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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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ziehen. „Zu dieser Schlachterin war ich in der festen Annahme gegangen, dass ich nie wieder zurückkehren würde, und deshalb auch nicht mit den Konsequenzen der Dummheit, die ich begangen hatte, würde leben müssen. Sie waren der Einzige, der mein Geheimnis kannte. Tatsächlich wussten Sie sogar mehr als ich, da ich das Bewusstsein verloren hatte. Ich habe mich entsetzlich geschämt – nicht nur, weil Sie mich nackt gesehen hatten, sondern auch weil Sie nun wussten, was für eine billige, verachtenswerte Frau ich war. Als ich in Dr. Samants Klinik zu mir kam, hatte ich keine Ahnung, wer mich dorthin gebracht hatte. Das wird jetzt absurd klingen, aber als er mein Handgelenk nahm und meinen Puls fühlte, glaubte ich wirklich, er sei Gott, und ich weiß noch, ich dachte, dass weder die Bibel noch alle religiösen Bilder mir je gesagt hatten, dass Gott ein freundlicher Arzt mit einem Stethoskop am Hals ist. Dann brach ich zusammen und fragte ihn, warum ich dort war. Denn ich wusste, es gibt nur einen einzigen Ort, an den jemand, der eine Todsünde begangen hat, geschickt wird: das ewige Höllenfeuer.
    Er lächelte und sagte: ‚Mein Kind, Sie sind durch die Hölle gegangen, eine Hölle, die ich keiner Frau, ob tot oder lebendig, je wünschen würde. Jetzt sind Sie wieder zurück, und ich würde Ihnen gern sagen, dass alles vorbei und erledigt ist. Aber Sie werden wahrscheinlich nicht auf mich hören; Sie werden Ihre private Hölle mitnehmen und sie jeden Tag Ihres Lebens aufs Neue durchleben. Hören Sie auf einen alten Mann: Tun Sie das nicht! Die Hölle ist da, wo der Teufel ist. Reißen Sie sich jetzt von ihm los, oder er wird Sie nie wieder freigeben. Gehen Sie mit einem reinen Gewissen in die Zukunft, denn Sie haben das Unmögliche geschafft: Sie haben überlebt! Sie haben das Geschenk des Lebens ein zweites Mal empfangen. Sie werden Gott und auch sich selbst schweres Unrecht tun, wenn Sie dieses unglaubliche Wunder nicht gebührend würdigen.
    Sie sind jung, und vielleicht sind Sie genauso leichtsinnig wie Mr Pawar gewesen. Nach meiner Erfahrung ist in den meisten sexuellen Beziehungen der Mann der unbesonnenere und gleichzeitig hartnäckigere Teil. Aber wenn man jung ist, gewinnen die biologischen Säfte oft die Oberhand über Vernunft und Vorsicht. Mr Pawar hätte besser aufpassen sollen, aber zumindest hat er Sie nicht im Stich gelassen, sondern Sie hierhergebracht.‘“
    â€žSie haben schon genug gelitten!“, unterbrach Ravan Pieta, um ihr und auch sich selbst Weiteres zu ersparen. „Wie der Arzt gesagt hat, es ist vorbei und erledigt. Bitte quälen Sie sich nicht selbst, indem Sie das alles noch einmal durchleben!“
    â€žLassen Sie mich, Ravan! Ich muss es mir von der Seele reden. Ich fragte mich die ganze Zeit, wer dieser Mr Pawar sein mochte, von dem der Arzt sprach. Als mir endlich aufging, dass Sie das waren und dass er annahm, sie seien die andere Hälfte meiner Schuld, hätte ich ihn aufklären sollen, aber ich schwieg. Genauso habe ich über das Geld geschwiegen, das Sie für die Operation, die Blutkonserven und den Klinikaufenthalt ausgegeben hatten. Ich hasste Sie, weil ich Ihnen jetzt verpflichtet war. Ich hatte sterben wollen, aber Sie haben mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Täglich habe ich mir geschworen, wenigstens meine materielle Schuld Ihnen gegenüber abzutragen, aber ich ertrug den Gedanken nicht, mit Ihnen zu sprechen, denn das wäre das Eingeständnis gewesen, dass Sie mein Geheimnis kannten. Früher oder später würden Sie vermutlich Ihr wahres Gesicht zeigen und versuchen, mich zu erpressen. Als Parvati-bai zu uns kam, um mit meiner Mutter zu reden, glaubte ich mit meiner Befürchtung recht gehabt zu haben. Wenn ich mich nicht Ihren Wünschen beugte, würden Sie drohen, meiner Familie von meiner Torheit zu erzählen.
    Kennen Sie die amerikanische Redensart ‚If it ain’t broke, don’t fix it‘? Aber was, wenn es wirklich kaputt ist“ – sie wandte das Gesicht ab, während sie nach Ravans Hand griff – „und es lässt sich beim besten Willen nicht mehr reparieren? Ich habe mein ungeborenes Kind wegmachen lassen, und keine Macht der Welt kann es mir zurückgeben – nicht einmal Gott!“
    Schlagartig war die Vergangenheit zurück. Ravan war wieder auf der Falkland Road, ging nervös neben seinem

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