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Die Staufer und ihre Zeit

Die Staufer und ihre Zeit

Titel: Die Staufer und ihre Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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Eindruck erweckt, das Kirchenoberhaupt betrachte die Kaiserwürde als ein von ihm vergebenes Lehen, eskaliert der Konflikt zwischen dem Reich und Rom, es kommt zum Zerwürfnis.
    Fortan versucht Dassel, mit kaisertreuen Gegenpäpsten die Macht der römischen Kurie zu brechen. Dabei erweist er sich als erster eiserner Kanzler der Deutschen. Indem er den Ruhm und Einfluss des Kaisers stärkt, vermehrt er seine eigene Macht. Dassel sei »Anfang, Mitte und Ende der Ehre
des Kaisers«, schreibt einer der Notare der Reichskanzlei im März 1162 in einem Brief. Der Kanzler prägt dabei ein Weltbild, in dem Kaiser Barbarossa das Erbe des Caesarentums antritt und ein Reich mit universalem Anspruch für die gesamte Christenheit führt. Ein hofnaher Dichter preist Barbarossa folgerichtig gar als »Herrn der Welt«.
    Erbitterter Gegner ist viele Jahre lang Papst Alexander III. In einem demonstrativen Kraftakt versuchen Barbarossa und Dassel, die Machtstellung des Reiches gegen Rom zu manifestieren. Zu Pfingsten, am 23. Mai 1165, versammeln sich Dutzende von Bischöfen, Herzögen, Grafen und deren Gesandte auf dem Hoftag zu Würzburg. Zunächst debattieren die Macht- und Würdenträger über eine Verständigung zwischen Kaiser und Papst, bis Dassel überraschend die Versammlung betritt.
    Der Kanzler fordert den Kaiser, die Fürsten und Bischöfe auf, sich zu verpflichten, nur noch den Gegenpapst Paschalis III. und die von dessen Partei benannten Nachfolger anzuerkennen. Nur so könne man der päpstlichen Anmaßung wirksam entgegentreten. Der Kaiser folgt dem Vorschlag seines Kanzlers, auch etwa 40 Amts- und Würdenträger leisten den geforderten Eid. Ein kaiserliches Manifest droht Eidver-weigerern den Entzug der Ämter und Lehen an.
    Doch damit hat Barbarossa seinen Machtanspruch überdehnt. Mehrere Kirchenobere, darunter der Erzbischof von Mainz, wenden sich vom Kaiser ab und unterstützen Papst Alexander III. Die Erzbischöfe von Magdeburg, Hamburg-Bremen und Bamberg legen den Eid nur unter Vorbehalt ab. Andere Würdenträger verlassen überstürzt den Reichstag oder bitten um Bedenkzeit.
    Barbarossas These auf dem Hoftag, der wahre »Schismatiker«, der wirkliche Kirchenspalter, sei Alexander III., droht die deutschen Fürsten zu entzweien. Da suchen Kaiser und Kanzler
Rettung in einem weiteren propagandistischen Schachzug. Sie lassen Karl den Großen in Aachen heiligsprechen – damit inszeniert sich der Staufer als Erbe des fränkischen Kaisertums, einer Instanz, die über alle Zweifel erhaben ist.
    Gegenpapst Paschalis billigt die Kanonisierung, geistliche und weltliche Fürsten sowie zahlreiche Ritter versammeln sich am 29. Dezember 1165 im Aachener Münster um die Gebeine Karls. Die sterblichen Überreste des Herrschers werden aus dem Grab geholt und in ein goldenes Gefäß gelegt, das in einem hölzernen Schrein steht. Die Zeitgenossen sind empfänglich für solche machtvoll-religiösen Spektakel. Tatsächlich wirkt die Heiligsprechung mobilisierend. Barbarossa und Dassel brechen einige Monate nach dem Aachener Achtungserfolg mit einem Heer zu einem weiteren Feldzug nach Italien auf.
    Barbarossa-Büste – das rund 31 Zentimeter hohe Reliquiar aus vergoldeter Bronze entstand wahrscheinlich nach der Kaiserkrönung Friedrichs I. im Jahr 1155.

    1167 gelingt es ihnen, Papst Alexander in die Flucht zu schlagen, Gegenpapst Paschalis kann sogar eine Messe in der Peterskirche lesen. Der endgültige Sieg des Reiches über die Kurie ist in greifbare Nähe gerückt. Doch da bricht in der Sommerhitze bei Rom eine Seuche aus, wahrscheinlich eine bakterielle Ruhr. Der Krankheit fallen im August 1167 etwa 2000 kaiserliche Krieger und führende Fürsten zum Opfer. Auch Reinhard von Dassel stirbt an der Infektion. Erschüttert, politisch wie physisch geschwächt, kehrt der Kaiser mit einer kleinen Schar Getreuer nach Deutschland zurück.
    Die Katastrophe vor Rom, von den Päpstlichen sogleich als Strafgericht Gottes gedeutet, öffnet den Weg zu einer Wende in der kaiserlichen Politik. Zwar versucht Friedrich 1176 noch einmal in einem letzten Kraftakt, seine Ansprüche gegenüber den norditalienischen Städten, von denen sich mehrere im Lombardenbund zusammengeschlossen und mit Alexander III. verbündet haben, militärisch durchzusetzen. Doch der neben dem Kaiser wichtigste deutsche Fürst, der Welfe Heinrich der Löwe, verweigert Friedrich die Gefolgschaft beim erneuten Feldzug. In der Schlacht von Legnano Ende Mai 1176 erleidet das

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