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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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kümmern. Und um die Tanzsequenzen ebenfalls.“
    â€žWie steht's mit der Regie?“, warf Eddie ein. „Vielleicht sollen wir die auch noch übernehmen?“
    â€žKlar, und dazu die männliche und die weibliche Hauptrolle. Was hieltet ihr davon?“
    â€žWie soll der Film heißen?“, fragte Ravan.
    â€žSnafu.“
    â€žDas klingt so, als würde einer niesen. Was bedeutet das?“
    ClickClick lächelte. „Es ist ein Akronym.“
    â€žGeht’s auch verständlich?“
    â€žDas ist ein Wort, das sich aus den Anfangsbuchstaben mehrerer – in diesem Fall fünf – anderer Wörter zusammensetzt. Situation normal, all fucked up.“
    â€žWer soll denn das Wort kennen, Ihr Publikum in New York?“
    â€žWar nur ein Witz. Der Film wird ‚HullaGulla‘ heißen.“

    Ravan wischte das Taxi mit einem nassen Lappen sauber, ging dann noch einmal mit einem trockenen darüber, vergewisserte sich, dass keine Fusseln die Sicht behinderten, und kippte das schmutzige Wasser in den Rinnstein. Er öffnete den Kofferraum, schmiss den kleinen Plastikeimer nach hinten in eine Ecke und breitete beide Lappen auf dem Reservereifen aus; wenn sie nass blieben, fingen sie an zu stinken. Seine Wasserflasche war halb leer, also ging er nach oben, um sie nachzufüllen. Als er sich danach ans Lenkrad setzte, sah er, dass hinter einem der Scheibenwischer ein Zettel steckte. Ein Strafzettel direkt vor seinem Haus? Das war eine Premiere. Demnächst würde die Bombayer Polizei wohl anfangen, Knöllchen zu verteilen, wenn man in einer Garage parkte. Ravan reckte sich aus dem Fenster und bekam den Zettel zu fassen.

    R
    würden Sie mich bitte morgen um 8 Uhr abends vor meinem Büro abholen – dem neuen, wo Sie mich schon vor sechs Wochen abgesetzt haben?
    P

    Pieta machte wohl Witze! Er würde sich weder morgen noch übermorgen, noch in einer Woche mit ihr treffen. Er hatte nicht die geringste Lust, jemanden durch die Stadt zu chauffieren, nur um sich eine Standpauke halten zu lassen; sich anhören zu müssen, er habe sie an der Nase herumgeführt, dafür heruntergeputzt zu werden, dass er angeblich mit Asmaan geknutscht hatte, und schließlich als Bonus zu erfahren, Frauen seien für ihn nur Trophäen. Tut mir leid, Pieta Coutinho, ich habe dich geliebt, weiß Gott, ich habe dich geliebt. Also schön, das tue ich noch immer, und wie es in dieser Camel-Werbung heißt, würde ich meilenweit, und zwar ein paar Tausend Meilen weit gehen, nur um dich kurz zu sehen, aber mein einziger Lohn ist eine hochnotpeinliche Befragung. Deshalb kannst du warten, bis du schwarz wirst, denn eines ist sicher: Zu seinem großen Bedauern wird Ravan Pawar morgen nicht erscheinen!

    â€žIch weiß nicht, wie oder wo ich anfangen soll“, sagte Pieta am nächsten Abend zu Ravan. „Aber wenn ich es jetzt nicht tue, tu ich es nie, und das darf nicht sein. Ich bin eine Idiotin gewesen und habe schon viel zu viel Zeit vergeudet.“
    Zwei-, dreimal die Woche verlangte der eine oder andere Fahrgast in der Abenddämmerung oder auch später, selbst noch um halb zwölf in der Nacht, zusammen mit seiner Freundin vor dem Naaz Café auf dem Malabar Hill abgesetzt zu werden. Heute war es Ravan, dem ganz Bombay zu Füßen lag. Er hatte keine Ahnung, ob er träumte oder sich alles nur einbildete. Vielleicht war das eine Parallelwelt, in der die Götter entschieden hatten, heute sei Ravans Tag und er könne alles haben, was er wollte, ohne darum bitten zu müssen. Nur für diesen Abend, wohlgemerkt, unter der Bedingung, dass am nächsten Morgen alles wieder auf „snafu“-Modus zurückschalten würde. Er lächelte in sich hinein. Das neue Wort schien sein Verhältnis zu Pieta perfekt zu beschreiben.
    Sie saßen auf der Terrasse des Irani-Restaurants und blickten hinunter auf die geschwungene Linie von Lichtern des Marine Drive. Der Marmorstatue von Königin Viktoria war bereits vor langer Zeit die Nase abgeschlagen worden, aber diese Bogenlinie von Lichtern war nach wie vor als Queen’s Necklace bekannt, die „Halskette der Königin“. Es war eine klare Nacht, und der fette weiße saftige roshogolla am Himmel plätscherte und kräuselte sich sanft im Meer.
    Pietas Stimme hatte einen harten Klang, so als habe sie beschlossen, einen scharfen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu

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