Die Staufer und ihre Zeit
wenn der König bei ihnen vorbeikam. Der Mainzer Erzbischof soll nach dem großen Hoftag 1184 in Mainz geklagt haben, es sei eine sehr teure Veranstaltung für ihn gewesen.
WEINFURTER: Ja, die Gastgeber haben oft versucht, die Kosten gering zu halten und dem Hof möglichst wenig anzubieten. Einmal soll ein Bischof, der aufgefordert wird, dem vorbeiziehenden König mit seinem Gefolge etwas abzuliefern, sich geweigert haben. Er habe nichts, sagt er, vor allem keinen Wein – den will er schon gar nicht abgeben. Am Ende schickt er dem König ein paar Felle – und kommt damit davon.
SPIEGEL: Herr Professor Weinfurter, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
»HERR DER WELT«
Friedrich I. Barbarossa, zum Ritter erzogen, strebte nach der universalen Macht. Geschickt setzte er sich als Imperator in Szene, musste aber häufig Niederlagen einstecken – bis er in Anatolien ertrank.
Von Uwe Klußmann
Auf die Krönungsfeier folgt ein blutiger Krawall. Viel Zeit zum stolzen Innehalten bleibt Friedrich I. Barbarossa nicht, als Papst Hadrian IV. ihm am 18. Juni 1155 vor dem Hauptaltar St. Peters in Rom die Kaiserkrone aufs Haupt setzt. Der 32-jährige Schwabe ist am Ziel – und schon am Rande des Abgrunds.
Kaum sind die Jubelrufe deutscher Krieger im Petersdom verklungen, kaum ist Barbarossa zu Pferde durch das Goldene Tor in sein Zeltlager an den Stadtmauern zurückgekehrt, verwandelt sich der heilige Ort in einen Hexenkessel. Das römische Volk, von den Päpstlichen durch Schließung der Tore an der heutigen Engelsbrücke von der Krönungsfeier ferngehalten, durchbricht die Sperren. Das »heißblütige, um seinen Krönungssold betrogene Volk der Römer«, so der Historiker Wilhelm von Giesebrecht, bricht zur Peterskirche durch, misshandelt mehrere Kardinäle und erschlägt gar zwei kaiserliche Krieger.
So beginnt der blutige Aufstand einer gegen Papst und Kaiser gerichteten römischen Protestbewegung. Von Hunger und Hitze getrieben, zieht der Kaiser schließlich ab. Kurz zuvor, bei seiner Krönung, hatte er noch »vor Gott und dem
heiligen Petrus« geschworen, ein »Schutzherr und Verteidiger der Römischen Kirche« zu sein. Mit den Truppen verlässt auch das Kirchenoberhaupt die Stadt.
Äußerlich freundlich verabschieden sich der Papst und Friedrich I. bei Tivoli. Dann führt der Kaiser sein Heer ins Reich nördlich der Alpen zurück. Seinem Versprechen, Rom für den Papst zu unterwerfen, will er später mit frischen Kräften nachkommen. Seither geht ein Riss durch die Bande, die Kaiser und Kurie verbinden, ein Riss, der bald zur tiefen Kluft wird. Denn Friedrich I. Barbarossa, »der Rotbart«, wie ihn die Italiener nennen, mag sich nicht als Befehlsempfänger des Papstes verstehen. Er will das Reich, das sich in einem desolaten Zustand befindet, aufrichten und festigen – wenn möglich mit dem Papst, notfalls gegen ihn.
Die Bereitschaft zum Kampf und der Wille zur Macht zeichnen den 1122 geborenen Sohn des Herzogs von Schwaben früh aus. Der junge Fürst wächst in einer höfischen Atmosphäre auf, in der die Mentalität eines kriegerischen Adels vorherrscht. Von Kind auf lernt Friedrich den Umgang mit Schild und Schwert, Bogenschießen, Reiten und Schwimmen. Aber auch Schachspielen, Dichten und Tanzen gehören zu seinem täglichen Erziehungsprogramm. Die Ausbildung zum Ritter absolviert er wohl gemeinsam mit dem etwa gleichaltrigen Prinzen Sven von Dänemark. Der junge Friedrich erhält die »Schwertleite« und wird in den Kreis der Ritter aufgenommen.
Der frischgeweihte Ritter soll denn auch gleich bei der Verwüstung von Gütern gegnerischer Fürsten geholfen, an der Eroberung Zürichs teilgenommen und eine scheinbar uneinnehmbare Burg bezwungen haben. So früh beginnen die Barbarossa-Legenden.
In jedem Fall lernt er zeitig, dass bewaffnete Gewalt ein Mittel ist, um Ziele durchzusetzen. Als 24-Jähriger entschließt
sich Friedrich zur Teilnahme an einem Kreuzzug unter Führung seines Onkels, König Konrads, gemeinsam mit etlichen Verwandten. Ihn treiben offenkundig religiöse Überzeugungen. Während des Kreuzzugs lernt der Stauferspross andere Kämpfer aus europäischen Nachbarländern kennen, er entwickelt ein Gespür für die politischen Kräfte des Kontinents. Als Friedrich 1149 nach Deutschland zurückkehrt, ist er ein geachteter Ritter und Fürst.
Und er ist jemand, der aufs Ganze geht, wenn sich eine Chance bietet. Am 4. März 1152, kaum drei Wochen nach dem Tod Konrads III., gelingt es ihm, dessen
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