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Die Staufer und ihre Zeit

Die Staufer und ihre Zeit

Titel: Die Staufer und ihre Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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König konnten die »Acht« verhängen. Niemand durfte einen Geächteten aufnehmen, bewirten, mit ihm Geschäfte machen. In der schlimmsten Form der Acht durfte jedermann den Verurteilten gefangen nehmen oder töten. Der Papst konnte den Bann aussprechen, das heißt, jemanden exkommunizieren und damit vom Gottesdienst und von den anderen Sakramenten ausschließen. Die Todesstrafe wurde bei den Armen in der Regel am Galgen vollstreckt, Adlige hatten das Vorrecht auf Enthauptung, die nicht als ehrenrührig galt.

    Geblendet und verkrüppelt irrt Helmbrecht zurück zu seines Vaters Haus. Doch der nimmt ihn nicht auf, verjagt ihn mit Spott und Hohn: »Nicht kümmer’ ich mich um eure Not« , ruft er und lässt den Sohn vom Hofe jagen.
    Ein Jahr lang irrt der Ausgestoßene humpelnd umher, bis er eines Tages im Wald auf Bauern trifft, die er zuvor beraubt hat. Dem einen nahm er die beste Kuh, dem anderen die Kleidung, das Kind eines dritten hat er einst misshandelt.
    »Gib Helmbrecht auf die Mütze acht!« , rufen sie. Dann zerreißen sie die bestickte Kopfbedeckung, zerren am Haar, das Helmbrecht noch immer nach Ritterart lang gelockt trägt. »Drauf an einen Baum hängten sie ihn.«
    Wernher der Gärtner atmet auf: »Und damit endet diese Mär.«

DES KAISERS HÜHNERFARM
    Das Mainzer Hoffest von 1184, bei dem Barbarossa die Schwertleite seiner Söhne Heinrich und Friedrich zelebrierte, war ein prachtvoller Höhepunkt des gesamten Mittelalters.
    Von Dietmar Pieper
    Der Dichter Guiot hat von der Welt schon einiges gesehen, er ist ein Troubadour, ein fahrender Sänger aus der stolzen Stadt Provins drei Tagesreisen vor Paris. Die großen Höfe Frankreichs sind ihm vertraut, aber auch die Paläste und goldschimmernden Kirchen der fernen, märchenhaft reichen Stadt Konstantinopel. Nun, zum Pfingstfest des Jahres 1184, ist Guiot de Provins in die deutschen Lande geladen, an den Rhein.
    Kaiser Friedrich I. Barbarossa hat die Großen seines Reiches und viele illustre Gäste von weither nach Mainz gebeten, um mit ihm die Schwertleite seiner Söhne zu feiern: Heinrich und Friedrich, der eine schon deutscher König, der andere Herzog von Schwaben, sollen in die Gemeinschaft der Ritter aufgenommen werden. Und der Vater will vor aller Welt beweisen, dass niemand größer und prächtiger zu feiern versteht als er, der Imperator in der Nachfolge Caesars.
    Was Guiot, der welterfahrene Troubadour, zu sehen bekommt, beeindruckt ihn tatsächlich tief. In seinem Loblied singt er: »Den Kaiser Friedrich habe ich gesehen,/Hof halten zu Mainz, und muss gestehen/dass niemals jemand diesem gleich/erschienen – fest versicher ich’s euch.«

    Kaiser Barbarossa mit seinen Söhnen Heinrich und Friedrich
    (Illustration um 1180)
    Natürlich, der Gast muss immer loben, der Dichter zumal. Aber Guiots Zeugnis ist nur eines von vielen, das den ungeheuren Prunk jener Pfingsttage herausstreicht. »Ich glaube, dass alle, die heute am Leben sind, niemals eine größere Feier gesehen haben«, schreibt der Minnesänger Heinrich von Veldecke. Die Sächsische Weltchronik rühmt »de groteste hochtit en, de ie an Dudischeme lande ward« – das größte aller jemals gefeierten Feste in Deutschland. Auch spätere Generationen kennen keine glänzendere »hochtit« als jenen Hoftag zu Mainz. Die kaiserliche Versammlung an den Ufern des Rheins bleibt ein unerreichter Höhepunkt des Mittelalters.
    Im Frühling 1184 hat der Gastgeber gerade einige ziemlich gute Jahre hinter sich. Sieben Jahre zuvor hat er sich mit Papst Alexander III. ausgesöhnt; anschließend ist es ihm mit Hilfe der Reichsfürsten gelungen, seinen Widersacher Heinrich den Löwen zu entmachten. Sogar mit den lombardischen Städten hat er 1183 ein Arrangement hinbekommen und den Frieden von Konstanz geschlossen. Nun will er den Bestand seines Hauses sichern, die Söhne sind im richtigen Alter, 18 und 17 Jahre alt.
    Hoftage gibt es viele, sie gehören zum üblichen Regierungsgeschäft der Herrscher in jener Zeit. Der König, der weit davon entfernt ist, über absolutistische Machtmittel zu verfügen, sucht »Rat und Beistand« bei den bedeutenden Fürsten im Land, so heißt die offizielle Formel. Man sieht sich, man kennt sich: In den Jahren zwischen 1152 und 1189 beruft Barbarossa im »Regnum teutonicum« nördlich der Alpen 156 Hoftage ein. Die ganze Palette der mittelalterlichen Politik wird bei diesen hochherrschaftlichen Treffen verhandelt: Streit schlichten, Lehen vergeben, Feldzüge planen und

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