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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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ihn entdeckt hatten. Ein Mädchen schleuderte etwas nach ihm. Er duckte sich, aber nicht schnell genug. Etwas Spitzes und Hartes schlug ihm gegen die Stirn. Er spürte einen stechenden Schmerz, und Blut tropfte ihm in die Augen. Mehr als der Schmerz war es die unerwartete Grausamkeit, die ihn so sehr erschütterte, dass er sich hinsetzen musste. Das Wurfgeschoss, das ihm die Stirn aufgeschlagen hatte, lag vor ihm. Es war ein ramponierter hölzerner Kreisel mit roten und grünen Streifen. Inzwischen beschmissen ihn die Kinder mit allem, was sie in die Hände bekamen.
    Blutend, bestürzt und kopflos rannte Ravan davon, bis er die Schnellstraße erreichte. Die Kinder waren nicht weit hinter ihm. Ohne groß auf die wild hupenden Autos und Laster zu achten, lief er Haken schlagend über die Fahrbahn. Er würde den ganzen Weg nach Bombay rennen, bis er wieder zu Hause wäre.
    Als die Polizei ihn einsammelte, hätte er die zwei Beamten, die ihn in den Transporter stießen, glatt umarmen können.

    â€žWo sind deine Sachen?“
    â€žIch habe Ihnen doch gerade die ganze Geschichte erzählt!“
    â€žEine äußerst glaubwürdige. Und den Namen hast du dir tatsächlich gut ausgesucht. Es gibt bestimmt eine Million Patels in Maharashtra.“ Der Polizist stieß ihm mit seinem Knüppel in die Rippen.
    â€žDas tut weh! Und der Name war nicht Patel, sondern Patil.“
    â€žAch, das tut weh?“ Der Polizist schaute erstaunt und rammte ihm den Stock noch fester in den Brustkorb, bis Ravan mit dem Rücken an der Wand der Zelle stand. Sie befanden sich in der Polizeiwache Mazagaon. Der diensthabende Sub-Inspector döste, die Füße auf einem großen alten Holztisch, auf seinem Stuhl. Der Deckenventilator schwirrte mit arthritischen Klicken bei jeder Umdrehung vor sich hin. Zwei Polizisten verhörten Ravan. Andere gingen ein und aus. Ein lächelnder Mahatma Gandhi blickte von seiner hohen Warte an der Wand gütig auf das Geschehen herab, während Jawaharlal Nehru, das Kinn auf das Handgelenk gestützt, in einem zweiten Bilderrahmen über die Weltlage sinnierte.
    Der andere Polizist hob mit dem Ende seines Bambusschlagstocks Ravans Penis hoch. „Hey, was baumelt dir da zwischen den Beinen? Noch nie so was gesehen!“
    Ravan lächelte schwach. Er wollte sie nicht beleidigen.
    â€žIrgend so ne Art Krebsgeschwulst?“ Der Polizist hatte angefangen, die Spitze von Ravans Penis und seine Hoden mit leichten Schlägen zu traktieren. „Das müssen wir wegkriegen.“
    Der Polizist musste ein Sammelsurium von Melodien im Kopf haben, nach deren Takt er schlug, denn er wechselte ständig das Tempo: schnelle Trommelwirbel, Stakkato-Märsche und langsame Walzer-Rhythmen.
    â€žBitte nicht!“ Ravans Hoden waren angeschwollen, und er verlor vor Schmerz immer wieder kurzzeitig das Bewusstsein, aber es war ihm absolut klar, warum er solch unerträgliche Leiden erdulden musste. Er hatte sie verdient. Sie waren die Strafe dafür, dass er den Menschen, den er über alles liebte, verraten hatte: Eddies Schwester Pieta.
    â€žDas kann doch unmöglich weh tun.“ Der Polizist versetzte Ravan einen scharfen Hieb auf die Fingerknöchel. „Hier findet eine Ermittlung statt. Bildest du dir ein, nur weil du bekloppt bist, darfst du die Justiz behindern?“
    â€žIch bin nicht verrückt!“, schrie Ravan. „Bitte nicht schlagen!“
    â€žWenn du nicht bekloppt bist, warum hast du dann nichts an, und das auch noch in aller Öffentlichkeit?“ Der zweite Polizist schlug ihm auf den Kopf.
    â€žWarum haben Sie mich denn nicht bei mir zu Haus aussteigen lassen, wie ich Sie gebeten habe, als wir dort vorbeigefahren sind? Meine Mutter ist bestimmt außer sich vor Sorge!“
    â€žDich aussteigen lassen? Weißt du nicht, dass es strafbar ist, nackt auf der Straße rumzulaufen?“
    â€žDieser Gajanan Patil hat mir alles abgenommen, meine Brieftasche, meine Kleider, alles!“
    â€žWarum sollte ausgerechnet ein Patil, ein Dorfvorsteher, dich bestehlen wollen?“
    â€žIch wette, du wolltest mit diesen Kindern und deinem unanständigen Gewächs da vorn irgendein krummes Ding treiben.“ Der erste Polizist führte eine neue Facette in das Verhör ein. „Sag die Wahrheit, hast du dir deshalb Hemd und Hose ausgezogen?“
    â€žIch schwöre Ihnen, dass diese Kinder mich mit

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