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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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hatte ein diabolisches Funkeln in den Augen. „Fürs Essen zahlen und dafür einen Song umsonst kriegen?“
    Als sie ankamen, war das Restaurant schon fast voll besetzt. Man wies ihnen einen Tisch an der Seite zu, weitab vom Hauptsitzbereich. Eine heißblütig aussehende Frau sang gerade „Downtown“, während ein Trio mit Namen „High Tide“ sich alle Mühe gab, sie zu übertönen. Ein hochgewachsener junger Mann schlenderte auf die Sängerin zu, nahm ihr behutsam das Mikro aus der Hand und fragte: „Sie gestatten?“
    â€žSchon passiert, Mr Virendra Malaviya.“ Ein ironisches Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sei sie es gewohnt, dass reiche Gäste sie mitten im Lied unterbrachen. Es gab immer irgendein Playboy-Söhnchen eines Großindustriellen, der sich einbildete, er habe eine Stimme wie Johnny Cash, oder der dem Mädchen, mit dem er in dieser Nacht schlafen würde, Happy Birthday wünschen wollte. „Sie haben das Mikro, Sir, das Publikum gehört Ihnen.“
    Eddie hatte noch nie jemanden derart schick Angezogenen gesehen wie diesen Störenfried. Er mochte ein verwöhnter Schnösel sein, aber Eddie musste zugeben, dass der Mann Klasse hatte und seine Sachen so lässig trug, wie kein Hindi-Film-Superstar es fertigbrachte. Er sah aus wie aus einer Anzeige in einem der ausländischen Hochglanzmagazine wie „Vogue“ oder „Harper’s“ entsprungen, die Pieta manchmal aus der Bibliothek mit nach Hause brachte. Über den Namen des Designers brauchte man nicht lange zu rätseln. Das ineinander verschränkte YSL prangte am Ärmelende seines weißen Dreiteilers, und die dunkelblaue Krawatte war über und über mit dem Zeichen bestickt.
    â€žMeine Damen und Herren, gestatten Sie mir bitte, Ihnen eine Künstlerin vorzustellen, die ich gerade erst entdeckt habe. Sie wird die größte Sensation seit den Beatles werden. Sie ist schon jetzt der gefeierte Star Europas. Sie ist soeben zur besten Newcomerin des Jahres gewählt worden. Man hat sie mit klangvollen Namen verglichen – ‚die neue Joan Baez‘, ,Donna Summer‘, ,Ella Fitzgerald‘, ‚Janis Joplin‘ –, die allesamt an der Sache vorbeigehen.“ Der Mann lächelte selbstgefällig. „Denn sie ist, wie alle großen Sängerinnen, einmalig, einzigartig, nur sie selbst und es gibt nur eine Würdigung, die ihr gerecht werden kann: ihr eigener Gesang. Meine Damen und Herren: Solange Harcourt!“
    Der Spot richtete sich auf eine Frau, die kaum verheimlichen konnte, wie unangenehm es ihr war, ins Rampenlicht geholt zu werden. Von ihrem Platz aus konnten Eddie und Ravan sie nicht gut sehen. Als das Klatschen der Leute heftiger wurde, stand sie zögernd auf und ging ans Mikrophon. Sie war nicht besonders groß und stand jetzt aufrecht auf der Bühne. Der Spot tauchte sie in einen Lichtkreis. Sie erzeugte ihr eigenes magnetisches Feld, und das Publikum spürte bereits die Anziehungskraft ihrer Persönlichkeit.
    â€žHey. Das unverdiente, übertriebene Lob meiner Gönner und Freunde täuscht. Ich bin bestenfalls eine Gelegenheitssängerin. Den Preis als beste Newcomerin in der Sparte Gesang hat mir eine mittlerweile eingegangene Musikzeitschrift verliehen, die hoffte, noch einmal die Kurve zu kriegen. Doch Sie waren so freundlich und haben mir wohlwollend applaudiert. Dafür bin ich Ihnen ein, zwei Songs schuldig.“
    Sie startete mit Cole Porters „It’s all right with me“. Ravan und Eddie konnten sie immer noch nicht richtig erkennen, aber die erste Zeile genügte, und Eddie wusste, wer sie war. Wie immer war ihre Artikulation makellos. Sie zog weder das Tempo an, noch zerhackte sie die Melodie mit Synkopen, noch jazzte sie ihren Gesang mit wilden Scats an. Es ging ihr nicht darum, die eigene Virtuosität vorzuführen, sie konzentrierte sich ganz auf die Worte und all das, was Porter ungesagt gelassen hatte. Sie besaß dieselbe lässige Leichtigkeit, die Frank Sinatra dem Song eingeflößt hatte, nur ein Anflug von Wehmut kam hinzu. Er sagte dem Zuhörer, dass Schmerz, Kummer und Verlust Privatangelegenheiten waren und überwunden und zu Asche verbrannt werden mussten, damit niemand auf die Idee kam, von ihnen zu kosten. Um wen trauerte sie: den Geliebten, den sie verloren, vielleicht verlassen hatte, oder den neuen, der immer nur die zweite

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