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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Taxi auf und ab, und die Huren machten obszöne Gesten, aber Pieta kam und kam nicht, und dann starrte er verständnislos auf den auseinandergedrehten Haken eines Kleiderbügels und hielt Nikhat Begum ein Messer an die Kehle.
    â€žWenn ich zurückschaue, wird mir bewusst, dass ich zu einem Spielstein auf einem Carrom-Brett geworden war“, fuhr sie fort. „Ich schoss die ganze Zeit zwischen den vier Ecken hin und her, egal wohin mich meine unbegreiflichen Stimmungsschwankungen trieben. An manchen Tagen waren Sie ein Erpresser, der nur darauf wartete, mich zu demütigen, an anderen Tagen mein Retter. Schließlich suchte ich Dr. Samant auf und erklärte ihm, Ravan Pawar sei nicht der Schuldige. ,In dem Fall war der Schurke, Ravan, ein besserer Mann als Ram‘, sagte er, ‚denn Ram, der von Millionen von Menschen wegen seiner Rechtschaffenheit verehrt wird, hatte nicht den Mut, zu seiner Frau zu stehen. Er zweifelte an Sita und verlangte von ihr, dass sie ihre Unschuld bewies, indem sie durchs Feuer ging. Ihr Ravan dagegen gab Sie nicht auf, als ich es ablehnte, Sie zu behandeln, weil man Sie so zugerichtet hatte, wie ich bis dahin kaum eine Frau gesehen hatte. Aber jetzt, wo alles vorbei ist‘, sagte er, ‚kann ich Ihnen eines sagen: Kein anderer Arzt hätte Sie aufgenommen.‘
    Armer Dr. Samant!“ Pieta lächelte. „Wussten Sie, Ravan, dass Sie in jener Nacht um ein Haar für das Ende seiner neunundvierzigjährigen Ehe verantwortlich gewesen wären und dass seine Frau ihn aus dem Haus werfen wollte?
    An meinen schlechten Tagen war ich fest davon überzeugt, dass Sie für alle meine Probleme verantwortlich waren. Sie hatten mir mein Baby weggenommen, Sie hatten Gott dazu gebracht, sich von mir abzuwenden, Sie hatten mir den Schlaf geraubt, und trotzdem behaupteten Sie, unschuldig zu sein und mich zu lieben!
    Als Sie anfingen, die Soutane zu tragen, begriff ich, dass Sie das taten, weil ich so spröde und abweisend war und Sie das Gefühl hatten, extreme Mittel ergreifen zu müssen, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich hätte Ihnen am liebsten mit einem Cricket-Schläger auf den Schädel gehauen und Sie darauf hingewiesen, dass selbst wenn – rein theoretisch – ich meine Meinung geändert und beschlossen hätte, Sie zu heiraten, dies gar nicht möglich gewesen wäre, weil Sie ja, wie jeder andere katholische Priester, das Zölibatsgelübde hätten ablegen müssen. Dann wieder wurde ich fuchsteufelswild beim Gedanken, für wie naiv Sie mich halten mussten, wenn Sie glaubten, Sie bräuchten bloß einen Priesterrock anzuziehen, um mich zu bekommen!“
    Sie schaute auf die schwarze See, deren geiferweiße Lippen wütend herannahten, um gleich wieder zu verschwinden, sobald sie über den Sand streiften, und auf die Schiffe und Ozeanriesen, die wie festlich beleuchtete Spielzeugboote in der Ferne vertäut lagen.
    â€žIch habe einen Bärenhunger! Vom Reden werde ich immer hungrig. Ich nehme eine doppelte Portion kima-pau , dazu Soda mit Limonensaft, gefolgt von einer Cassata und einer Crème caramel. Und Sie? Nehmen Sie mich mit auf eine Kreuzfahrt, Ravan! Ich möchte die Türkei sehen, Griechenland, Japan!“
    Ravan kam sich vor wie in einer Disko, in der ein DJ fortlaufend neue Tracks zusammenmixt. „Sonst noch etwas?“, fragte er verlegen.
    â€žIch weiß es nicht. Vielleicht esse ich später noch ein Chili-Omelett.“
    Als sie mit der Cassata halb fertig war, fing sie wieder an zu sprechen. „Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht, indem ich mich mit dem falschen Mann eingelassen habe. Ich will nicht auch noch den zweitgrößten machen und den Richtigen verlieren.“
    Jetzt starrte sie ihm direkt in die Augen. Sie forderte ihn fast dazu heraus, ihr zu widersprechen.
    â€žWenn ich nur der Richtige wäre, Pieta!“
    â€žWas soll denn das jetzt heißen?“, fauchte Pieta ihn an. „Jahrelang bist du mir nachgelaufen! Und jetzt willst du auf einmal den Unerreichbaren spielen?!“
    â€žIch bin nie wirklich erwachsen geworden. Wie ein Kind, das den Mond haben wollte, hab ich das Unmögliche verlangt: dich. Recht spät, aber immerhin, fange ich jetzt an, meine Grenzen zu erkennen. Du arbeitest bei einem multinationalen Konzern in einem schicken Büro. Eddie hat mir erzählt, du hättest jetzt außerdem – wie heißt

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