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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Großhirnrinde reichte.
    â€žWieso?“ Mrs Fernandes war völlig perplex.
    â€žEr hat Angst, sie könnte mit Eddie oder mir durchbrennen, wenn sie uns erst mal zu sehen kriegt“, spottete Chatterjee.
    â€žDa ist was dran. Euch Typen würde ich meine BSA nicht anvertrauen.“
    â€ž BSA ? Was ist eine BSA ? Ich dachte, sie heißt Sophia?“ Krishnamurthy klang allmählich verärgert.
    Hinter der Trennwand hatte Mr Lester Fernandes begonnen, aufgeregt zu lallen.
    â€žDas ist ein Motorrad, Krishnamurthy“, erklärte Serena Fernandes. „Was die Einheimischen hier eine phatphati nennen. Was ist denn, Les?“, fragte sie ihren Mann, während sie nach nebenan ging.
    â€žDreckiger Kapitalist, der die unterdrückten Massen ausbeutet, um seine bodenlosen Konsumgelüste zu befriedigen!“ Chatterjee hatte zu seiner eigentlichen Sprache zurückgefunden.
    Mrs Fernandes dolmetschte Lesters enthusiastisches Gelalle. „Er möchte das Motorrad sehen.“ Sie hob die Stimme. „Wussten Sie, dass Les zu der Zeit, als er um mich warb, auch eine BSA hatte? Wir sind auf dem Motorrad durch ganz Bombay gedüst, sind manchmal in einer Nacht nach Khandala und zurück. Was das für schöne Zeiten waren, Lester, erinnerst du dich?“
    Das reichte, um Lester in Fahrt zu bringen. Er kriegte sich gar nicht mehr ein. Es klang wie sinnloses Geschnatter, aber Eddie verstand ungefähr, um was es ging. Er durchlebte noch einmal die guten alten Zeiten, als er gesund und jung und verliebt gewesen war. Eddie befürchtete schon, es würde, wie so oft, damit enden, dass er in Tränen ausbrach und sich die kleine Freude ruinierte, die ihm die Erinnerung brachte.
    â€žKommen Sie, Mr Fernandes. Nach Khandala kann ich Sie nicht fahren, aber Sie werden jetzt sechs Stockwerke hinunterfliegen und Ihre alte Maschine sehen und ihren sexy Körper berühren!“
    Noch während der Buchprüfer sprach, hob Eddie Lester aus dem Bett. Serena Fernandes versuchte, ihn aufzuhalten, aber Eddie stieg schon vorsichtig die Treppe hinunter. Der halbseitig gelähmte Lester gurgelte und zappelte wie ein Baby, während seine Frau und Ardeshir nur eine Stufe hinter ihnen folgten.
    â€žNur die Ruhe, Les“, versuchte Serena ihren Mann zu beschwichtigen. „Du willst doch nicht, dass Eddie stolpert und mit dir die Treppe runterfällt, oder?“
    Auf dem letzten Absatz überholte Ardeshir Eddie und rannte voraus. Jetzt konnte man Sophia sehen. Sie war rot wie Lippenstift und hatte eine echte Wahnsinnsfigur; sagen wir ruhig Oberwahnsinnsfigur. Lester starrte die Maschine ungläubig, sehnsüchtig und gleichzeitig erstaunt an. Seine rechte Hand baumelte an seiner Seite, und an seiner Unterlippe lief Spucke herunter. Eddie blieb regungslos stehen. Er hatte noch keine wie sie gesehen. Sie war sinnlich und geheimnisvoll und so gefährlich wie ein verwundeter Gepard. Ihr Körper war lang und geschmeidig, und ihre Augen hielten Eddies Augen wie Scheinwerfer in ihrem Bann.
    Ardeshir zog sein Taschentuch aus der Hosentasche, entfaltete es mit einem Schnipp, als sei es ein Schnappmesser, und machte sich daran, den funkelnd roten Tank zu polieren. Sobald dies erledigt war, setzte er sich im Damensitz auf die Sitzbank und rutschte mit dem Hintern hin und her in der Hoffnung, auch den Lederbezug wie Metall zum Glänzen zu bringen.
    â€žNa los, Lester Fernandes“, schnurrte der Buchprüfer. „Nehmen Sie sie, sie gehört ganz Ihnen!“
    Eddie ließ Mr Fernandes behutsam auf die Sitzbank nieder und stützte ihn von hinten, während Mrs Fernandes seine Hände auf die Lenkstange legte. Ardeshir trat auf den Kickstarter und drehte am Gasgriff. Lester Fernandes’ Augen schlossen sich. Jetzt flog er in der Zeit zurück.
    Der Himmel sah schmierig aus und knurrte aus bös verdorbenem Magen. Ein abgewetzter Tennisball, mit dem Kinder auf dem Bürgersteig seven tiles spielten, verfehlte sein eigentliches Ziel und knallte hart gegen Ardeshirs Rücken. Der Wind jagte Papierfetzen und anderen Müll über den Hof, und die Frauen des Ahmed Chawls kamen aus ihren Einzimmerwohnungen auf die Gemeinschaftsbalkons gerannt, um die Wäsche abzuhängen. Les drehte plötzlich am Gasgriff, und die Maschine sprang fast vom Ständer. Das Motorrad hatte geschafft, was Mrs Fernandes selbst mit täglichen mehrstündigen Bemühungen nie gelungen

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