Die Staufer und ihre Zeit
kaiserliche Heer eine schwere Niederlage, Barbarossa entgeht nur knapp einer gegnerischen Lanze und stürzt vom Pferd.
Die Schlacht von Legnano lässt Barbarossa hart aus seinen Weltmachtträumen erwachen. Er muss erkennen, dass er seine Konflikte mit den norditalienischen Städten und dem Papst nicht militärisch lösen kann. Er entschließt sich zum Frieden und entsendet im Herbst 1176 eine Delegation zu Alexander III., im Jahr darauf gelingt ihm in Venedig eine Einigung mit dem langjährigen Widersacher.
Dass der Kaiser sich mit der Kurie arrangiert, schwächt die Lombarden und macht sie empfänglich für einen Kompromiss. Der Städtebund schließt 1183 mit Barbarossa in Konstanz einen Friedensvertrag. Die norditalienischen Kommunen bleiben Teil des Reiches, erhalten aber eine weitgehende Autonomie. Der Kaiser bleibt ihr oberster Gerichtsherr, erkennt aber die rechtliche Eigenständigkeit der Städte an, die Städte dürfen zumeist ihre Konsuln wählen, die wiederum einen Treueid auf den Kaiser zu leisten haben. Die filigrane Konstruktion korrigiert eine jahrzehntelange Fehleinschätzung Friedrichs. Der Kaiser hatte offenkundig lange geglaubt, er könne die kommunalen Strukturen in Norditalien zerschlagen. Doch die von ihm eingesetzten Statthalter konnten keine funktionierende Verwaltung aufbauen, auch weil die Norditaliener das von Deutschen dominierte kaiserliche Machtsystem als Fremdherrschaft ablehnten. Nur einige Städte wie Como und Pavia standen an seiner Seite.
Die pragmatische neue Südpolitik gegenüber dem Papst und den italienischen Städten ermöglicht dem Kaiser nach über zwei Jahrzehnten erbitterter Kämpfe eine Phase der Konsolidierung. Friedrich I. ist zu einem erfahrenen Staatsmann gereift, der es versteht, aus Feinden Verbündete zu machen. Im Januar 1185 nimmt der 62-jährige Kaiser sogar erstmals an einer Tagung des Lombardenbundes teil. Wenige Woche später unterzeichnet er in der Pfalz zu Reggio ein
Bündnis mit Mailand, der Stadt, die er 23 Jahre zuvor grausam zerstören ließ.
Nördlich der Alpen bemüht sich Barbarossa seit Beginn seiner Herrschaft darum, seinen Machtbereich nach Osten und Westen auszudehnen. Manches gelingt, anderes nicht. Sein Versuch, das Reich zur dominierenden Ordnungsmacht auf dem Kontinent zu machen, weckt vor allem in England Misstrauen. Johann von Salisbury, führender Theologe auf der Insel, formuliert die britische Aversion gegen Barbarossa: »Wer hat die Deutschen zu Richtern über die Nationen bestellt?«, fragt er herausfordernd.
Friedrich hat stets das Ziel im Sinn, ein möglichst geschlossenes Herrschaftsgebiet zu schaffen. Dabei gelingt es ihm, von der Westschweiz und dem Oberrhein bis zum Harz, dem Thüringerwald und dem jetzt tschechischen Eger (Cheb), Gebiete unter seiner Krone zu vereinen. Böhmen, das eine Art Autonomie genießt, ist unter Friedrich I. ein Teil des Reiches und dessen Zitadelle im Osten. In einer engen Verbindung mit dem deutschen König erblühen Böhmens Städte.
Um auch Polen seiner Einflusssphäre einzuverleiben, unternimmt Barbarossa 1157 und 1172 Feldzüge in das damals in sechs unabhängige Herzogtümer zerfallene Königreich. Polen wird von deutschen Kriegern »verwüstet mit Feuer und Schwert«, wie ein kaisertreuer Dichter notiert. Anlass für die Kriege ist unter anderem die Weigerung polnischer Fürsten, Barbarossa Lehenseid und Tribut zu leisten. Das slawische Land bleibt auch nach den beiden kaiserlichen Feldzügen ein Unruheherd. Barbarossas Reich hat eine ungesicherte Ostgrenze.
Womöglich ist dem Schwaben Friedrich der deutsche Nordosten fremd. Sein Vetter Heinrich der Löwe betreibt dagegen die Ostkolonisation beharrlich gegen den Widerstand slawischer Stämme. Während Barbarossa über zwei Jahrzehnte lang auf Italien fixiert ist, wird Heinrich immer mächtiger. Der Welfe gründet München, stiftet Lübeck den Dom und errichtet sich in Braunschweig eine Residenz.
CHRONIK FRIEDRICH I.
1122 als Sohn des Herzogs von Schwaben geboren
1147 – 1149 Teilnahme am Zweiten Kreuzzug
9. März 1152 Königskrönung in der Pfalzkapelle in Aachen
18. Juni 1155 Kaiserkrönung in Rom
26. März 1162 Barbarossa befiehlt die Zerstörung Mailands.
29. Dezember 1165 Heiligsprechung Karls des Großen in Aachen
August 1167 Nach einer Belagerung Roms dezimiert eine Seuche Barbarossas Heer, auch Kanzler Dassel stirbt.
Februar 1176 Der Welfenfürst Heinrich der Löwe verweigert Friedrich die militärische Unterstützung
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