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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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war lächerlich einfach: das Telefonbuch. Einfach nur Ravan und Eddie nachschlagen, und man würde ihre Telefonnummern und Adressen haben! Es hätte eigentlich kinderleicht sein müssen, aber es gab ein Aber. Zugegeben, in der Hindi-Filmindustrie war es für viele Music Directors geradezu Ehrensache, nur bei ihrem Vornamen bekannt zu sein – und dazu zählten so grandiose Talente wie Roshan, Ravi, Naushad, Shankar-Jaikishen, Jaidev, Khayyam. Aber versuch einer mal, unter ein, zwei Millionen Nachnamen zwei Vornamen zu finden, und sei einer davon auch noch so ausgefallen wie Ravan! Als ClickClicks erster Regieassistent schließlich verriet, dass weder E noch R Telefon hatten, war es klar, dass sie das Ende der Sackgasse erreicht hatten. Entweder es gab niemanden, der Ravan oder Eddie hieß, oder die beiden waren so einsiedlerisch, dass keiner mit ihnen in Kontakt treten konnte.
    Es gab noch einen weiteren Grund – einen, den keiner von ihnen aussprechen mochte. War es auch nur entfernt vorstellbar, dass jemand, der in diesem Getto namens CWD -Chawls hauste, das Können, ganz zu schweigen vom Genie, haben sollte, eine filmische Totgeburt mit dem Titel „HullaGulla“ in einen Blockbuster zu verwandeln, und das auch noch mit bahnbrechender Musik, Tanz- und Kampf-Choreographie?

    Ravan fühlte sich mit all diesen überspannten Filmleuten, die beschlossen hatten, sich selbst in CWD -Chawl Nr. 17 einzuladen, irgendwie unverbunden. Es war, als säße er in einer Glaszelle, in der er alles sehen und hören konnte. Sein Gefängnis hatte eine Tür, und die stand offen. Er hätte jederzeit hinausspazieren können. Dennoch er hatte keinen anderen Wunsch, als zuzuschauen und zu beobachten, als sei das, was da draußen ablief, das Leben eines anderen. Er würde ganz bestimmt nicht in dieses Hindi-Filmklischee verfallen und sich fragen, ob dies alles ein Traum sei, gefolgt vom klassischen verwirrten: „ Main kahan hun ?“ Er wusste verdammt genau, wo er war. Eddie und er waren in seiner Wohnung im vierten Stock, und ein schwergewichtiger Produzent gab sich alle Mühe, sie für seinen nächsten Film als Komponisten, Tanz- und Kampfchoreographen zu gewinnen. Das war real, und höchste Zeit dazu.
    Erst vor einigen Tagen hatte er morgens vom Balkon, von dem er vor langer, langer Zeit hinuntergesprungen war, nach unten geschaut und sein Taxi inmitten der planlos geparkten ausländischen Wagen vor seinem Haus gesehen. Das Gelb-und-Schwarz seines Taxis, das war ihm klar, waren die Farben seiner Vergangenheit. Aber so sehr er sich auch bemühte, hätte er nicht sagen können, welche Farben künftig an ihre Stelle treten würden.
    Wie oft hatte er seine Statistenkollegen, ausgenommen Asmaan, sagen hören, alles im Leben sei vorherbestimmt! War tatsächlich alles vorgezeichnet, Hochzeit, Geburt, jede falsche Abzweigung, sämtliche verpassten Gelegenheiten und die abrupten Aufs und Abs des Glücks? War es Schicksal oder ein einziges Auf-gut-Glück-Geschäft? War das sogenannte Schicksal nichts als eine Folge von Zufällen? Der Bollywood-Tycoon saß auf Shankar-raos Bett. Parvati-bai hatte ihren Mann in die Küche bugsiert, und sie selbst kam nur heraus, um dem Gast Tee zu servieren. Ravan beobachtete jetzt Eddie dabei, wie er sich mit der Nummer eins der Branche unterhielt. Er wirkte vollkommen unbefangen. Wie zum Teufel machte er das bloß? Lag es daran, dass er aus einer aristokratischen Familie kam? Aber das tat Pieta schließlich auch. Und sie war das genaue Gegenteil ihres Bruders, scheu und zurückhaltend –, wenngleich Ravan zugeben musste, dass sie, wenn man sie erst näher kannte, einen ganz anderen, energischen und selbstsicheren Eindruck machte.
    Eines war allerdings klar. Der Knoten war am Ende doch geplatzt. Die gesamte Hindi-Filmwelt, jeder, der in Bollywood irgendjemand war, stand vor CWD -Chawl Nr. 17 Schlange, um Eddie und Ravan zu sprechen.
    Der Filmmogul unterbrach Ravans Grübeleien und sagte: „Tut mir leid, aber ich gehe hier nicht weg, ehe ich nicht ein Ja habe, eine feste Zusage von Ihnen und Eddie.“
    Es war ein wunderbares Gefühl, endlich anerkannt zu sein; so begehrt und umworben zu sein; eine Berühmtheit zu sein; gesagt zu bekommen, dass Eddie und er über Erfolg und Scheitern eines Films entscheiden konnten. Ja, sie waren nun jenes fabulöse Etwas, das sich „the toast of the

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