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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Ambassador
Durch die Gegend kutschieren.
    Ich bet fünf Mal am Tag.
    Und er? Nur dann, wenn er
Sich die Mandeln rausnehmen lässt.

    Was wird nur aus dir werden, Herr?
    Wer wird einen Gedanken noch an dich verschwenden?

    Was beklagst du dich, Herr?
    Haben, haben, haben!
    Das ist alles, was sie seit ihrer Kindheit kennen,
    Wie Vogeljunge Mit aufgerissnem Schnabel.
    Die armen Knirpse Wissen’s halt nicht besser.
    Wie dem auch sei, sie werden groß
    Und füttern ihre eignen Jungen.
    Männer und Frauen,
    Je mehr sie haben,
    Desto mehr wollen sie.
    Und den Schnabel reißen sie noch auf
Wenn sie sechs Fuß
    Unter dem Rasen liegen.

    Was wird nur aus dir werden, Herr?
    Wer wird einen Gedanken noch an dich verschwenden?

    Deine Chance hast du gehabt,
    Du hattest alle Zeit der Welt.
    Hättest uns schließlich anders machen können.
    Doch du warst zu beschäftigt
Mit deinem Gottgetue:
    Schenkst uns den freien Willen zum freien Killen,
    Erschaffst das Universum in sechs Tagen
Und nimmst dir dann den siebten frei.
    Was für ein blöder Quatsch:
    Allmächtig, und braucht ’nen Ruhetag!

    Was wird nur aus dir werden, Herr?
    Wer wird einen Gedanken noch an dich verschwenden?

    Wie steht’s mit dir, Herr?
    Wie hältst du’s mit dir selber aus?
    Sag: bist auch du denn nach dem Bilde
Der Krone deiner Schöpfung konstruiert?
    Und trotzdem scherst du dich einen Dreck um alles?
    Siehst du sie nicht,
    Die verhungernden Kinder?
    Hörst du ihn nicht,
    Den stummen Schrei der Bäume
Während die Regenwälder
Zu Wüsten werden?
    Ist dir die Zunge abgefault,
    Dass du nicht einmal piep mehr machst,
    Wenn sie in deinem Namen
Massen- und Völkermorde inszenieren?
    Deine Schöpfung in den Abgrund treiben?

    Was wird nur aus dir werden, Herr?
    Wer wird einen Gedanken noch an dich verschwenden?

    Ich hoff, es geht dir gut, Herr
In deiner goldnen Einsamkeit.
    Manchmal, da frag ich mich:
    Was treibst du für ein Spiel?
    Was ist dein Plan?
    Was ist dein Glaube?
    Was ist dein Dharma?
    Was wird nur aus dir werden, Herr?
    Wer wird einen Gedanken noch an dich verschwenden?
    Es war unheimlich, wie trügerisch schlicht und leichtfüßig Asmaans Urdu-Verse klangen. Sie gingen glatt von der Zunge und ins Ohr und hatten eine Umgangssprachlichkeit, die darüber hinwegtäuschte, wie kunstvoll sie tatsächlich gebaut waren. Nur weil sie ständig darüber nachdachten, wie Asmaans Texte sich vertonen lassen könnten, bemerkten Eddie und Ravan überhaupt die unaufdringlichen Binnenreime und das anspruchsvolle Versmaß. Normalerweise ging ihnen Asmaans Sprachbeherrschung und ihr Rhythmusgefühl erst beim zweiten oder dritten Durchlesen auf und dann erahnten sie, wie viel Aufwand und Kunstfertigkeit es gekostet haben musste, das Resultat so kunstlos und improvisiert klingen zu lassen.
    â€žUnd, wie lautet der Urteilsspruch?“, fragte Asmaan.
    Weder Ravan noch Eddie hatten die leiseste Ahnung, wie sie reagieren sollten. Gott war niemand, an den sie allzu oft dachten. Eddie ging, wenn er in der Stadt war, sonntags zur Messe. Aber der Allmächtige war so etwas wie der eigene Nachname. Man wurde nicht gefragt, man erbte ihn einfach. Parvati-bai ging regelmäßig in den Tempel, sobald sie die Mahlzeiten für ihre Kunden abgefüllt und auf den Weg gebracht hatte, aber sie zwang ihren Sohn nicht, es ihr nachzutun. Wenn und falls die Umstände es erforderten, war Ravan durchaus imstande, eine multikonfessionelle Orgie zu veranstalten, wie er es getan hatte, als Pieta dem sicheren Tod entronnen war, aber ansonsten ließ man den Großen Papa da oben sein Ding allein durchziehen – wie er das mit einem selbst ja schließlich auch tat. Aber heute stimmte etwas mit Asmaans Lied nicht ganz. Sie hätten selbst nicht genau sagen können, was es war, aber Eddie hatte das mulmige Gefühl, dass die Worte den Ruch von Gotteslästerung hatten. Asmaans Texte waren immer bissig, mitunter so bissig wie ein Barrakuda, aber sie waren nie offen konfrontativ, mit Sicherheit nicht, wenn sie von Gott sprach.
    Eddie atmete auf, als Ravan antwortete, weil er selbst nicht wusste, was er hätte sagen sollen. „Es ist vom Grundton her ein bisschen anders als deine sonstigen Gedichte.“
    â€žKeine diplomatischen Sprüche, Ravan. Nur die ungeschminkte Wahrheit.“
    â€žTja, ich weiß nicht, wie andere darauf reagieren werden.“
    â€žIch will wissen, was du

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