich ausgegeben.“ Ravan staunte über seine eigene Unverfrorenheit, aber er sah keinen Sinn mehr darin, weiterzulügen. Bashir Akhtar kannte sowieso schon alle Antworten.
    â€žDu hast mein Geld ausgegeben? Hast du mich um Erlaubnis gefragt?“
    â€žSie waren da grad nicht greifbar, erinnern Sie sich? Sie sind einfach getürmt, ohne für die Fahrt zu bezahlen. Außerdem glaube ich nicht, dass Sie es mir gegeben hätten, wenn ich Sie darum gebeten hätte.“
    â€žDu hast Eier in der Hose, ich gönne es dir. Wofür hast du es ausgegeben?“
    â€žFür Kleider für meine Familie.“
    â€žSiebentausend für Kleider?“
    â€žNein, das meiste ist dafür draufgegangen, jemanden zu retten, der im Sterben lag.“
    â€žDer reinste Hindi-Film – mir kommen die Tränen.“
    â€žIst aber trotzdem wahr.“
    â€žUnd ist dir die Person, die du gerettet hast, dankbar?“
    â€žIch weiß es nicht. Ich hab’s nicht getan, weil ich mir eine Gegenleistung erhofft habe.“
    â€žUnd warum hast du nicht mehr ausgegeben? Das Ganze?“
    â€žIch hätte nicht gewusst, wofür. Und die paar Dinge, die ich brauchte, die hatte ich schon. Ich musste mir nichts kaufen, was ich nicht brauche.“
    â€žAus dir wird nie was Großes werden, Ravan. Und weißt du, warum? Weil du nicht imstande bist, im Großen zu denken. Du wirst immer ein kleiner Fisch bleiben.“
    â€žDas hat mir schon einmal jemand gesagt.“
    â€žIch will dir ein Geheimnis verraten. Nur wer Dinge will, die er nicht braucht, bringt es zu Macht und Reichtum. Und, wie wirst du mir das Geld zurückzahlen, das du ausgegeben hast?“
    â€žIch werde Ihnen monatlich hundert Rupien von meinem Lohn abgeben.“
    â€žDas wird Jahre dauern. Und bis dahin werden die aufgelaufenen Zinsen ein Vielfaches der ursprünglichen Summe betragen. Was glaubst du, wie du die Zinsen zahlen wirst?“
    â€žSagen Sie es mir.“
    â€žDas werde ich.“ Haji Bashir Akhtar stieg in Cuffe Parade aus dem Taxi und entfernte sich.
    â€žWann?“
    â€žWenn der richtige Augenblick gekommen ist. Lass dir die Hand flicken. Du wirst sie brauchen, um die fehlende Summe und die Zinsen zurückzuzahlen.“

14
    Einmal musste es ja so kommen. Eddie wurde es leid, während Belle in der Arbeit war, auf ihrem Bett herumzuliegen und nichts zu tun, und fing

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