Die Statisten - Roman
sonst noch: aus heiterem Himmel tauchte sie plötzlich auf. Im einen Moment war sie nicht da, im nächsten war sieâs, drang in seine Privatsphäre ein, drängte ihn in die Ecke und forderte ihn heraus, ihr die Stirn zu bieten. Ravan fühlte sich von dieser Frau, die er liebte und die zu lieben ihm verboten worden war, ständig in einen Hinterhalt gelockt.
âVerzeihung, was haben Sie gesagt?â Es war halb sieben Uhr morgens, und Ravan kam gerade nach Hause, nachdem er die ganze Nacht lang Taxi gefahren war. War Pieta gerade aus dem Haus gekommen, um in der Aarey-Colony-Milk-Bude gegenüber der Sabha-Sportanlage, eine Flasche Milch zu kaufen? Er hatte eigentlich angenommen, das sei Eddies Aufgabe. Oder hatte sie ihm aufgelauert, um ihm an die Kehle zu springen?
âWie ich höre, gehen Sie fest mit dieser Frau.â
âWas für einer Frau?â
âRespekt, gut geschauspielert. Sie treffen sich also mit ihr?â
âSie hat ja bestimmt einen Namen.â
âSie erwarten doch wohl nicht, dass ich den weiÃ, oder?â
âIch glaube aber doch.â
âIrgendwas mit Himmel, glaube ich.â
âSie meinen Asmaan. Ja, ich treffe mich mit ihr. Ihr Bruder ebenfalls.â
âWerden Sie ein Paar?â
âIhr Bruder und ich? Soweit ich weiÃ, ist keiner von uns beiden entsprechend veranlagt.â
Pieta ignorierte Ravans Versuch, das Gespräch ins Witzige abzulenken.
âSoweit ich weiÃ, sind Sie auf den Kopf gefallen und konnten eine Zeit lang nicht mehr sprechen.â
âWie haben Sie denn das erfahren?â
âNeuigkeiten sprechen sich in der CWD -Chawls-Nachrichtenküche schnell herum. Wie geht es Ihnen jetzt?â
âGut. Nichts hat sich geändert. Ihr Bruder war schon immer der Ansicht, ich hätte ohnehin einen Dachschaden.â
âWie weit ist denn die Sache zwischen ihr und Ihnen schon gediehen?â
Sie hatte es schon wieder getan, von jetzt auf gleich die Richtung geändert. âWas kümmert Sie das?â
âTut es nicht. Ich wusste die ganze Zeit, dass Sie nur herumgealbert haben, als Sie behaupteten, es mit mir ernst zu meinen. Sie sind wie alle Männer. Frauen sind für Sie nur Trophäen!â
âIhrer Meinung nach gehe ich also mit jeder Frau ins Bett, mit der ich befreundet bin.â
âDas wissen Sie sicher besser als ich! Wenn zwischen ihr und Ihnen nichts war, wie kommt es, dass sie Sie täglich besucht hat?â
âHey, hey, hey, was läuft hier ab? Erzählen Sie mir nicht, dass Sie eifersüchtig sind!â
Pieta lachte. âTräumen Sie nur weiter, Ravan! Sie scheinen sich ja wirklich für etwas Besonderes zu halten: einen echten Casanova! Aber zu Ihrer Information: Ich wollte nur meinen Verdacht bestätigt wissen, dass Frauen für Sie nur Spielzeug sind. Haben Sie genug von einer, stoÃen Sie sie ab.â
Und dann war sie schon wieder weg. Ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht war.
âWie stehtâs? Meint ihr, ihr könnt die Musik für meinen ersten Film komponieren?â Es war spät, und ClickClick Kapil hatte unter dem zu drei Vierteln nicht mehr vorhandenen Blech-Dach über dem Eingang von CWD -Chawl Nr. 17 über eine Stunde lang auf Ravan und Eddie gewartet.
âFinden Sie das etwa witzig?â, fragte Eddie mürrisch. âWenn ja, wir nicht.â
âIch hab einen Produzenten, und das Geld liegt jetzt auf der Bank, zumindest die erste Rate. Es ist weniger als ein Minibudget, aber ein Regisseur, der zum ersten Mal dreht, kann nichts Besseres erwarten. Was sagt ihr dazu?â
âVerpissen Sie sich! Warum sollten wir für Sie arbeiten nach dem, was Sie sich das letzte Mal geleistet haben? Sie müssen uns ja für unheilbare Vollidioten halten!â
âWeil kein Mensch jemals von euch gehört hat. Weil ihr nicht mal Assistant Music Directors seid. Weil ihr einfache Statisten ohne jede irgendwie geartete Beziehung zur Musikbranche seid. Wie stehen die Chancen, dass selbst ein Regie-Anfänger zu euch kommt, wenn er nicht mal weiÃ, dass ihr überhaupt existiert? Und auÃerdem wäre, abgesehen von mir, kein Neuling, der seinen ersten Film dreht, so dumm, sich an zwei Unbekannte wie euch zu wenden. Wenn also jemand ein verdammtes Risiko eingeht und euch blind vertraut, dann bin ich es. So viel kann ich euch garantieren: Ich werde euch vertraglich zusichern, dass ihr im Vor- und
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